Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0498

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 490 —

Nacht ist hereingebrochen; sie will ein Feuer anmachen und
nöthigt den Kranken zur Ruhe. Aber er will fort, denn es
quält ihn der Gedanke, wie die alten Eltern uro ihn sich äng-
stigen werden. Sie hebt ihn auf, mit den Armen ihn umfassend,
sie legt seinen Arm auf ihre Schulter und stützt ihn im Gehen,
sanft dahin schreitend. Durch alle Schrecken des nächtlichen
Waldes geleitet sie ihn stark und muthig, bis sie endlich daheim
sind. Und nun herrscht Freude und Wonne, der blinde König
ist sehend geworden, er hat sein Reich wieder erlangt, und
Sävitri, die gattentreue, lebt mit ihrem Satyavän glücklich ver-
eint noch lange Jahre.1

Ich habe mich bei dieser Episode etwas länger aufgehalten,
weil die Schilderung dieser Frauengestalt so ungemein charak-
teristisch ist für die Poesie des indischen Mittelalters. Man
mag sonst urtheilen, wie man will, — Gestalten wie Dama-
yanti und Sävitri wird man Interesse und Theilnahme doch
nimmermehr versagen können.

1 S&vitri ist übersetzt von Bopp, Berlin 1829 (In ..Die Siind-
fluth" etc. p. 11 flg.) in freierer Weise von Rückert i. J. 1838 (mit
anderen brahmanischen Erzählungen); desgl. von Hoefer, Indische Ge-
dichte, 2. Th. p. 77 flg. (1844). und von A. Holtzmann. Indische Sagen,
Bd. I. p. 243 flg. (2. Aufl., 1854); von J. Merkel, Aschaffenburg 1839.
 
Annotationen