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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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A




Verbürgte

Auflage 3000.


-

ſii

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/ 8
fale


un d Alterthums kunde.




Abonuement:
Deutfchland u. Defterrei A 2,50
viertelfährlich, Ausland M 3,—,

Nr. 49.

Stuttgart, 5, Dezember 1894,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareinezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auttionen 30 Pfg.

2. Jahrgang.

Die Bezugebedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruckt. Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.

Württembergiſche Burgruinen.
2 Der Reußenſtein.
— 4 —
Der Reußenſtein, eines der kühnſten Berg-
ſchlöſſer, ragt ſtolz in ſchwindelnder Höhe empor
und gewährt dem aus dem Alpthale empor-

hatte ſich ſehr früh auch in Unteritalien einheimiſch
gemacht. Zu Nola, Agrigent und Lokri wurden
die Vaſen, welche als kampaniſche weltberühmt
geworden ſind, in Maſſen gefertigt. In ſpäterer
Zeit aber ſchien nur in dem rundum von Gebirgs-
graten abgeſchloſſenen Umbrien die Kunſt der Vaſen-
bereitung durch die Tradition vor dem völligen
Untergange bewahrt worden zu ‚Jein. Mit dem
Wiedererwachen einer ſelbſtbewußten Kunſt richtete
ſich die Aufmerkſamkeit auch auf eine Hebung der

herrſchte Sie erſcheint in Umbrien bereits der
bhzantiniſchen Schnörkelei entkleidet, während die.
Malerei, die Heiligenbilder 2 noch ganz in
byzantiniſchem Geſchmack auftreten. Im Anfange
des 15. Jahrhunderts nahm die Vaſenfabrikation
Urbinos einen neuen Aufſchwung. Namhafte
Künſtler traten an die Spitze der Arbeiten, und
ſehr bald war der förmlich zum rohen Handwerk
gewordene Schlendrian verdrängt. Die Schüler
Perugino's, ſowie dieſer ſelbſt, und der durch die

ſteigenden Wanderer einen majeſtätiſchen
Anblick. Erbaut iſt die Feſte auf einem
ſenkrecht abfallenden, nach drei Seiten hin
freiſtehenden Felſen, und auf der vierten
Seite iſt die Verbindung mit der Alp
durch tiefe Gräben abgeſchnitten. Der
viereckige Thurm ſteht auf der öſtlichen
Ecke der Burg! Das Wohnhaus war
dreiſtöckig. Das Mauerwerk war von
großem Umfang und 6 Fuß dick. Von
der Ruine aus genießt man eine herrliche
Aus ſicht in's Neidlingerthal und in's Unter-
land! Die Feſte war das Stammſchloß
der Familie Reuß v. MNeußenftein, deren
aͤlteſter Stammvater urkundlich 1284 vor-
kommt. Das Wappen der M . wWar ein
aufrechtſtehender, nach links ſehender weißer
Bär in rothem Zeld. 1394 iſt der R. in
württembergiſchen Beſitz übergegangen, denn
Eberhard von Württemberg überließ die
Burg dem Ritter Hans v. Lichtenſtein mit
Vorbehalt des Oeffnungsrechtes. Später
kam die Burg in Helfenſteiniſchen Beſitz.

Von Kirchheim unter Teck oder Geis-
lingen gelangt man in zwei Stunden mit
der Poſt nach Wieſenſteig und von hier
zu Fuß in einer guten halben Stunde auf


(Text oben.)

lebhafteſte Bewegung ſeiner graziöſen Geſtal-
ten faſt unerreichte Luca Signorelli, hielten
es nicht unter ihrer Würde, den Thonmalern
Bilder für ihre Arbeiten zu entwerfen. Ja,
der als Maler und Baumeiſter gleich aus-
gezeichnete Girolamo Genga, Schüler von
Perugino und Luca Signorelli, geboren
1476 und geſtorben 1551, hielt es nicht
unter ſeiner Würde, einen bedeutenden Theil
ſeiner Thätigkeit der Vaſenfabrikation zu
widmen. Er zeichnete und modellirte die
Muſterſtücke und hob den bis dahin immer
noch handwerksmäßigen Betrieb zu der Höhe
eines berechtigten Zweiges der Kunſt.
Die Urbiner Vafen aus dem 15.
und bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts
ſind meiſt alle von bedeutendem Kunſt-
werthe! Die antiken Formen ſind im
Weſentlichen beibehalten, aber dieſelben ſind
flüſſiger geworden, entſprechen mehr einer
phantaſiereichen Ornamentik, als die alten
Formen, die eine ſehr knappgehaltene, ſtrenge
Auszierung erlaubten; der Geſchmack des
15. Jahrhunderts, welchem ſelbſt ein Leo-
nardo da Vinct durch ſeine chimäriſchen
Schreckgeſtalten huldigte, iſt auch hier in dem
greifenahnlichen Ungethüm vertreten. Auch
die Henkel weiſen auf dieſe Ueberſchwäng-

den Reußenſtein.

Vaſen.
(Mit 2 Abbildungen Seite 389.)

Was Korinth und die tuskiſchen Städte
Arretium, Tarquinii und Volaterra für die antike
Welt waren — die Zentralpunkte der Vaſen-
fabrikation — das ward Urbino für Italien im
14. und 15. Jahrhundert.

— E

Vaſenbereitung. Im 13. und 14. Jahrhundert.
ward wie in der Architektur die Antike
als Vorbild hingeſtellt, dann aber ging man nach
und nach bei der Benutzung antiker Elemente
willkürlich zu Werke und fügte zuletzt neue Formen
den alten hinzu.

Die Vaſe iſt dasjenige Geräth, an welchem
ſich vor allen anderen Geräthen der Styl ab-


lichkeit der Formen hin. Die Medaillons
— weiße Reliefs auf blauem Grunde ſind
antik gehalten. Die Vaſe ſtammt übrigens aus
der bemerkenswerthen Sammlung von Terracotten,
Majoliken, Porzellanen 2c0., welche der einſt hoch-
gefeierte Choreograph und Solotänzer Albert, von
der Großen Oper zu Paris, hinterlaſſen hat.

Unſere zweite Vaſe iſt eine engliſche Nach-
bildung im Florentiner Styl.
 
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