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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0065

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Fünfte Yorlesung.

Die Götterwelt des Rigveda (Fortsetzung). Götter der himmlischen Licht-
erscheinungen: Sürya, Savitar, Püshan, Mitra, Yishnii. Die Götter des
Luftraums: Indra, der Gewittergott, der Dämonentödter und Helfer in
den Schlachten; sein Charakter und sein Cultus; Rangstreit des Indra
und Varuna. Väyu, Vata, die Maruts, Rudra, Parjanya, die Ribhu's-

Den Mittelpunkt der himmlischen Lichterscheinungen bildet
natürlich die Sonne selbst, die unter verschiedenen Namen
und Gestalten im Rigveda verherrlicht wird.

Sürya,1 die Sonne, personificirt „der Sonnengott", folgt
der Spur der strahlenden Morgenröthe wie ein Jüngling der
Spur des Mädchens, erhebt sich mit seinen lichten Sonnen-
rossen am Rande des Himmels; vorgebeugt klimmen sie empor
zur Himmelshöhe und durchmessen in einem Tage den Welt-
raum.

Ein anderer und häufiger angerufener, etwas mehr per-
sönlich hervortretender Sonnengott ist Savitar, der Beieber
oder Erwecker,2 der mit seinen goldenen Armen, den Sonnen-
strahlen, am Himmel aufsteigt und Alles was lebt und sich regt
in Bewegung setzt. Er ist es, der dann auch des Abends Alles
wieder zur Ruhe bringt, und so erscheint er dann in doppelter
Wirksamkeit, als Lenker und Herr des Tages wie der Nacht.
Darum wird er nicht nur in seiner strahlenden Erscheinung
bei Tage verherrlicht, sondern auch angefleht, bei Nacht die
bösen Träume fern zu halten. An Gott Savitar sind jene Verse
gerichtet, die seit XJralters bis auf den heutigen Tag jeder
Brahmane tagtäglich zum Himmel emporsenden muss, die hoch-
heilige sogenannte Gäyatri oder S&vitri. Wenn er sich erhebt,

1 Das Wort sürya kommt von der Wurzel sür oder svar, und ent

spricht dem griech. rJXioq, lat. sol und gothischem sauil.

3 Von der Wurzel su in Bewegung setzen, beleben, erwecken.
 
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