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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0690

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Sechsundvierzigste Vorlesung.

Die philosophischen Systeme. Die Bhagavadgitä.

Unter den verschiedenen philosophischen Systemen des in-
dischen Mittelalters gelten sechs als orthodox oder vereinbar
mit dem orthodox-brahmanischen Glauben. Von diesen sechs
Systemen stehen immer je zwei und zwei in näherer Beziehung
zu einander. Es sind:

1) Das Sämkhya-System des Kapila; damit in näherem
Zusammenhang stehend:

2) Das Yoga-System des Patanjali.

3). Das Väigeshika-System des Kanada; damit in nähe-
rem Zusammenhang stehend:

4) Das Nyäya-System des Gotama.

5) Die Karma-Mimämsa oder Pürva-Mimämsä, auch
schlechthin Mimämsä genannt, geknüpft an den Namen des
Jäimini; damit zusammenhängend:

6) Die Qäriraka - Mimämsä oder Uttara-Mimämsä,
gewöhnlich Vedänta genannt, deren Lehrbuch den Bädarä-
yana zum Verfasser hat.

Genau genommen hätten nach unseren Begriffen nur die
beiden letzteren Systeme, Mimämsä und Vedänta, ein Aurecht
darauf, als orthodox-brahmanische Philosophie zu gelten; doch
haben es auch die vier ersteren verstanden, sich zu dieser
Stellung und Anerkennung durchzukämpfen.

Ueber den Ursprung und die Entwickelung dieser Systeme,
insbesondere auch über die Zeit, in welcher dieselben ent-
standen, sind wir leider noch durchaus nicht zu genügender
Klarheit gelangt. Man pflegte dieselben früher chronologisch
ziemlich hoch hinauf zu rücken, ist aber gegenwärtig ganz
davon zurückgekommen. Bei der Discussion dieser Frage ist
es indessen von grösster Wichtigkeit, wohl zu unterscheiden
zwischen den systematisch, mit wissenschaftlicher Strenge und
Vollständigkeit vorgetragenen Lehren, und den ersten specula-
 
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