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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0599

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Einundvierzigste Vorlesung.

Das indische Drama. Sagen und Vermufhungen über den Ursprung
desselben. Die verschiedenen Arten von Schauspielen nach der Theorie
der Inder. Die Form der Dramen. Prolog und Akte. Einheit der Zeit
und des Ortes nicht beobachtet. Die Sprache. Der scenische Apparat.
Die Weber-Windisch'sche Theorie über den Einfluss des griechischen
Dramas auf das indische. Berührungspunkte des indischen Dramas mit
dem Sbakespeare'schen. Die Blüthezeit des indischen Dramas: Qüdraka,
Kälidäsa, Bhavabhüti. Chronologische Bestimmung dieser Blütheperiode.

Die Anfänge des indischen Dramas sind begreiflicher-
weise in Dunkel gehüllt, wir haben keine historischen Nach-
richten darüber, wo und wie dasselbe entstanden. Aber sowohl
die Sprache wie auch die Tradition der Inder giebt uns eine
Reihe von Anhaltspunkten, mit Hülfe deren wir jenen Ursprung
wenigstens vermutungsweise erschliessen können, und sind die
dahinein schlagenden Thatsachen vor Allem von Lassen in
lichtvoller Weise dargelegt worden.

Die Inder selbst nennen als Erfinder des Schauspiels eine
mythische Persönlichkeit, den Bharata, welcher zuerst Tänze
und Schauspiele vor den Göttern aufgeführt haben soll, wo-
bei Gandharven und Apsarasen die Schauspieler abgaben.1 Als
das älteste Schauspiel, welches noch Bharata selbst vor den
Göttern zur Aufführung brachte, wird, wie schon früher er-
wähnt, die „Selbstwahl der Lakshmi" genannt. Ferner wird
dem Bharata eine Reihe von -Sütra's oder Regeln über die
Schauspielkunst zugeschrieben. Das Wort Bharata bedeutet im
Sanskrit unter Andrem auch „Schauspieler", und es kann wohl
keinem Zweifel unterliegen, dass jener fabelhafte Bharata bloss
als eine Personification der Schauspielkunst aufzufassen ist.

1 Bharata wird ein Muni oder Einsiedler genannt. Nach Andern
soll Brahmä selbst die Kunst aus den Yeda's gesammelt und sie dem
Muni mitgetheilt haben. (Vgl. Wilson, Theater der Hindu's, deutsche
Uebers. p. 3.)
 
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