Zweiundzwanzigste Vorlesung.
Die Cultur des indischen Mittelalters. Quellen für dieselbe. Die
Götterwelt dieser Zeit. System der drei grossen Götter: Brahma, Vishnu,
Qiva. Genesis desselben. Vishnu im Rigveda; im Yajurveda und in den
Brähmana's. Vishnu wird Lieblingsgott der wichtigsten Stämme des
Gangeslandes. Verschmelzung des Yishnu mit verschiedenen Volksgöttern:
Hari, Janärdana, Väsudeva. Förderung dieses Cultus durch die Brah-
manen im Kampfe gegen den aufstrebenden Buddhismus.
Nachdem wir in den letzten Vorlesungen die wichtigsten
politischen Ereignisse des indischen Mittelalters an uns haben
vorüberziehen lassen, wollen wir es nun versuchen, die Cultur
und ihre Entwickelung in dieser Periode etwas näher ins Auge
zu fassen.
Fragen wir zunächst nach den Quellen, aus denen wir
unsere Kenntniss der Cultur des indischen Mittelalters schöpfen,
so sind es in erster Linie die literarischen Denkmäler Indiens
selbst, und zwar lassen sich insbesondere die grossen Epen
Mahäbhärata und Rämäyana sowie das sogenannte Gesetz-
buch des Manu als diejenigen Werke bezeichnen, die uns am
Ausgeprägtesten, am Vollständigsten und Treusten das Bild der
mittelalterlich - brahmanischen Cultur vor die Augen führen.
Misslich sind uns diese, sonst so ungemein werthvollen, Bücher
nur vor Allem wegen der Chronologie: denn schwer, und nur
unter Zuratheziehung anderer Quellen, lässt sich die Ent-
stehungszeit der uns dort vorgeführten brahmanischen Cultur
feststellen, schwer lassen sich die verschiedenen Phasen ihrer
Entwickelung scheiden. Was uns im Mahäbhärata, im Rämäyana
und im Gesetzbuch des Manu fertig entgegentritt, muss Jahr-
hunderte hindurch gewachsen sein, und eben dies Wachsthum
in seinen verschiedenen Stadien festzustellen und auch zeitlich
zu bestimmen, .würde uns doch gerade von besonderem Interesse
Die Cultur des indischen Mittelalters. Quellen für dieselbe. Die
Götterwelt dieser Zeit. System der drei grossen Götter: Brahma, Vishnu,
Qiva. Genesis desselben. Vishnu im Rigveda; im Yajurveda und in den
Brähmana's. Vishnu wird Lieblingsgott der wichtigsten Stämme des
Gangeslandes. Verschmelzung des Yishnu mit verschiedenen Volksgöttern:
Hari, Janärdana, Väsudeva. Förderung dieses Cultus durch die Brah-
manen im Kampfe gegen den aufstrebenden Buddhismus.
Nachdem wir in den letzten Vorlesungen die wichtigsten
politischen Ereignisse des indischen Mittelalters an uns haben
vorüberziehen lassen, wollen wir es nun versuchen, die Cultur
und ihre Entwickelung in dieser Periode etwas näher ins Auge
zu fassen.
Fragen wir zunächst nach den Quellen, aus denen wir
unsere Kenntniss der Cultur des indischen Mittelalters schöpfen,
so sind es in erster Linie die literarischen Denkmäler Indiens
selbst, und zwar lassen sich insbesondere die grossen Epen
Mahäbhärata und Rämäyana sowie das sogenannte Gesetz-
buch des Manu als diejenigen Werke bezeichnen, die uns am
Ausgeprägtesten, am Vollständigsten und Treusten das Bild der
mittelalterlich - brahmanischen Cultur vor die Augen führen.
Misslich sind uns diese, sonst so ungemein werthvollen, Bücher
nur vor Allem wegen der Chronologie: denn schwer, und nur
unter Zuratheziehung anderer Quellen, lässt sich die Ent-
stehungszeit der uns dort vorgeführten brahmanischen Cultur
feststellen, schwer lassen sich die verschiedenen Phasen ihrer
Entwickelung scheiden. Was uns im Mahäbhärata, im Rämäyana
und im Gesetzbuch des Manu fertig entgegentritt, muss Jahr-
hunderte hindurch gewachsen sein, und eben dies Wachsthum
in seinen verschiedenen Stadien festzustellen und auch zeitlich
zu bestimmen, .würde uns doch gerade von besonderem Interesse