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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0251

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Siebzehnte Vorlesung»

Geistige und religiöse Neubildungen der Uebergangsperiode aus der ve-
dischen Zeit in das Mittelalter. Der männliche Gott Brahma. Die Lehre
von der Seelenwanderung, ihr Ursprung und ihre erste Entwickelung.
Buddha und der Buddhismus. Die Quellen zum Studium desselben.
Geistiger Zusammenhang Buddha's und seiner Lehren mit der voran-
gehenden Epoche.

Mit den Upanishaden hat' die vedische Periode ihren Ab-
schluss gefunden; Vedanta, Ende des Veda, nennt sie darum
der Inder. Sie bezeichnen den Höhepunkt in der Gedanken-
entwickelung dieser Zeit, zugleich aber enthalten sie im Keim,
zum Theil auch schon mehr oder weniger entwickelt, geistige
Elemente, Neubildungen, die in der nun folgenden Periode zu
hoher Bedeutung gelangen sollten. Diese neue Zeit beginnt
etwa mit dem Jahre 600 vor Chr. Sie ist gleich zu Anbeginn
dadurch gekennzeichnet, dass in ihr — sehr im Gegensatz zu
der altvedischen Periode — lauter und lauter die Predigt er-
schallt, abzulassen von den vergänglichen Gütern und Freuden
dieses Lebens und zu fliehen von der Welt. Sie ist gekenn-
zeichnet durch das Auftreten mehr als eines Mönchsordens,
mehr als einer asketischen Gemeinschaft, mehr als eines mön-
chischen Lehrers und Sektenhauptes, und ihr ganzes Wesen, die
sittlich-religiöse Basis, auf der sie sich constituirt, wie auch
die äussere Physiognomie, die sie gewinnt, ist in so vielen Be-
ziehungen aufs Nächste verwandt mit jener Periode in der Ent-
wickelung des Abendlandes, die wir mit dem Namen Mittelalter
zu benennen pflegen, dass wir dieser Periode in der Geschichte
Indiens, wie ich glaube, keinen treffenderen Namen geben
können als den des „indischen Mittelalters". Ich behalte
es mir für eine der späteren Vorlesungen vor, diese Parallele
zwischen dem indischen und dem bendländischen Mittelalter
näher auszuführen,1 und will für jetzt mir.nur erlauben, Ihre

1 Einiges darüber habe ich bereits früher bemerkt in meinem Vor-
trag „Ueber die Poesie des indischen Mittelalters", Dorpat 1882.

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