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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0467

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Zweiunddreissigste Vorlesung.

Die verschiedenen Bearbeitungen des Mahäbhärata. Zeitpunkt der Ab-
fassung und der endlichen Redaction des Ganzen. Inhaltsangabe des
Mahäbhärata: der Kampf der Kuru und Pändusöhne.

Ad dem Riesenbau des Mahäbhärata haben Generationen
geschaffen, und mehr als eine Bearbeitung hat das grosse Werk
im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Dies lehrt uns nicht nur
die kritische Forschung, sondern das Gedicht sagt es uns selbst.
Gegenwärtig besteht das grosse Epos, wie schon erwähnt, aus
100,000 Doppelversen oder Qloken, wir finden in demselben
aber die directe Angabe, dass es früher aus 24,000 Qloken
bestanden habe, ja im Eingang des Werkes1 begegnet uns sogar
die Nachricht, dass dasselbe ursprünglich nur 8800 Qloken
enthalten habe, so dass also jene Zahl von 24,000 Qloken schon
einer zweiten Bearbeitung angehörte.2 Auch die Notiz in der
Einleitung des Werkes, dass dasselbe drei verschiedene Anfänge
habe, deutet wohl auf eine dreimalige Bearbeitung.3

Es leuchtet ein, wie sehr diese Angabe des Gedichtes
selbst zu seinem ganzen Charakter, vor Allem auch den massen-
haften Episoden und späteren Einschiebungen stimmt und wie
glaubhaft sie daher klingt.4

Wann diese verschiedenen Bearbeitungen des grossen Epos
stattfanden und in welcher Weise sich dasselbe dabei um-

1 I, 81; s. Weber, Ind. Lit. 2. Aufl. p. 204.

2 S. Lassen, Ind. Alt. II2, 499.

3 S. Lassen a. a. O. I2, 589; II2, 496. — Es heisst im Mahäbh.
(1, 51. 52), dass Yyäsa das Werk in einer ausführlicheren und einer
kurzen Fassung vorgetragen habe und dass einige Brahmanen das Bhä-
rata mit Manu beginnen, andere mit Astika, andere endlich mit Upari-
cara (vgl. Lassen a. a. 0.). Lassen hat es versucht diese verschiedenen
Anfänge nachzuweisen (a. a. 0. p. 495 flg.).

4 Die Bearbeitung in 24,000 Qloken soll — wie das Werk selbst
angiebt (1, 102 flg.) — noch ohne die Upäkhyäna, d. h. ohne die episo-
dischen Einschiebsel gewesen sein. Vgl. Lassen, a. a^ 0. II2, 495.
 
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