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Alles noch diesen Schlacken, und nur( selten entdeckt man eine
blitzende Ader edlen Metalles.
Wenn man bei den Upanishaden sich bisweilen nicht genug
darüber wundern kann, wie bedeutende, ja erhabene Betrach-
tungen mit so verworrenem und plattem Zeuge vermischt werden
konnten, dann wird zum Verstandniss dieser Eigentümlichkeit
gerade die Kenntniss der Yajurveden sehr wesentlich beitragen
können, denn aus den prosaischen Theilen dieser Werke ent-
wickeln sich die Brähmana's und Aranyaka's, und aus diesen
keimen sodann die Upanishaden hervor. Diesen Ursprung
können sie nie ganz verleugnen, und es ist nicht uninteressant,
den unförmlichen Keim in seiner Entwickelung zu beobachten,
wo wir ihn dann zuletzt manche schöngestaltete, werthvolle
Blüthe hervortreiben sehen.
Erwarten Sie kein theologisches System! Ein solches bietet
uns der Yajurveda überhaupt nicht, vielmehr nur eine Menge
von Erklärungen, Deutungen und Speculationen über die ein-
zelnen Theile der Opferhandlung, wobei ein beständiges Sym-
bolisiren und Identificiren derselben unter einander und mit
den verschiedensten Dingen auf der Erde und im Himmel, vor
Allem mit den Göttern selbst, eine Hauptrolle spielt. Dazu
kommen dann eine Menge meist recht sonderbarer Legenden,
Betrachtungen über die grosse Bedeutung der Opferhandlungen,
des heiligen Wissens u. dgl. m. Ist es auch noch keine Theo-
logie in unserem Sinne, so werden wir daran doch die Art des
theologischen Denkens und Schliessens, die Vorstellungen der
Brahmanen jener Zeit über die Götter, die Welt und das
Opfer genugsam kennen lernen können, und dies ist es ja, was
uns jetzt in erster Linie interessiren muss, sowie es auch in
Indien während jener Jahrhunderte den Mittelpunkt des Inter-
esses bildete.
Das Symbolisiren und Identificiren.
Wir haben im Rigveda eine eigenthümliche Richtung des
indischen religiösen Denkens beobachtet, die darauf ausging,
die Gestalten der verschiedenen Götter in einander übergehen
und zusammenfliessen zu lassen, ja schliesslich verschiedene
Götter geradezu mit einander zu identificiren. Die Neigung
zu solchem Identificiren finden wir nun in der theologischen
Specula/tion der Yajurveda-Periode in noch weit höherem Maasse,
und zwar — was uns von Interesse sein muss — von einer
Alles noch diesen Schlacken, und nur( selten entdeckt man eine
blitzende Ader edlen Metalles.
Wenn man bei den Upanishaden sich bisweilen nicht genug
darüber wundern kann, wie bedeutende, ja erhabene Betrach-
tungen mit so verworrenem und plattem Zeuge vermischt werden
konnten, dann wird zum Verstandniss dieser Eigentümlichkeit
gerade die Kenntniss der Yajurveden sehr wesentlich beitragen
können, denn aus den prosaischen Theilen dieser Werke ent-
wickeln sich die Brähmana's und Aranyaka's, und aus diesen
keimen sodann die Upanishaden hervor. Diesen Ursprung
können sie nie ganz verleugnen, und es ist nicht uninteressant,
den unförmlichen Keim in seiner Entwickelung zu beobachten,
wo wir ihn dann zuletzt manche schöngestaltete, werthvolle
Blüthe hervortreiben sehen.
Erwarten Sie kein theologisches System! Ein solches bietet
uns der Yajurveda überhaupt nicht, vielmehr nur eine Menge
von Erklärungen, Deutungen und Speculationen über die ein-
zelnen Theile der Opferhandlung, wobei ein beständiges Sym-
bolisiren und Identificiren derselben unter einander und mit
den verschiedensten Dingen auf der Erde und im Himmel, vor
Allem mit den Göttern selbst, eine Hauptrolle spielt. Dazu
kommen dann eine Menge meist recht sonderbarer Legenden,
Betrachtungen über die grosse Bedeutung der Opferhandlungen,
des heiligen Wissens u. dgl. m. Ist es auch noch keine Theo-
logie in unserem Sinne, so werden wir daran doch die Art des
theologischen Denkens und Schliessens, die Vorstellungen der
Brahmanen jener Zeit über die Götter, die Welt und das
Opfer genugsam kennen lernen können, und dies ist es ja, was
uns jetzt in erster Linie interessiren muss, sowie es auch in
Indien während jener Jahrhunderte den Mittelpunkt des Inter-
esses bildete.
Das Symbolisiren und Identificiren.
Wir haben im Rigveda eine eigenthümliche Richtung des
indischen religiösen Denkens beobachtet, die darauf ausging,
die Gestalten der verschiedenen Götter in einander übergehen
und zusammenfliessen zu lassen, ja schliesslich verschiedene
Götter geradezu mit einander zu identificiren. Die Neigung
zu solchem Identificiren finden wir nun in der theologischen
Specula/tion der Yajurveda-Periode in noch weit höherem Maasse,
und zwar — was uns von Interesse sein muss — von einer