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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0313

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— 305 —

südwestlichen Theile von Agoka's Reich gelangte Sampadi zur
Herrschaft, der seine Residenz wahrscheinlich in Vidigä (Bidigä)
aufschlug, dem heutigen Bliilsa, welche Stadt am obersten Laufe
der Vetravati, eines von Süden kommenden Nebenflusses der
Yamunä, gelegen ist. Nach Lassen's Annahme wäre nach Agoka's
Tode ein Streit zwischen den drei Brüdern ausgebrochen, in
welchem Jaloka Sieger blieb und den grösseren Theil des väter-
lichen Erbes gewann, während dem Suyagas der Osten, Sampadi
der Südwesten zufiel.

Im Ganzen soll das Geschlecht der Mäurya 137 Jahre
regiert haben, also' bis zum Jahre 178 vor Chr. In diesem
Jahre gelangte Pushpamitra zur Regierung, der Gründer der
Dynastie der Qunga. Wahrscheinlich stand dieser Pushpamitra
früher in Diensten des letzten Mäurya-Königs von Vidigä, ver-
drängte diesen von seiner Herrschaft, sowie später auch den
König von Magadha.1 Nach Angabe der Buddhisten sowie der
Puräna's residirte er in Pätaliputra, nach Lassen in Vidigä.2
Dieser Pushpamitra, der erste Herrscher aus der Dynastie der
Qunga, ist der Vater des Königs Agnimitra, den uns Kälidäsa
in seinem Drama Mälavikägnimitra als Herrscher von Vidi§ä
vorführt.

Die Dynastie der Qunga war den Brahmanen freundlich
und wird von ihnen gegen die Buddhisten aufgereizt. Es sollen
Verfolgungen stattgefunden haben. Viele Buddhisten wandern
aus und ziehen sich in andere Länder. Dies ist wohl auch der
Grund, weswegen das vierte buddhistische Concil (im 1. Jahrh.
nach Chr.) in Kaschmir abgehalten wurde.

Der Zerfall des grossen Reiches, das Candragupta ge-
gründet, trug wohl sehr wesentlich die Schuld, wenn die von
Westen das indische Land bedrohenden Feinde jetzt glücklicher
in ihren Unternehmungen waren wie ehedem-. Ist es auch bei
dem sehr lückenhaften Zustande der Quellen, unter denen die
zahlreichen Münzfunde eine wichtige Rolle spielen,3 kaum mög-
lich, ein allseitig klares Bild über die Vorgänge zu gewinnen,
die sich in jenen Jahrhunderten im westlichen Theile Indiens
abspielten, — so viel ist gewiss, dass hellenische Könige

1 S. Lassen, Ind. Alt. II2, p. 361.

2 Vgl. Weber im Vorwort seiner Uebersetzung von „Malavikä und
Agnimitra", p. XI.

3 Eine sehr werthvolle Uebersicht dieser Münzfunde hat A. v. Sal let
gegeben in seiner interessanten Abhandlung „die Nachfolger Alexanders
des Grossen in Baktrien und Indien", Zeitschrift für Numismatik Bd. VI,
p. 165 flg., p. '271 flg. (mit einem Nachtrag in Bd. VII, p. 296 flg.).

r. Schröder, Indiens Lit. u. Cult. 20
 
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