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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0570

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— 562 —

Als ein grösseres lyrisches Gedicht muss noch Ghata-
karpara, der zerbrochene Krug oder die Topfscherbe, genannt
werden. Als Verfasser dieses sehr künstlichen Produktes wird
Ghatakarpara angegeben, der auch unter den neun Edel-
steinen am Hofe des Vikrama erscheint, also wohl dem 6. Jahr-
hundert nach Chr. angehört. Derselbe hat in die letzte Strophe
des Gedichtes seinen Namen eingeflochten und darnach ist das-
selbe weiterhin einfach Ghatakarpara genannt worden. Heraus-
gegeben ist es von Dursch (i. J. 1828) und von H. Brockhaus
(i. J. 1841); eine metrische Uebersetzung lieferte A. Hoefer
(Ind. Gedichte II p. 129 flg.). Es umfasst 22 Strophen.

Ein merkwürdiges Produkt ist endlich noch die Cäura-
paficägikä oder 50 Strophen des Cäura, auch schlechtweg
Pafic&cikä genannt. Der Dichter gedenkt in glühend sinnlichen
Schilderungen des Liebesglückes, das er einst genossen. Als
Verfasser dieses, an manchen Schönheiten reichen Gedichtes ist
aller Wahrscheinlichkeit nach Bilhana anzusehen, der nach
Bühler's Bestimmung in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts
lebte.1 Nach der etwas romantisch klingenden Angabe der
Tradition soll der Dichter heimlich die Liebe der Königstochter
genossen haben und, als dies an den Tag kam, zum Tode yer-
urtheilt worden sein. Da dichtete er im Angesicht des Todes
jene 50 begeisterten Strophen, von denen eine jede mit den
Worten beginnt „Auch jetzt noch gedenke ich" etc.; sie ver-
schafften ihm die Verzeihung des Königs und die Hand der
Königstochter.2 Herausgegeben ist das Gedicht von Bohlen,
mit dem Bhartrihari zusammen, Berlin 1833, metrisch über-
setzt von A. Hoefer (Ind. Ged. I p. 117 flg.). Eine Ausgabe
der sehr werthvollen, von Bühler entdeckten Kaschmirer-Hand-
schrift dieses Gedichtes nebst trefflicher Einleitung und sehr
lesbarer Prosaübersetzung verdanken wir Dr. W. Solf (vgl.
d. Anm.). ^

1 Vgl. W. Solf, die Kagmir-Recension der Pancä^ik , Kiel 1886.
Einl. p. XIX.

2 Vgl. das Vorwort zu Bohlen's Ausg. p. XXVI; W. Solf a. a. 0.
Einl. p. XII flg.
 
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