eigentümlichen Zauber aus. Die Inder sind das Y k der
Romantik im Alterthum, die Deutschen sind es in der
neueren Zeit. In keinem Lande hat das Studium des Sanskrit,
trotz seiner geringen praktischen Vortheile, eine so starke An-
ziehungskraft für die jungen, strebsamen Geister als in Deutsch-
land, nirgends giebt es so zahlreiche und so tüchtige Forscher,
nirgends hat auch die Regierung durch Creirung von Lehrstellen
so viel für die wissenschaftliche Erforschung des Sanskrit gethan
als eben in Deutschland. Wer die alt-indische Sprache und
Literatur wahrhaft wissenschaftlich studiren will, muss in kein
anderes Land als nach Deutschland gehen. Mit wahrhaftem
Bienenfleiss haben die deutschen Gelehrten Ausgaben, Ueber-
setzungen, Grammatiken und Wörterbücher der Sanskrit-Litera-
tur zusammen getragen und zusammen gearbeitet; und wenn
heutzutage die indische Literatur und Sprache in der ganzen cul-
tivirten Welt hoch geachtet wird, so darf man nie vergessen,
mit welch tiefem Yerständniss ein Goethe und ein Rückert
der indischen Poesie entgegen kamen und ihr Lob verkündigten,
und wie andrerseits mit der Kenntniss des Sanskrit durch
Friedrich Schlegel und Bopp eine der interessantesten Wissen-
schaften begründet wurde, die vergleichende Sprachforschung,
die in erster Linie eine deutsche Wissenschaft genannt
werden darf.
Und es sind in der That erst die letzten hundert Jahre
die uns den ganzen reichen Schatz dieser grossen und be-
deutenden Literatur von Indien erschlossen haben.
Im Jahre 1785, also gerade vor 100 Jahren, veröffent-
lichte der Engländer Ch. Wilkins seine Uebersetzung des
berühmten theosophischen Gedichtes Bhagavadgita, des Liedes
von der Gottheit, das erste Werk aus der ganzen indischen Lite-
ratur, welches in Europa bekannt wurde. Und erst im Jahre
1792, also nicht viel über 90 Jahre zurück, erschien der erste
gedruckte Sanskrittext, Kalidäsa's Gedicht Ritusamhära, eine
• farbenreiche Schilderung der indischen Jahreszeiten.
Ueberschauen wir heute die Gesammtheit dessen, was in
diesem doch nicht allzulangen Zeitraum für die Kenntniss der
indischen Literatur und Cultur geschehen ist, — sind wir da-
bei im Stande, die ungeheuren Schwierigkeiten zu beurtheilen,
mit denen das Eindringen in viele Gebiete dieser Literatur
verbunden war, so ergreift uns unwillkührlich ein Gefühl ehr-
fürchtiger Bewunderung, denn fast der ganze grossartige Bau
der indischen Literatur steht in zum Theil mustergültigen Aus-
gaben bereits vor uns aufgerichtet da, ausgestattet mit den besten,
Romantik im Alterthum, die Deutschen sind es in der
neueren Zeit. In keinem Lande hat das Studium des Sanskrit,
trotz seiner geringen praktischen Vortheile, eine so starke An-
ziehungskraft für die jungen, strebsamen Geister als in Deutsch-
land, nirgends giebt es so zahlreiche und so tüchtige Forscher,
nirgends hat auch die Regierung durch Creirung von Lehrstellen
so viel für die wissenschaftliche Erforschung des Sanskrit gethan
als eben in Deutschland. Wer die alt-indische Sprache und
Literatur wahrhaft wissenschaftlich studiren will, muss in kein
anderes Land als nach Deutschland gehen. Mit wahrhaftem
Bienenfleiss haben die deutschen Gelehrten Ausgaben, Ueber-
setzungen, Grammatiken und Wörterbücher der Sanskrit-Litera-
tur zusammen getragen und zusammen gearbeitet; und wenn
heutzutage die indische Literatur und Sprache in der ganzen cul-
tivirten Welt hoch geachtet wird, so darf man nie vergessen,
mit welch tiefem Yerständniss ein Goethe und ein Rückert
der indischen Poesie entgegen kamen und ihr Lob verkündigten,
und wie andrerseits mit der Kenntniss des Sanskrit durch
Friedrich Schlegel und Bopp eine der interessantesten Wissen-
schaften begründet wurde, die vergleichende Sprachforschung,
die in erster Linie eine deutsche Wissenschaft genannt
werden darf.
Und es sind in der That erst die letzten hundert Jahre
die uns den ganzen reichen Schatz dieser grossen und be-
deutenden Literatur von Indien erschlossen haben.
Im Jahre 1785, also gerade vor 100 Jahren, veröffent-
lichte der Engländer Ch. Wilkins seine Uebersetzung des
berühmten theosophischen Gedichtes Bhagavadgita, des Liedes
von der Gottheit, das erste Werk aus der ganzen indischen Lite-
ratur, welches in Europa bekannt wurde. Und erst im Jahre
1792, also nicht viel über 90 Jahre zurück, erschien der erste
gedruckte Sanskrittext, Kalidäsa's Gedicht Ritusamhära, eine
• farbenreiche Schilderung der indischen Jahreszeiten.
Ueberschauen wir heute die Gesammtheit dessen, was in
diesem doch nicht allzulangen Zeitraum für die Kenntniss der
indischen Literatur und Cultur geschehen ist, — sind wir da-
bei im Stande, die ungeheuren Schwierigkeiten zu beurtheilen,
mit denen das Eindringen in viele Gebiete dieser Literatur
verbunden war, so ergreift uns unwillkührlich ein Gefühl ehr-
fürchtiger Bewunderung, denn fast der ganze grossartige Bau
der indischen Literatur steht in zum Theil mustergültigen Aus-
gaben bereits vor uns aufgerichtet da, ausgestattet mit den besten,