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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0248

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hat das Urtheil dieses grossen Denkers ein Recht, am Schlüsse
dieser unserer Betrachtung gehört zu werden. Schopenhauer
sagte von dem Oupnekhat: „Es ist die belohnendste und er-
hebendste Leetüre, die in der Welt möglich ist: sie ist der Trost
meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein."1

1 Parerga und Paralipomena, 4. Aufl., Bd. II. p. 427 (§ 185) Eben-
daselbst p. 428 nennt er die Upaniskaden „die Ausgeburt der höchsten
menschlichen Weisheit" (§186). — Auch Schelling war, wie sein ein-
stiger Zuhörer Max Müller berichtet, von den Upanishaden „ganz ent-
zückt"; Müller übersetzte ihm damals mehrere derselben. „Dieses Ent-
zücken — fährt der Erzähler fort — theilte er mit seinem Antipoden,
Schopenhauer, und wenn zwei so entgegengesetzte Geister so unerwartet

übereinstimmen, so muss wohl etwas Wahres dahinter sein. Schelling,

wie Schopenhauer, hielten die Upanishaden für die Urweisheit der Indier
und der Menschheit." Vgl. M. Müller, „Damals und Jetzt" in der
„Deutschen Kundschau", Jahrgang 1884—85, p. 469. — Als Curiosum
mag noch angeführt werden, dass vor einigen Jahren (1882, in Dresden)
von einem Dr. med. Franz Mischel ein Buch herausgegeben ist unter
dem Titel: Oupnek'hat, die aus den Veden zusammengefasste Lehre
von dem Brahm. Aus der sanskrit-persiseken Uebersetzung des Fürsten
Mohammed Daraschekok, in das Lateiniscke von Anquetil Duperron, und
von da in's Deutscke übertragen." — Der Recensent im Literarischen
Centralblatt (Wi., lit. Centr. 1882, Nr. 41) nennt das Buch „das Werk
eines Schwärmers, der in der Lehre vom Brahma seine Religion gefunden
hat." Um das Sanskrit-Original, die directen Uebersetzungen in euro-
päische Sprachen und sogar um Weber's Analyse der in Anquetil Duper-
ron's Uebersetzung enthaltenen Upanishaden kümmert er sich gar nicht.
Noch ganz durchdrungen von dem oben erwähnten Schopenhauerschen
Vorurtheil meint er, dass die europäischen Sanskrit-Uebersetzer das
Original nickt treu wiedergeben, und glaubt seinerseits durch Ueber-
setzung des Anquetil'schen Latein etwas Treueres und Zuverlässigeres
zu bieten.
 
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