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Schroeder, Leopold von
Indiens Literatur und Cultur in historischer Entwicklung: ein Cyklus von 50 Vorlesungen, zugl. als Handbuch der indischen Literaturgeschichte, nebst zahlr., in dt. Übers. mitgeteilten Proben aus indischen Schriftwerken — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.16152#0636

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— 628 —

"Wie Mälavikä mit Gesang und graciösem Tanz ganz reizend
ihre Aufgabe gelöst hat, zieht der närrische Vidüshaka das
Armband von des Königs Hand und giebt es ihr. Die eifer-
süchtige Königin fährt auf ihn ein: „Wie darfst du den Schmuck
verschenken?" Der Vidüshaka erwidert keck: „Nun, ganz ein-
fach, weil er nicht mir gehört!" u. dgl. m.

Das Stück umfasst fünf Akte. Der König Agnimitra ist
übrigens eine historische Person. Er gehörte zur Dynastie der
(^unga, lebte im zweiten Jahrhundert vor Chr. und regierte in
der Stadt Vidigä,1 an dem gleichnamigen Flusse.

Der Text des Mälavikägnimitra ist von F. Bollensen
herausgegeben.2 Eine Uebersetzung desselben verdanken wir
Albrecht Weber;3 eine andere Ludwig Fritze;4 eine eng-
lische C. H. Tawney (Calcutta 1875); eine französische P. E.
Foucaux (Paris 1877).

Diesem Drama des Kalidasa nah verwandt und, wie es
scheint, demselben nachgebildet, ist Ratnävali oder „die Perlen-
schnur", deren Verfasser nach der Ueberlieferung und dem Vor-
spiel des Dramas der König Qriharsha oder Qriharshadev?
von Kaschmir sein soll, welcher in der ersten Hälfte des sie-
benten Jahrhunderts lebte. Indessen darf es als wahrscheinlich
bezeichnet werden, dass nicht dieser König, sondern ein am
Hofe desselben lebender Dichter dasselbe verfasst hat.5 Die
Vermuthungen über die Person desselben werden wir später in
anderem Zusammenhange kennen lernen.6

1 Yidi^ä oder Bidi$ä, das nachherige Bilsa, Bhilsa. Vgl. übrigens
oben p. 305.

2 Leipzig, 1879 (mit kritischen und erklärenden Anmerkungen). Auch
von 0. F. Tullberg, Bonn 1840, und von Shankar P. Pandit, Bom-
bay 1869.

3 Mälavikä und Agnimitra. Ein Drama des Kälidäsa in fünf
Akten. Zum ersten Mal aus dem Sanskrit übersetzt von Alb recht
Weber. Berlin 1856.

4 Leipzig, 1881.

5 Vgl. Fritze, Uebersetzung der Ratnävali, Yorr. p. XI. Weber
Ind. Lit. 2. Aufl. p. 224. 333. Müller, Indien in -s. w. B, p. 282. 283.

e Ygl. unten Vorlesung XLIY.
 
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