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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0299

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wurde, die Zeit, in welcher die grosse Masse der Brahmana's
bis hinauf zu den prosaischen Theilen der Yajurveden ent-
standen. Wir greifen schwerlich zu hoch, wenn wir für diese
Zeit mindestens zwei Jahrhunderte beanspruchen, das wäre das
neunte und zehnte Jahrhundert vor Chr. In den unmittelbar
vorausgehenden Jahrhunderten haben sich vermuthlich die Inder
in ihren neuen Wohnsitzen im Gangeslande festgesetzt und der
Hauptsache nach die socialen und religiösen Zustände geschaffen
oder doch angebahnt, deren Resultat die Brähmana-Periode
wiederspiegelt; in diesen, dem elften und zwölften Jahrhundert
vor Chr. dürften wohl auch die Hymnen des Rigveda noch ver-
vollständigt und vielleicht auch schon gesammelt und theilweise
zusammengestellt, sowie die Samhitä-Theile der anderen Veden
der Hauptsache nach geschaffen worden sein. Für die Periode
des Rigveda, das Leben im Indusgebiet und Fünfstromlande,
werden wir dann die voraufgehenden Jahrhunderte in Anspruch
nehmen; wie viele? — das lässt sich auch annähernd kaum
bestimmen.

Wir bekämen also:

1) Periode des Rigveda und des Lebens im Pendschab
1200 vor Chr. aufwärts bis vielleicht 2000 vor Chr.

2) Periode der Festsetzung im Gangeslande und Arbeit
an den Samhitä's 1200—1000 vor Chr.

3) Periode der prosaischen Yajus-Theile und der Bräh-
mana's 1000—800 vor Chr. *

4) Periode der jüngeren Brahmana's, Aranyaka's und Upa-
nishaden 800—600 vor Chr.

5) Periode der Sütra's 600—400 oder 300 vor Chr.

Selbstverständlich sind dies nur annähernde Bestimmungen

die aber schwerlich zu hoch gegriffen sein dürften.

Max Müller hat früher1 die Periode des Rigveda mit
grösster Vorsicht, um nicht zu hoch zu greifen, zwischen 1200
bis 1000 vor Chr. angesetzt, empfand dies aber selbst später
als zu niedrigen Ansatz und nahm 1500—1200 vor Chr. als
Periode der vedischen Hymnendichtung an,2 was mit unserer
Berechnung sich ganz gut verträgt,

Haug3 setzte jene Periode in die Zeit von 2400—1400
vor Chr., wobei die obere Zahl wohl ziemlich willkürlich ge-
griffen ist.

1 History of Anc. Ssk. Lit. p. 572.

2 Essays I1, 11 =P, 13.

8 Introduction zu Äit. Br, 1, 47 flg.

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