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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0201

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Vierzehnte Vorlesung.

Die Qräuta- und Smärta-Sütra's. Die wichtigsten Werke der Qräuta-
Literatur. Charakteristik der Grihyasutra's und Angabe der wichtigsten
Werke dieser Art. Einiges über die ständischen Verhältnisse. Die vier
A^rama's oder Lebensstufen. Versuch, deren Entstehung historisch zu
begreifen. Allgemeine Schilderung der geistigen Bewegung jener Zeit.
Der theologische Wettkampf bei König Janaka von Videha.

Auf die Periode der Brähmana's folgte, wie früher er-
wähnt, die der Sütra's, welche in ihrer Fortsetzung wohl bis
weit in die buddhistische Zeit hineinreicht. Das Wort „Sütra",
von der Wurzel siv „nähen", heisst eigentlich soviel als „Faden,
Schnur", daher dann auch „Leitfaden, Lehrbuch", und diesen
Charakter von Leitfaden tragen die betreffenden Werke in der
That an sich. Nach all den weitschweifigen, umfangreichen
und oft verworrenen Untersuchungen und Darlegungen der
Brähmana's empfand man das Bedürfniss, die Kegeln, nach
denen das Opfer wie überhaupt das Leben der Frommen sich
richten sollte, in übersichtlicher Gestalt vor sich zu sehen, und
es entstanden die Sütra's, welche aber nicht etwa bloss als ein
Extract der Brahmana's anzusehen sind, sondern vielmehr sehr
Vieles darbieten, was bis dahin nur mündlich gelfehrt und über-
liefert worden war.

Die Sütra's zerfallen in zwei Hauptabtheilungen: die so-
genannten Qräuta- oder Kalpasütra's, welche sich ausschliess-
lich mit der systematischen Darstellung des Opferrituals be-
schäftigen, und die sogenannten Smärtasütra's, welche das
häusliche und bürgerliche Leben regeln sollen.

Qräutasütra heisst soviel als ein Sütra, welches auf der
Qruti,1 d. h, der heiligen Ueberlieferung, der auf höhere Offen-
barung zurückgehenden Tradition beruht, worunter der Veda und

1 Qruti von der Wurzel <;ru „hören" (cf. xXvw) bedeutet eigentlich
das „Hören", das „Gehör".

y. Schröder, Indiens Lit. u. Cult. 13
 
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