Achtzehnte Vorlesung.
Die Senart'sche Theorie. Leben und Wirken Buddha's. Zeit und Ort
seiner Geburt. Jugend und Auszug zum geistlichen Leben. Die Zeit
des Ringens und Kämpfens und die Erleuchtung. Erste Ereignisse dar-
nach. Die Predigt zu Benares. Die vier heiligen Wahrheiten. Das
Anwachsen der Gemeinde in ihrer ersten Form. Mönche und Laien.
Hervorragende Betheiligung der oberen Stände, nicht der Armen und
Elenden. Gegensatz zu den Brahmanen. Tod. Theoretischer Ursprung
und eminent praktische Bedeutung der Lehre Buddha's. Seine Lehre
vom Leiden, dessen Ursache und Aufhebung. Elend des Daseins. Poesie
des Weltschmerzes.
Bevor ich es versuche, in kurzen Zügen ein Bild von dem
Leben und Wirken Buddha's zu entwerfen, ist es nothwendig
einer Theorie zu gedenken, die, wenn sie richtig wäre, uns
dies Alles in völlig anderem Lichte erscheinen lassen würde.
Der französische Gelehrte Emile Senart hat in seinem Buche
„Essai sur la legende du Buddha"1 den Nachweis zu liefern
gesucht, dass Alles, was uns von dem Leben Buddha's berichtet
wird, völlig unhistorisch und in der That nichts weiter als ein
in die Form der Legende umgewandelter Mythus sei. Er be-
streitet es nicht, dass einstmals ein Mensch Namens Buddha
gelebt, der die nach ihm benannte Gemeinde gestiftet, aber er
behauptet, dass das wirkliche Leben dieses Mannes ganz und
gar verdrängt worden sei durch die alten Mythen von dem
Sonnengott, dessen Geburt aus der Morgenwolke, seinem Kampf
mit den Dämonen der Finsterniss und seinem endlichen Er-
löschen, die man auf den gefeierten Stifter jener Religions-
gemeinschaft übertrug. Das wirkliche Leben des grossen
Mönchs wurde mit der Zeit vollständig vergessen und alle
Berichte davon sind nur eine lange Reihe umgewandelter
Sonnenmythen. Senart hat diese seine Ansicht mit einem
1 Paris 1875.
Die Senart'sche Theorie. Leben und Wirken Buddha's. Zeit und Ort
seiner Geburt. Jugend und Auszug zum geistlichen Leben. Die Zeit
des Ringens und Kämpfens und die Erleuchtung. Erste Ereignisse dar-
nach. Die Predigt zu Benares. Die vier heiligen Wahrheiten. Das
Anwachsen der Gemeinde in ihrer ersten Form. Mönche und Laien.
Hervorragende Betheiligung der oberen Stände, nicht der Armen und
Elenden. Gegensatz zu den Brahmanen. Tod. Theoretischer Ursprung
und eminent praktische Bedeutung der Lehre Buddha's. Seine Lehre
vom Leiden, dessen Ursache und Aufhebung. Elend des Daseins. Poesie
des Weltschmerzes.
Bevor ich es versuche, in kurzen Zügen ein Bild von dem
Leben und Wirken Buddha's zu entwerfen, ist es nothwendig
einer Theorie zu gedenken, die, wenn sie richtig wäre, uns
dies Alles in völlig anderem Lichte erscheinen lassen würde.
Der französische Gelehrte Emile Senart hat in seinem Buche
„Essai sur la legende du Buddha"1 den Nachweis zu liefern
gesucht, dass Alles, was uns von dem Leben Buddha's berichtet
wird, völlig unhistorisch und in der That nichts weiter als ein
in die Form der Legende umgewandelter Mythus sei. Er be-
streitet es nicht, dass einstmals ein Mensch Namens Buddha
gelebt, der die nach ihm benannte Gemeinde gestiftet, aber er
behauptet, dass das wirkliche Leben dieses Mannes ganz und
gar verdrängt worden sei durch die alten Mythen von dem
Sonnengott, dessen Geburt aus der Morgenwolke, seinem Kampf
mit den Dämonen der Finsterniss und seinem endlichen Er-
löschen, die man auf den gefeierten Stifter jener Religions-
gemeinschaft übertrug. Das wirkliche Leben des grossen
Mönchs wurde mit der Zeit vollständig vergessen und alle
Berichte davon sind nur eine lange Reihe umgewandelter
Sonnenmythen. Senart hat diese seine Ansicht mit einem
1 Paris 1875.