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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0172

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— 164 —

alle Yajurveden auf das Land der Kuru und Pancäla, welche
Yolksstämme auch häufig collectiv in dem Compositum Kuru-
paücäläh zusammengefasst werden, d. i. auf den westlichen Theil
von Madhyadega. Insbesondere gilt Kurukshetra, das Kuruland,
in den Yajurveden sowie in den daran sich schliessenden Bräh-
mana's als das eigentlich heilige Land. Kurukshetra liegt
zwischen Sarasvati und Drishadvati, zwei kleineren Strömen
der im Westen von Ganges und Yamunä gelegenen Ebene, und
erstreckt sich von da noch weiter in südöstlicher Richtung,
zur Yamunä hin. Von diesem Lande wird in den Yajurveden
wiederholt berichtet, dass die Götter dort ihr Opfer feierten;1
und auch das Qatapathabrähmana noch sagt: „In Kurukshetra
führen die Götter ihr Opfer aus;2 Kurukshetra ist der Götter
Opferplatz."3 Daran schliesst sich dann weiter, in der Richtung
von Nordwesten nach Südosten zwischen Gangä und Yamunä
sich hinziehend, das Gebiet der Pancäla, welche mit den Kuru
in engster Verbindung erscheinen. Auch die Stadt Kämpila,
welche die Yajurveden erwähnen, hat schon Weber, wohl mit
Recht, mit Kämpilya identificirt, welches im Mahäbhärata und
Rämäyana genannt wird und im Gebiet der Paftcäla, im süd-
lichen Madhyadega liegt.

Wir werden nicht daran zweifeln können, dass der Yajur-
veda in diesem Lande der Kuru und Pancäla entstanden und
ausgebildet ist4 und dass insbesondere Kurukshetra als seine
engere Heimath zu betrachten ist. Später hat sich der Yajur-
veda in mehrere Schulen gespalten, die sich im Laufe der Zeit
über verschiedene Gegenden Indiens ausgebreitet haben. Kuru-
kshetra aber ist als das Geburtsland der specifisch brahmanischen
Cultur zu betrachten, die in und mit dem Opferwesen sich auf-
baut; von dort aus wurde auch das übrige Indien allmählich
brahmanisirt. In späteren Jahrhunderten finden wir die Schulen

1 Z. B. Mäitr. S. 2, 1, 4; 4, 5, 9 a. A.

2 Qat. Br. 4, 1, 5, 13.

3 Qat. Br. 14, 1, 1, 2.

4 Janamejaya, König der Kuru, spielt in den Brähmana's eine
glänzende Rolle, während sich im Atharvaveda (20, 127, 7) ein Preislied
auf seinen Vater Parikshit findet. — Wie Parikshit und Janamejaya
unter den Königen, so steht Aruni nnter den Opferkundigen, deren die
Yajurveden und die Brähmana's gedenken, obenan. Ja, Oldenberg ver-
muthet wohl mit Recht, „dass bei Aruni und in den Kreisen, die ihn
umgaben, das wichstigste Centrum für die Bildung und Fortpflanzung
der Brähmana-Doctrinen gesucht werden muss." (Oldenberg, Buddha,
p. 404). Dieser Aruni aber war ein Käurupancäla (s. Qat. Br. 11,
4, 1, 2).
 
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