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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0511

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Fünfunddreissigste Y orlesung.

Episoden des Rämäyana. Die Herabkunft der Gangä. Entstehung des
Qloken-Versmaasses. Vigvämitra. Ausgaben des Rämäyana. Die Puräna-
Literatur. Einige Proben aus derselben. Die Literatur der Kävya oder

Kunstgedichte.

Auch das Rämäyana enthält manche interessante Episoden,
wenn es in dieser Hinsicht auch mit dem Reichthum des Ma-
häbhärata sich nicht vergleichen lässt.

Eine sehr eigenthümliche, echt indische Geschichte, voller
Uebertreibungen und Unmöglichkeiten ist z. B. die Herab-
kunft der Gangä, die uns im Rämäyana erzählt wird.1

In Ayodhyä herrschte vor Zeiten der König Sagara. Dieser
erhielt gemäss der Prophezeiung des weisen Bhrigu, den er
durch seine Busse erfreut hatte, von der einen seiner Ge-
mahlinnen einen Sohn, Asamanja, welcher der Stammhalter des
Geschlechtes sein sollte; die andere Gemahlin gebar eine Frucht
in Kürbis-Form, aus welcher 60,UÖ0 Söhne stiegen. Der Stamm-
halter Asamanja bekam einen Sohn, Amgumant mit Namen, der
ein tapferer und geehrter Held wurde. Da begab es sich, dass
König Sagara ein Rossopfer — eines der complicirtesten und
langwierigsten Opfer — darbringen wollte. Als dasselbe schon
im Gange war, entwendete Indra in Gestalt eines Riesen das
Opferross. Bestürzt brachten die Priester diese Kunde dem
König und erklärten, das sei ein Opferbruch, der Allen Unheil
bringen würde; das Opferross müsse auf jede Weise wieder-

1 Diese Episode des Rämäyana ist metrisch wiedergegeben von
Albert Hoefer, Indische Gedichte in deutschen Nachbildungen,
Leipzig 1844 (F. A. Brockhaus), Bd. II p. 35 flg. Die von mir metrisch
gegebenen Stücke sind dem entnommen. — Schon früher hatte A. W.
v. Schlegel dieselbe Episode übersetzt, in seiner Indischen Bibliothek.

I p. 50—96. — Die Version des Mahäbhärata von dieser Sage bietet
uns Ad. Holtzmann in der Erzählung ..das Meer'1 Ind. Sagen, Bd. I,
p. 283 flg.
 
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