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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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4 —

Auflage 3000.




und Alterthumskunde.




Abonnemient:
Deutſchland u. Oeſterreich 2.50
vierteljährlich, Ausland .4 3.—.,.

Stuttgart, 3. Januar 1894,
(Erſcheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfennig.

2. Jahrgaug.

* Die Bezugebedtaguugen ſind auf der letzten
DSeite in jeder Nummer abgedruckt. — Erfüllungsort für
Ddie Lieferung und filr die Zahlung: Stuttgatt. ;

8 Prodbe- MNMummern. Sollte durch Zufall eine
%b‚mbeflfiummer an einen Empfänger gelangen, der
fein Intereffe für Antiquitäten hat, o bitten wir, die-
jelbe an einen Saumler weiterzugeben.

Uebergabe eines Fehdebriefes.
Mit Illuſtration Seite 5,)

Uujer Bild d — — Nachdruck verboten)

* Bi er-

TeBt un3 in das frühe
Miitelalter. Noch
herrſcht der Winter
mit unerbitterlicher
Strenge Dichter
Schnee bedeckt das
Jeld, die kaͤhlen
— Steg und
Weg, wie auch die
Mauern und Thuͤr
Ane der befeſtigten
Stadt mit ibrer
trotzigen Burg.
Aher bald naht
wiederum die Zeit,
da die Könige pflegen
anszuziehen in den
Streit, wie es ſchon
auS des Xönigs Da-
vid’3 ‚BZeiten daͤs
Buch Samueli8 ver:
meldet. Es iſt fruͤh

morgens. Noch
cchlummert die
Stadt; felbſt der

treue Waͤchter am
Thore hat ſich mit
dem Erbleichen der
Sterne am tief-
blauen Himmel. dem
durch die Nachtwache
entbehrten Schlafe
ergeben. Mit dem
Grauen des Mor-
gens iſt auch die
Sefahr feindlicher
Ueberfälle ver-
TOwunden. Horch!
Da fOmettert’3 yor
dem Zhore, Schlafestrunfen will er ſich erheben. Aber
S hat ihm wohl nur geträumt; er legt ſich ſchwer auf
die andere, Seite, Da ertönt wieder ein Trompetenſtoß
idarf, weithin ſchmetternd. Jetzt iſt er wach. Raſch
Wringt er vom Lager und eilt an’8 Keine Thurmfenſter-
lein um Ausſchau zu halten. . Da gellt dicht unter ſeinem
Fenſter der dritte Mahnruf aus der Irompete ehernem

Munde, Und draußen Halt auf Kräftigem Rappen der
Trompeter, und hinter ihm harren zwei Schwergewapp-
nete. An der Spitze ſeiner Lanze reckt der eine von
ihnen eine Pergamentrolle mit denı großen herabhängen-
den Siegel in die Höhe. Der Wächter weiß, was das
zu bedeuten hat, er fennt auch wohl das Wappen am
flatternden Trompetentuche und die Wappenzeichen der
Geharniſchten. Sie bedeuͤten feinem Herın in der nahen
Burg nichts Gutes. Aber er öffnet ſein bleigefaßztes
Tenſterlein und fragt nach dem Begehren der Ruheſtoͤrer.
Sie heiſchen (verlaugen) Einlaß in die Stadt. Sie
haben dem Herrn derfelben einen Brief zu bringen auf
ſeine eigene Burg am hellen Tag vor ehrlichen Lenten


und Zeugen Da gibt5’3 kein Weigern; und Schelten
und Flucheu hilft auch nichts; der mürriſche Wächter
muß öffnen. Das ſchwere Thor knarrt in ſeinen Angeln,
und in die Stadt reiten die Drei. Wohl dämpft der
frilchgefallene Schuee den Hufſchlag. Aber die Trompeten-
ſtöße haben die Nachbarn an der Mauer ſchon erweckt.
Neugierige Augen folgen den zum Schloſſe Reitenden,

denen der Thorwächter die Begleitung gibt. Und auch
in der Burg iſt's ſchon lebendig. Der Burgwart ſteht
am Fenſterlein und erwartet die Anfkömmlinge. Sie
melden ihr Verlangen. Da raſſelt die Zugbruͤcke herab,
das Burgthor öffnet ſich und die widerhaͤllenden Huf-
ſchläge der fremden Röſſe ziehen durch den Bogen des
gepflaſterten Thorweges bis zum dunkeln Bürghofe.
Hier erſt löſt der Reiter ſeine Pergamentrolle von der
Spitze ſeiner Lauze und übergibt ſie einent Beauftragten
des Burgherrn. Darauf machen ſie kehrt und reiten,
nachdem ihnen der Thorwaͤchter wieder das Stadtthor
geöffnet hat, ſchweigend davon über's ſchneebedeckte Feld.
Winterliche Stille und Ruhe herrſcht über der Gegend;
in der Burg aber
und der Stadt er-
hebt ſich ein Haſten
und Jagen, ein Fra-
gen und Raunen un-
ter den in kleinen
Häuileinr beieinaꝝ

ıb man wohl
daß etwas

Burg i6t vor der
ausgebreiteten Rolle
der Burgherr und
lieſt:

„Wiſſet, Graf
Eberhard von Baͤ⸗
renberg, daß wir
Burgermeiſter und
Rath der Stadt
Buttlingen Cuer und
aller der Eurigen
Feind ſeyn wollen
von wegen des Hauß
Kolb. Und wie ſich
die Feindſchaft fur-
der (ferner) maͤcht-
es ſey Raub, Brand
oder Todtſchlag:
ſo wollen wir unſere
Ehre mit dieſem
unſerem offenen be-
ſiegelten Briefe be-
wart han (Haben).
Deß zu Urkund
hahen wir! und ſo
weiter. So war
denn der Streit,
die Fehde durch den übergebenen Brief angefagt. Und
jetzt hieß es: «

„Sie dachten wohl zu ſchirmen das Städtlein und
das Schloß;“ denn in wenigen Tagen konnte die Fehde
beginnen.

Nun wollen wir auch die geſchichtliche Wahrheit
unſeres Bildes in's Auge faſſen.
 
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