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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0134

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Zehnte Vorlesung.

Charakteristik der Theologie des Yajurveda. Allgemeine Bestimmung.
Das Symbolisiren und Identificiren. Etymologieen. Die Lehre von der
Macht und Bedeutung des Opfers. Bedeutung des theologischen Wissens.
Die Legenden. Der Charakter, in welchem die Götter in diesen Er-
zählungen erscheinen. Brahmanisirung der Götter, — das Gegenstück

zur Deificirung der Priester.

Nachdem wir uns zunächst mit dem Cultus zur Zeit des
Yajurveda beschäftigt haben, wollen wir nun den Versuch
machen, auch die theologischen Speculationen dieser Zeit
etwas näher kennen zu lernen.

"Wenn ich hier das Wort Theologie gebrauche, so muss
ich fast um Entschuldigung deswegen bitten, so wenig dürfte
das, was die Yajurveden bieten, mit demjenigen übereinstimmen,
was man heutzutage mit diesem Worte bezeichnet und was Sie
demnach wohl erwarten dürften. Um Ihre Erwartungen also
nicht zu sehr zu enttäuschen, will ich vorausschicken, dass es
sich hier nur um die ersten Anfänge und Versuche theologischen
Denkens handelt, gewissermassen einen Keim, der noch dazu
in seiner Unförmlichkeit und Gestaltlosigkeit nur wenig Hoff-
nung für die spätere Entwickelung zu erwecken vermag. Dass
dennoch das theosophische Denken der Brahmanen in späterer
Zeit sich zu bedeutender Höhe aufgeschwungen, ist allbekannt.
In den Upanishaden, deren Entstehung sich an die der Bräh-
mana's und Äranyaka's anschliesst, treten uns wirklich tief-
sinnige und bedeutende Gedanken und Betrachtungen entgegen.
Aber auch dort ist das Gold noch oft sehr stark mit unreinen
Elementen gemischt; abstruse Phantasmen, die sonderbarsten
Allegorieen und Legenden treten bisweilen recht störend und
unerfreulich in den Weg. Es gilt da immer erst das reine
Metall von den Schlacken zu sondern, und es findet sich wirk-
lich schönes und reines Metall. Was uns aber in den Yajur-
veden an theologischen Speculationen entgegen tritt, ähnelt fast
 
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