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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0725

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Achtundvierzigste Vorlesung.

Mathematische Wissenschaften. Ziffersystem. Geometrie. Die Qulva-
sütra's. Arithmetik und Algebra. Astronomie. Süryasiddhänta. Arya
bhat£a. Varähamihlra. Brahmagupta. Bhäskara. — Die Medicin. Muth-
maassliches Alter und Bedeutung derselben. Su^ruta und Carska.

Auch auf dem Gebiete der mathematischen Wissenschaften
haben wir alle Ursache, der Inder mit hoher Anerkennung und
warmem Danke zu erwähnen. Sie haben in der Geometrie, der
Astronomie, vor Allem aber der Arithmetik und Algebra ach-
tungswerthe, ja bedeutende Leistungen zu Stande gebracht. Aller-
dings sind die Ansichten über das Maass dessen, was die Inder'
in dieser Beziehung dem Auslande, insbesondere den Griechen
verdankten, unter den Kennern zum Theil noch recht abwei-
chend, und erleidet es keinen Zweifel, dass solcher ausländischer
Einfluss — in höherem oder geringerem Grade — thatsächlich
stattgefunden hat, nichtsdestoweniger bleibt genug Selbständiges
übrig, um das obige Urtheil als hinreichend begründet erschei-
nen zu lassen.

Um mit etwas scheinbar Geringfügigem, thatsächlich aber
Hochwichtigem zu beginnen, — das Ziffersystem, mit welchem
gegenwärtig die gesammte gebildete Welt rechnet, ist eine Er-
findung der Inder. Wir pflegen diese Zahlzeichen arabische
Ziffern zu nennen, weil uns dieselben im Mittelalter durch die
Araber übermittelt forden sind, die Araber selbst jedoch nennen
sie, mit dankbarer Erinnerung an ihre Lehrmeister, die indi-
schen Zeichen. Arabische und rabbinische Berichte des zehnten
Jahrhunderts lassen über die Herkunft dieser Zeichen und
des damit verbundenen Zifferrechnens aus Indien kaum einen
Zweifel.1 Nähere Mittheilung darüber giebt der byzantinische
Gelehrte Maximus' Planudes im 14. Jahrhundert.2

'* Vgl. Cantor, Gesch. der Mathematik, p. 511. 512.

2 In seiner xyTjtptxpoQla xax' IvSavq. Vgl. Cantor a. a. 0. p. 432. —
Die indischen Zahlzeichen 1—9 sind nach Weber's Ansicht die abge-
 
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