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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 14.1923

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Achtes Heft
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Heynicke, Kurt: Sturmposaune: Für Rudolf Blümner
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Heynicke, Kurt: Vortragsabend: Für Rudolf Blümner
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Schreyer, Lothar: Die Stimme Rudolf Blümners
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https://doi.org/10.11588/diglit.47213#0140

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Sturmposaune
Für Rudolf Blümner
Am 19. August 1923
Blaugelockt sind alle Stunden
sternbefiedert schwingt der Traum
aus dem Herzen Deiner Stimme
aufhinauf gen Uebererden
wo die starken Göttersöhne
ihren Sonnenrausch besingen.
Dorther dröhnst Du
Sturmposaune
reisst die blassen Horcherseelen
himmelüberhöllen durch
zu Dir!
Gipfel lachen
Leben brandet
zeitvorbei an Deinem Fuss!
In den vollen Händen des Erinnerns
toben abertausend tolle Wünsche:
Ewig tanzt Dein Jahr!
Kurt Heynicke

Vortragsabend
Für Rudolf Blümner
Ich höre meine Seele singen
die Flammen junger Stunden steigen auf
im Dunkel leuchtet eine Stimme
fremd
und ich
Ich blühe
ströme
überströme
empor in meiner Seele Heimat,
meine Sterne!
Kurt Heynicke

Die Stimme Rudolf Blümners

Deine Stimme hüllt uns Wort
Uns Wort füllt Deine Stimme
Uns Wort tönt uns Welt
Du Mund uns Welt
Wir Wort nicht uns
Du Stimme nicht Dein
Die Stimme gegeben

Das Wort empfangen
Das Wort Geschieht
Geschehen tönt
Und Erde rollt die Erde berstet
Und Erde kreist die Kreuzgeburt
Das harte Wehen tönt
Und aller Erde Tiere Klage stöhnt
Die Menschen weinen ohne Hoffen
Sinnlos sinnenloses Menschenweinen
Wild jauchzt der Herr der Welt
Die Heere stürmen
Flattern Peitschen Fahnen Blitze Schlangen
Und Leiber wälzen sich und türmen sich
und rollen das Gebirge in den Stern
Der Schlund des Abgrunds wirft die Frucht
Der Sturm
Der Sturm
Der Sturm
Er dröhnt und rauscht und rollt
Glasklar der Schrei des Nichts
In Deiner Stimme schreit der Mensch
Um Hilfe schreien alle Menschen
Steil empor
Und fallen fallen füllen fehl
Und steil empor
Hinan und über höher Zitter Glast
Um Eins
Ein
Ein
Allein
Einsam
Ein All
Der Eine
Keiner hört
Keiner sieht
Und fallen fehlen fallen
Und keiner hilft
Um Menschenhilfe
Menschen um den Menschen
Opfer raucht
Verzehrt Verzichten
Armut
Armut
Menschenhilfe glüht allein
Einsam blüht der Mensch
Einsam tönt das Wort
Den Samen senkt die Stimme
Der Hilfelose singt sein Lied
Das Hilfelied erlöst den Hilfelosen
Sturm leidet Wehen der Geburt
Menschwort gebärt die Welt
Lothar Schreyer
 
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