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ganz anderen Seite ausgehend. Es muss tief in der Eigenart
des indischen Geistes begründet sein, wenn derselbe so — von
verschiedenen Ausgangspunkten beginnend — immer wieder
gerade dieser Form des Denkens und Vorstellens zustrebt.
Symbolische Deutungen der einzelnen Theile des Opfers,
seiner Geräthe, Spenden u. s. w. bilden einen Haupttheil der
theologischen Erörterungen des Yajurveda. Sie dienen sehr
wesentlich dazu, diese Opferhandlungen mit dem Nimbus tiefer,
geheimnissvoller Bedeutung zu umgeben, dunkle und wunder-
bare Gewalten in ihnen ahnen zu lassen. Vom Symbolisiren
ist dann der Schritt zum Identificiren nur ein kleiner, und es
ist oft kaum möglich, die Grenze zwischen beiden klar und
deutlich zu ziehen, kaum möglich oft zu sagen, ob es nur noch
heisst: „Dies bedeutet!" oder schon: „Dies ist!" In dem Denken
jener Brahmanen war die Grenze wohl auch schwerlich scharf
ausgeprägt. Dennoch können wir viele Fälle, wo nur symbo-
lische Beziehung behauptet wird, deutlich scheiden von anderen,
die durchaus als Identificationen bezeichnet werden müssen.
Die symbolische Beziehung, die der Theologe des Yajur-
veda im Opfer sieht, liegt sehr häufig in gewissen Zahlenver-
hältnissen. So z. B., wenn es1 heisst: „Viermal ist die Opfer-
butter geschöpft; das Vieh ist vierfüssig; so verschafft man
sich das Vieh." Oder an einer anderen Stelle2: „Drei Upasad's3
opfert er; drei Welten giebt es; (dies geschieht) um diese
Welten zu gewinnen." Oder4: „Dreimal erhebt er die Stimme,
denn dreimal wahr sind die Götter" (d. h. in Gedanken, Worten
und Werken).5 Offenbar symbolisch ist es auch, wenn es z. B.
heisst6: „Er betritt das Bocksfell; das Bocksfell ist das Vieh;
so tritt er in das Vieh hinein (d. h. gelangt dazu); — — er
opfert mit einem Löffel aus Udumbara-Holz; der Udumbara-
Baum ist die Kraftfülle (Saft und Kraft, stärkende Nahrung);
das geschieht, um Kraftfülle zu verschaffen."
Nur symbolisch kann es auch verstanden werden, wenn es
z. • B. von dem beim Opfer gebrauchten Grasbüschel und der
Opferstreu heisst7: „Der Grasbüschel ist der Opferherr,8 die
1 Mäitr. S. 3, 7, 5. 2 Mäitr. S. 3, 8, 1. 8 Upasad ist der Name
einer bestimmten Ceremonie. 4 Mäitr. S. 4, 1, 3.
5 Vgl. auch die Stelle Mäitr. S. 3, 2, 2: „Mit zwölf (Sprüchen) ver-
ehrt er; zwölf Monate machen das Jahr; so erlangt und verschafft er
sich das Jahr."
6 Mäitr. S. 1, 11, 8. • Mäitr. S. 3, S, 6. '' D. h. doch offen-
bar „bedeutet, stellt dar den 0."
ganz anderen Seite ausgehend. Es muss tief in der Eigenart
des indischen Geistes begründet sein, wenn derselbe so — von
verschiedenen Ausgangspunkten beginnend — immer wieder
gerade dieser Form des Denkens und Vorstellens zustrebt.
Symbolische Deutungen der einzelnen Theile des Opfers,
seiner Geräthe, Spenden u. s. w. bilden einen Haupttheil der
theologischen Erörterungen des Yajurveda. Sie dienen sehr
wesentlich dazu, diese Opferhandlungen mit dem Nimbus tiefer,
geheimnissvoller Bedeutung zu umgeben, dunkle und wunder-
bare Gewalten in ihnen ahnen zu lassen. Vom Symbolisiren
ist dann der Schritt zum Identificiren nur ein kleiner, und es
ist oft kaum möglich, die Grenze zwischen beiden klar und
deutlich zu ziehen, kaum möglich oft zu sagen, ob es nur noch
heisst: „Dies bedeutet!" oder schon: „Dies ist!" In dem Denken
jener Brahmanen war die Grenze wohl auch schwerlich scharf
ausgeprägt. Dennoch können wir viele Fälle, wo nur symbo-
lische Beziehung behauptet wird, deutlich scheiden von anderen,
die durchaus als Identificationen bezeichnet werden müssen.
Die symbolische Beziehung, die der Theologe des Yajur-
veda im Opfer sieht, liegt sehr häufig in gewissen Zahlenver-
hältnissen. So z. B., wenn es1 heisst: „Viermal ist die Opfer-
butter geschöpft; das Vieh ist vierfüssig; so verschafft man
sich das Vieh." Oder an einer anderen Stelle2: „Drei Upasad's3
opfert er; drei Welten giebt es; (dies geschieht) um diese
Welten zu gewinnen." Oder4: „Dreimal erhebt er die Stimme,
denn dreimal wahr sind die Götter" (d. h. in Gedanken, Worten
und Werken).5 Offenbar symbolisch ist es auch, wenn es z. B.
heisst6: „Er betritt das Bocksfell; das Bocksfell ist das Vieh;
so tritt er in das Vieh hinein (d. h. gelangt dazu); — — er
opfert mit einem Löffel aus Udumbara-Holz; der Udumbara-
Baum ist die Kraftfülle (Saft und Kraft, stärkende Nahrung);
das geschieht, um Kraftfülle zu verschaffen."
Nur symbolisch kann es auch verstanden werden, wenn es
z. • B. von dem beim Opfer gebrauchten Grasbüschel und der
Opferstreu heisst7: „Der Grasbüschel ist der Opferherr,8 die
1 Mäitr. S. 3, 7, 5. 2 Mäitr. S. 3, 8, 1. 8 Upasad ist der Name
einer bestimmten Ceremonie. 4 Mäitr. S. 4, 1, 3.
5 Vgl. auch die Stelle Mäitr. S. 3, 2, 2: „Mit zwölf (Sprüchen) ver-
ehrt er; zwölf Monate machen das Jahr; so erlangt und verschafft er
sich das Jahr."
6 Mäitr. S. 1, 11, 8. • Mäitr. S. 3, S, 6. '' D. h. doch offen-
bar „bedeutet, stellt dar den 0."