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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0041

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— 33 —

und wie es bei den den Indern und Persern verwandten
Afghanen noch heutzutage der Fall sein soll; wie es übrigens
ähnlich auch Nestor dem Agamemnon anräth, IL 2, 362:

xptv' ävÖQas xaxu <pvXa xaxa (pQ^r^aq, Ayä/xs/uvov,
d>g (pQrjtQri tpQriTQricpi?- v.Qr\yq, cpvXa de (pvkoiq.

An der Spitze des Stammes stand ein König oder Herzog,
räjan genannt (das lateinische rex). Die Würde des König-
thums war in vielen Fällen jedenfalls erblich, und können wir
das Geschlecht mehrerer Herrscher durch eine Reihe von Gene-
rationen verfolgen; in anderen Fällen wurde aber diese Würde
jedenfalls durch Wahl der Stammesversammlung ertheilt.1 Das
Königthum war, wie bei den alten Germanen, nirgends ein ab-
solutes, sondern durch den Willen der Volksversammlung be-
schränkt. Wir sehen den König selbst an der Volksversammlung
theilnehmen.3 Das Volk bringt ihm Geschenke, einen frei-
willigen Tribut dar; zu Kriegszeiten ist er der Heerführer, der
Herzog, und hierin besteht sein Hauptamt. Sänger und Priester
werden von ihm unterstützt und manches vedische Lied erwähnt
reiche Geschenke an Kühen, Wagen, Gewändern und Gold, von
Königen an fromme Dienter und Opferer gespendet.

Neben den Königen finden wir vielfach schon ihre
Purohita's oder Hauspriester, deren Amt mit der Zeit erblich
wurde und die uns die Anfänge des später so mächtigen erb-
lichen Priesterstandes darstellen. Die Kasteneintheilung hat
zur Zeit des IJigveda, so lange die Inder noch im Penjab
lebten, jedenfalls nicht bestanden. Diese alte Streitfrage dürfen
wir gegenwärtig als endgültig erledigt ansehen. Nur in einem
einzigen, jedenfalls späteren Liede des Rigveda werden die
Kasten genannt. Wohl gab es damals schon Priester (brahman),
aber nicht als Kaste, und ebenso Krieger, aber keinen ge-
schlossenen Krieger- oder Ritterstand; vielmehr war das ganze
Volk in jener vielbewegten Zeit streitbar.

Das kräftige kriegerische Wesen ist für die Inder zur Zeit
des Rigveda besonders charakteristisch. Oft genug tönt in den
alten Hymnen die flehende Bitte um Sieg und Beutegewinn zu
den Göttern empor, und stolze Siegeslieder preisen nach ge-
wonnenem Ziel die himmlischen Helfer. Um tüchtige Nach-
kommenschaft, um heldenhafte Söhne, die die streitbare Mann-
schaft des Stammes mehren, fleht der dem frischen Leben zu-

1 Vgl. Zimmer, Altind. Leben, p. 162.

2 sabhä oder samiti genannt. 3 S. Zimmer, a. a. 0. p. 174.

t. Schröder, Indiens Lit. u. Colt. 3
 
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