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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0040

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Dritte Vorlesung.

Culturverhältnisse der Inder zur Zeit des Rigveda (Fortsetzung und
Schluss). Wohnsitze. Staatliche Organisation. Gab es damals schon
Kasten? Streitbarkeit. Die berühmte Schlacht der Bharata und Tritsu.
Kleidung. Dichtkunst. Musik und Tanz. Wettrennen. Würfelspiel.
Das Lied eines unglücklichen Spielers. Die Familie. Gab es Wittwen-
verbrennung? Bestattung der Todten, Verbrennung und Beerdigung.
RV 10, 18. Leben nach dem Tode. Ahnenverehrung.

Zur Zeit des Rigveda lebten die Inder in Dörfern oder
Weilern, gräma genannt, welche bisweilen auch befestigt sein
konnten (pur), nicht aber in eigentlichen Städten, ähnlich wie
es nach H. Zimmer's Ausfuhrungen auch bei Germanen, Slaven
und Italikern in alter Zeit der Fall gewesen.J

Die staatliche Organisation der vedischen Inder erinnert
lebhaft an die Verhältnisse bei den alten Germanen, wie sie
uns von Tacitus vorgeführt werden.2 Das Volk zerfällt in
Stämme, bei den Indern jana, bei den alten Germanen thiuda
genannt, welche wieder in Gaue getheilt sind (bei den Indern
vi§, bei den Germanen von Tacitus pagus genannt); endlich
Dorfschaften (indisch gräma oder vrjana; germ. thorp, vicus).3
Diese Eintheilung der Stämme in einzelne Gaue und Ort-
schaften, deren Bewohner wohl näher mit einander verwandt
waren, scheint auch bei der Anordnung in der Schlacht zur
Geltung gekommen zu sein, ebenso wie bei den alten Germanen 4

1 Vgl. Zimmer, Altind. Leben, p. 145 flg.

2 Zimmer vergleicht sie auch weiter mit altiranischen, altsla-
vischen und altitalischen Verhältnissen, worauf ich hier nicht näher ein-
gehen kann.

3 Vgl. Zimmer, Altind. Leben, p. 160.

* Aus Tacitus Germania Cap. 7 sowie aus einheimischen Quellen
wissen wir, dass bt den alten Germanen das Heer so geordnet war,
*,dass Gau neben Gi stand und diese wieder nach Verwandtschaften
und Familienkreisen s-ch ordneten." Zimmer, Altind. Leben, p. 161.
 
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