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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0760

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Fünfzigste Vorlesung.

Musik und bildende Kunst bei den Indern.

Am Schlüsse unsrer Darstellung sollen noch in Kürze und
mehr nach Art eines ergänzenden Anhangs die Leistungen der
Inder auf dem Gebiete der Musik und der bildenden Künste
betrachtet werden, welche auch in der Literatur bis zu einem
gewissen Grade systematische Behandlung erfahren haben.

Die Musik ist bei den Indern seit alter Zeit gepflegt wor-
den und jedenfalls sehr beliebt gewesen. Das beweisen uns
nicht nur die zahlreichen musikalischen Instrumente, die schon
im Veda erwähnt werden, und der Umstand, dass die heiligen
Hymnen bei den Opfern zum Theil gesungen wurden, sondern
auch die sonst in der Literatur begegnenden zahlreichen Ab-
gaben über musikalische Aufführungen in den Städten, an den
Höfen der Könige und deren Abbild, dem Hofe des Götter-
königs Indra.1 Wir wissen, dass seit Alters die dramatischen
Aufführungen mit Musik und Tanz verbunden waren, dass ein
lyrisch-dramatisches Gedicht, wie der Gitagovinda des Jayadeva,
für den Gesang geschaffen war;2 wir kennen eine ganze Menge
himmlischer Genien der Musik und halbgöttliche Weise wie
Närada, Tumburu u. a. m., die als berühmte Lehrer der Musik
gepriesen werden; auch liegen uns Beschreibungen und Abbil-
dungen von Instrumenten und eine Reihe indischer musiktheo-
retischer Werke vor, — aber trotz alledem müssen wir bekennen,
dass wir bis jetzt nur eine recht mangelhafte Einsicht in das
"Wesen der indischen Musik besitzen.

1 So begegnen uns in Kälidäsa's Mälavikägnimitra am Hofe des
Königs zwei rivalisirende Musiklehrer; wir sehen den Helden der Mric-
chakatikä aus einem Concert heimkehren und noch in der Erinnerung
entzückt die Feinheit der Toniibergänge des Sängers u. dgl. m. preisen;
der musikalische Esel im Pancatantra entwickelt uns eine nicht ganz
verächtliche musiktheoretische Weisheit u. dgl. m.

2 S. W. Jones, Musik der Indier p. 41 (deutsche Uebersetzung);
Ambros, Gesch. d. Musik p. 47.
 
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