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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0052

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— 44 —

Sie werden zum Opfer eingeladen und ihnen wird der Trank
Svadhä, dargebracht. Wir finden im Rigveda Hymnen, die an
die Väter gerichtet sind, wo sie angerufen werden, zum Opfer
zu kommen, sich auf die Streu zu setzen und den dargebrachten
Trank Zu gemessen.1 Diese Ahnenverehrung muss sehr feste
Wurzeln im indischen Volke geschlagen haben; sie blüht zur
Zeit des indischen Mittelalters und hat sich sogar bis in die
neuere Zeit noch erhalten.

Dass es nach dem Glauben der vedischen Inder auch einen
schlimmen Ort für die Bösen nach dem Tode gegeben, lässt
sich aus einigen Andeutungen vermuthen, wenn derselbe auch
nicht näher geschildert wird und wohl kaum mehr als eine
unbestimmte Vorstellung davon existirte.2 Gott Yama aber war
zu jener Zeit jedenfalls noch der selbst in Seligkeit lebende
Herrscher der Seligen und erst später ist er zu einem Gegen-
stand des Schreckens, dem fürchterlichen Todesgotte, geworden.
Viel später erst bringt die krankhaft gesteigerte Grübelei in
dies Gebiet des Denkens ein ganzes Heer unheimlicher Schatten
und Schreckgebilde; den Indern des Rigveda aber können wir
auch hier diejenige Gesundheit des Denkens und Empfindens
zusprechen, die uns überall an ihnen erquickt hat.

1 Näheres über diesen Manencultus der Inder findet man bei Max
Müller, Indien in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung, 191—209.
Auch der Hymnus an die Väter RV. 10, 15 ist dort p. 195—197 übersetzt.

2 Man beachte die wegebehütenden Hunde des Yama, an denen
man erst vorbei muss, wenn man an den seligen Ort kommen will; die
Bezeichnung derselben als cabala (Nbf. carvara, karvara, gabara) ist
wohl mit griech. KtQßeQoq zu identificiren (vgl. Weber, Ind. ,Stud.
II, 298; Benfey, Vedica und Verwandtes, p. 149—164). Wahrscheinlich
wurde schon zur indogermanischen Zeit ein solcher Ort geglaubt. Man
beachte die Uebereinstimmung zwischen dem indischen Bhrigu und den
griech. ^AcyiJat; ersterer muss nach dem Catapatha Brähmana wegen
Uebermuths die Höllenstrafen ansehen; letztere werden wegen Ueber-
muths zu harten Höllenstrafen verdammt (vgl. Zimmer, a.a.O. p. 419;
Weber Ztschr. d. D. M. Gr. 9, 242V Ob vielleicht sogar mit Benfey
indisches talätala = T<xqz<xqoq zu setzen, lasse ich unentschieden.
 
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