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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0525

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Sechsunddreissigste Vorlesung.

Die Märchen- und Fabel-Literatur des indischen" Mittelalters. Ueber-
einstimmung vieler Fabeln mit den äsopischen. Die Streitfrage, ob Ent-
lehnung dieser Fabeln von der einen oder anderen Seite stattgefunden.
Das Pancatantra und seine Wanderung durch eine Menge fremder Lite-
raturen. Form und Anlage des Pancatantra sowie des daraus hervor-
gegangenen Hitopade^a. Die Reflexionen. Der Humor. Einleitung und
Rahmenerzählung des Pancatantra. Erzählung von der „Katze als Richter."

„Der Esel als Sänger.'-'

Es bleibt uns nun noch eine wichtige Klasse epischer
Dichtungen zu besprechen übrig, weiche zum Theil schon stark
in das Gebiet der Reflexionspoesie hinübergreift. Es ist dies
die bei den Indern reichhaltig entwickelte Literatur der Mär-
chen und Fabeln, welche beiden Gattungen hier so eng mit
einander verbunden, ja verwachsen erscheinen, dass es kaum
möglich ist, sie gesondert zu behandeln, wennschon die Fabel
sich ja streng genommen vom Gebiete der Epik entfernt und
in das der Didaktik eintritt. Uebrigens aber ist schon die
eigentliche Epik, ist vor Allem schon das indische Epos xar5
Isoyj'iv, das Mahabhärata, wie überhaupt der grössere Theil
der mittelalterlich indischen Literatur, so stark mit didaktischen
Elementen durchsetzt, dass wir bei der Sondarung des Epischen
und Didaktischen, Sententiösen nicht allzu peinlich verfahren
dürfen.

Bei der Märchen- und Fabel - Literatur der Inder
zeigen sich nun — ganz im Gegensatz zu den bisher be-
sprochenen Dichtungen — zahlreiche und nahe Beziehungen zu
den verwandten Schöpfungen andrer Länder und Völker. Die
Art dieser Beziehungen liegt für die Märchen speciell ziem-
lich klar am Tage. Dieselben sind nämlich in reicher Anzahl
auf den verschiedensten Wegen, beständig sich umgestaltend,
weithin gewandert zu den verschiedensten Völkern und haben
sich bei denselben das Heimathsrecht zu rwerben gewusst.
 
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