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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0500

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— 492 —

gezogenen Wagen zu, sammt Matali, dem Wagenlenker. Dieser
verkündet dem Arjuna, dass der Götterkönig ihn einladen lasse,
zu ihm in seinen Himmel zu kommen und dort die Waffen in
Empfang zu nehmen. Da nimmt Arjuna Abschied von dem
schönen Berge Mandara, auf dem er fröhlich gehaust, „wie ein
Kind vergnügt weilet auf Vaters Schooss." Er besteigt den
Wagen und fährt mit ^Iätali zum Himmel empor.1

Als er nun dem Bezirk nahte, der unsichtbar den Sterblichen,

Erdewandelnden, sah Wagen, wunderschön' er zu Tausenden.

Dort scheinet Sonne nicht, Mond nicht, dorten glänzet das Feuer nicht,

Sondern in eigenem Glanz leuchtet allda, durch edler Thaten Kraft,

Was in Sternengestalt unten auf der Erde gesehen wird,

Ob grosser Feme gleich Lampen, obwohl es grosse Körper sind.

Diese schaute daselbst leuchtend und voll Schönheit des Pändu Sohn,

An seinem eignen Ort jeden, und auch glänzend mit eignem Glanz.

Allda waren vereint Siddha's, kampferschlagene Helden auch,

Fürstliche Weisen und Büsser waren daselbst zu Hunderten;

Tausende auch von Gandharven, welche der Sonne gleich an Glanz,

Der Guhyaka's2 und Hochweisen, der Apsarasen Schaaren auch,

Sämmtlich mit eignem Glanz leuchtend; sie sehend staunte Arjuna.

Den Mätali entzückt fragt' er, dieser gab ihm zur Antwort drauf:

„Vollbringer edler That sind es, welche da stehti an ihrem Ort,

Die in Sternengestalt, Edler, du gesehn von der Erde hast."

Den Airävata,3 vierzähnig, dem gipfiiehten Käiläsa gleich,

Sah er dann an der Thür stehen, den hehren Sieges-Elephant.

Der Siddha-Strass genaht war er, der Edelste der Pändava's,

Und freute sich so wie vormals Mändhätri, jener grosse Fürst.

Den Königswelten nun nahte Lotos-ähnlich von Augen er.

Also im Himmelsraum wandernd, sah Arjuna von grossem Ruhm

Des Götterfürsten Stadt endlich, die Amaravati genannt.

Jene reizende Stadt sah er von Siddha's, Cärajja's bewohnt,

Mit Blumen aller Art prangend und mit Bäumen gezieret schön.
Ein sanftes Wehn umfing Arjun von Winden mannigfach daselbst,
Die ihm lieblichen Duft brachten der wohlriechendsten Blumen all.
Und Nandana, den Wald, sah er, von schönen Nymphen angefüllt,
Und mit Blumen geziert himmlisch, die mit Bäumen vergleichbar selbst.
W:ir nicht Busse geübt strenge, nicht dem Feuer gehuldigt fromm,
Und wer dem Kampf entflohn feige, schaut jene Welt der Guten nicht.
Wer dem Opfer, der Entsagung und den Veda's ein Fremdling blieb,
Und den heiligen Badeplätzen Opfergabe gespendet nicht,

1 Die folgende metrische Uebersetzung ist entnommen Bopp, Ard-

schuna's Reise zu Indra's Himmel, nebst anderen Episoden des

Mahäbhärata, Berlin 1824 p. 3 flg. Ich habe mir nur in der Namen-

schreibung einige Aenderungen erlaubt, um nicht in Disharmonie mit
meiner sonstigen Schreibweise zu gerathen. So schreibt Bopp z. B.

Pandus, Indras, Arjunas mit dem nominativischen s u. dgl. m. ImYers-

maass versucht Bopp den indischen Qloka nachzuahmen.

s Eine Klasse von Halbgöttern, im Gefolge des Kuvera.

8 Es ist dies der Elephant, auf welchem Indra reitet.
 
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