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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0311

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— 303 —

auf hohen Säulen, Gesetzessäulen (dharmastambha) genannt,
die über einem Kapitäl von Lotosblättern einen Löwen tragen,
das Sinnbild des Buddha, des Löwen aus dem Stamme der
(^äkya.1 Diese Säulen sind einander gleich gebaut und ent-
halten im Wesentlichen die gleichen Inschriften. Agoka soll
ihrer viele errichtet haben; uns ist wenigstens eine kleine An-
zahl erhalten.2 Felseninschriften des Agoka finden sich auf
der Halbinsel Gujerat bei Girnar (Girinagara), bei Dhauli in
der Nähe der Hauptstadt von Orissa, sowie nördlich vom Kabul-
strome bei Kapur-di-Giri, in der Nähe des heutigen Peschawar,
und endlich bei Khälsi.3 Alle diese Inschriften hatten den
Zweck, der Verbreitung des Buddhismus, des „guten Gesetzes",
Vorschub zu leisten.

Das mächtige Reich seiner Väter hatte Agoka noch ver-
grössert, er hatte Kaschmir demselben hinzugefügt,4 beherrschte
die Gandhära und unterwarf sich das Reich der Kaiinga im
Süden von Orissa. So reichte denn seine Herrschaft von der
Gaugesmündung bis in den äussersten Westen von Indien, von
Kaschmir und dem Himälaya bis zum Godaveri-Flusse. Er
rühmt sich auf seinen Inschriften mit echt orientalischer Ueber-
treibung, dass auch Antiyoka, der König der Yavana (d. h. der
Griechen), und vier weitere Könige: Turamaya, Antikina, Maga
und Alikasandara die Gesetzesvorschrift des göttergeliebten
Königs befolgt hätten. Diese Könige sind: sein Nachbar Anti-
ochos, sowie ferner Ptolemaeos (Philadelphos) von Aegypten,
Antigonos (Gonnatas) von Makedonien, Magas von Kyrene und
Alexander von Epeiros.5

Uebertreibt Agoka auch seinen Einfluss, so sieht man doch,
wie weit seine Beziehungen reichten.

Und dieser mächtige König weihte sein Leben vornehmlich
der Ausbreitung der Lehre des vollendeten Buddha. Es war
der Glanzpunkt, die Blüthezeit, die der Buddhismus in Indien
erlebt hat.

1 Qäkyasimha.

2 S. Lassen, Ind. Alterth. II2, p. 224 flg.

3 S. Lassen, a. a. 0. II2, p. 227—230. Weber, Ind. Lit. 2. Aufl.
p. 195.

* S. Lassen, a. a. 0. II2, p. 258.

5 S. Lassen, Ind. Alterth. II2, p. 253. Duncker, Gesch. d. \lt. III*,
p. 405. Oldenberg, Ueber Sanskritforschung, Deutsche Rundschau XII, 9
p. 408 (1886).
 
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