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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0053

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Vierte Vorlesung.

Der Rigveda und seine Götterwelt. Inhalt, Ursprung und Anordnung
des Rigveda. Allgemeiner Charakter der Hymnen. Weltliche Lieder
im Rigveda. Varuna und die an ihn gerichteten Hymnen. Die anderen
Aditya's. Eintheilung der vedischen Götterwelt. Die Götter der himm-
lischen Lichterscheinungen: Die Agvinen; die Morgenröthe.



Der Rigveda, dessen Charakteristik wir uns nun speciell
zuwenden, ist das älteste Denkmal nicht nur des indischen,
sondern des indogermanischen Geisteslebens überhaupt, dem
höchstens noch die ältesen Gäthä's des Zendavesta an die Seite
gestellt werden können. Er liegt uns in einer Sammlung von
1028 Hymnen1 vor, welche in zehn Bücher, Mandala's oder
Kreise genannt, zerfallen. Die Art ihrer Entstehung und Ueber-
lieferung wird deutlich dadurch charakterisirt, dass die Mehr-
zahl dieser Bücher bestimmten altberühmten priesterlichen
Sängerfamilien als specielles Eigenthum zugeschrieben wird; so
das zweite Buch den Gritsamada's, das dritte dem Vigvä,-
mitra und seiner Familie, das vierte den Vämadeva's, das
fünfte dem Atri und seinen Abkommen, den Ätreya's, das
sechste den Bharadväja's, das siebente Vasishtha und den
Seinigen, das achte vorwiegend wenigstens dem Kanva und den
Kanviden. Buch 1, 9 und 10 stammen von verschiedenen
Verfassern; das neunte ist speciell dem Somaopfer gewidmet;
das erste und zehnte ganz gemischten Inhalts; das zehnte ent-
hält jedenfalls die jüngsten Stücke.

Diese Lieder, meist von priesterlichen Dichtern, den so-
genannten Rishi's oder Weisen der Vorzeit, verfasst, erbten als
werthvolles Kleinod in den Familien ihrer Verfasser von Ge-
schlecht zu Geschlecht, so dass einzelne hervorragende Familien
schliesslich einen ganzen Schatz von Liedern besassen. Diese
verschiedenen Kreise der Hymnendichtung wurden in einer

1 Resp. 1017 Hymnen, je nachdem man nämlich die 11 sogenannten
Y&lakhilya-Hymnen mitrechnet oder nicht.
 
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