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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Auflage 3000.



— — — — —



und Alterthumskunde.


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Zluttgart 1894.

Abouuemeut:

Nr. 40.

vierteliährlich,


Stuttgart, 3. Oktober 1894.
Erſcheint wöchentlich.)

Anzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren

8
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg. 2 Jahrgang.

Die Entwicklung des württem-
bergiſchen Wappens bis zum
Herzogswappen.)

Mit 5 Abbildungen.
Nachdruck verboten.)
(Schluß.)

— —

Ats das älteſte mit Datum verſehene Grafenwap-
pen an einem Ban ſei hier das an der Mühle
in Vaihingen an der Enz angebrachte von 1392
„erwähnt. Ihm reihen wir ſofort die bereits in’s
15 Sahrhundert reichenden Wappen vom Fell-
bacher Thor in Waiblingen (ſiehe in voriger
“Nummer) und an einem Thurm in Horrheim
an, welche uns zuerſt ſtatt des hisher gebrauch-
ten Topf- oder Kübelhelmes einen Stechhelm
im Waͤppen zeigen und damit helfen, die Ent-
-Atehung3zeit des frühex mit Unrecht ſchon in die
älteſte Zeit verſetzten Denkſteines mit dem würt-
tembergiſchen Wappen in Beutelsbach ſicher zu
beſtimmen.

Mit dieſem theilen ſie auch ein weiteres,
was in Vaihingen noch fehlt: die Schmückung
des Mundlöchs .an dem Hifthorn durch drei
Straußenfedern. Graf Eberhard der Züngere,
f 1419, iſt der erſte, der in ſeinem Siegel auch
dieſe Neuerung zeigt, daneben als ein Neuerer
dadurch erwiefen, daß er zuexſt Schildhalter,
einen wilden Mann und ein wildes Weib, ein-
geführt hat, auch zuerſt den offenen Turnier-
helm braucht. Die Farben der drei Federn,
blau, weiß, roth, ſcheinen wieder dem Uracher
Grafenwappen entnommen worden zu ſein; dieſes
hatte im unteren Zheil von blau und weiß ge-
ſtreiften Kürſch (Velzwerk), und darin einen
rothen Querbalken.

Eine weitere Aenderung trat im württem-
bergiſchen Wappen gegen 1447 ein. Graf Lud-
wig in Urach nahm jetzt, während er noch 1445
das einfache Wappen im Siegel hatte, das Wap-
pen von Mömpelgard, zwei von einander abge:
tehrte (goldene) Barben im (rothen) Feld, mit
auf in der Art, daß der Schild von beiden Wappen quad-
rirt wurde, das Helmkleinod aber unverändert blieb.

Es geſchah dies wie die Exwaͤhnung Mömpelgards
in der Umſchrift der Siegel zeigt, ſichtlich im Zujam-
‚menhang dainit, daß ihm 1446 Mömpelgard ausſchließz-
lich zugewieſen worden war. Vermuthlich aber hatte
er, auch ſonſt Neues, nämlich den Gebrauch des ſchild-
löſen Helms mit dem Kleinod als Sekretſiegel (1435)
einführend , dabei zugleich die Abſicht, ein ſofort ſicht-
baͤres unterſcheidendes Kennzeichen der Uracher Linie zu
ſchaffen! Vorher hatten ſich in den Siegelu die beiden

*) Mit Hülfe von Mar Bach bearbeitet.

Linien, um einiger kleinen Abweichungen nicht zu ge-
gedenfen, nur durh die Umſchrift unterſchieden. Bei
Anbringung des Wappens an Bauten aber hatte man
ſich, wie in Bebenhauſen und in der Oberhofenerkirche
in Göppingen zu ſehen iſt, dadurch geholfen, daß Graf
Ludwig dem Schild von Württemberg einen zweiten mit
dem Wappen ſeiner Gemahlin Mechtild Pfalzbayern,
Loͤwe und hayeriſche Wecken quadrirt) zur Seite ſtellte
Ulxich V., 10 lang er ledig war, einen ſolchen mit dem
mütterlichen Wappen von Mömpelgard, ſpäter nach ſeiner
Verheirgihung (1441) ebenfalls das Wappen ſeiner Ge-
mahlin (vergleiche die Wappen ſeiner beiden erſten Gemah-
linnen an der Brautthüre der Stuttgarter Stiftskirche).


1473 aber wurde dieſes unterſcheidende Kennzeichen
wieder beſeitigt durch den Uracher Vertrag, der, um bei
der Abfindung des Grafen Heinrich mit Mömpelgard
doch die Anſprüche aller Linſen auf den ganzen Veſitz
zu wahren, beftimmte, es ſollen alle fortan einen Titel
Graf von Württemberg und Mömpelgaxd) und ein und
dasſelbe (aus dieſen beiden quadrirte) Wappen führen.

Der Münſinger Vertrag brachte eine neue Aender-
ung im Siegel, indem jetzt zwiſchen die zwei getrenn-
ten Schilde der bei Eberhärd dem Aelteren beliehte
Palmbaum mit ſeinen Wahlipruch attempto (ich wag's)
auf einem Schrifthand geftellt ward und die Namen
beider Grafen in die Legende kamen. Mit der Wieder-

vereinigung des Landes ergaben ſich nochmals kleine
Aenderungen, indem zum Beiſpiel auf dem heſonders
ſchoͤnen Wappen von 1491 am Beinſteiner Thorthurm
in Waiblingen zwei Palmenbäume mit dem Waͤhlſpruch
den quadrirten Schild einfaſſen, im Siegel (1493) nur
das Attempto allein dieſem beigegeben iſt Dafür aber,
daß je einmal über dem quadrirten Schild neben dem
Heini mit dem Hifthorn noch ein Helm mit dem zum
Mömpelgardijhen Wappen gehörigen Kleinod eines Fiſch-
weibleiuz (mit rothem Kleid und goldenem Gürtel), im
Gebrauch deweſen wäre, wie Grünebergs Wappenbuch
don 1483 daͤs Waͤppen von Württemberg wiedergibt, ſcheint
bis ſetzt kein Beweis erbracht. Auch Eberhard im Bart
ſtellte gelegentlich den Schild ſeiner Gemahlin
Barbara von Mantua neben den ſeinen, ſo in
den Kirchen zu Ura und Tübingen, wahrſchein-
lich aber nur, wo ſie als Mitſtifterin wirkſam war.

Mit der Erhebung des Grafen Eberhard
im Bart zum Herzog 1495 und ſeines Landes
zuͤn Herzoͤgthum ſchien natürlich guch nöthig,
die erhöhte Bedeutung in einer Mehrung des
Wappens zum Ausdruͤck zu bringen. Man er-
innerte fich zu dem Ende daran, daß ja die
Graͤfen von Württemberg längſt auch Nachfolger
und Erben von Herzogen, nämlich der Herzoge
von Teck ſeien und ftellte daher jetzt im vier-
feldrigen Schild neben das erſte Jeld mit den
württeuibergiſchen Hirſchſtangen als zweites das
mit dem (von ſchwarz und gold geweckten) Wap-
pen der aͤlten Herzoge von Teck füigte im drit-
len Feld die Reichsiturmfahne von Markgröningen
ein und verwies die Mömpelgarder Fiſche in
das vierte. Von den vier Helmen, die nun
eigentlich dazu gehört hätten, wurden, einer ſpä-
teren Cuͤtwicklung Raum laſſend, zunächſt unr
zwei mit in das Wappen aufgenommen, der
vurttembergiſche mit dem Hifthoͤrn, nur darin
geändert, daß er jetzt mit einer Kroue über ihm
zebildet wird und der teckiſche, ungekrönt, deſſen
Kleinod ein Brackenkopf mit roth ausgeſchla-
gener Zunge, mit den ſchwarzen und goͤldenen
Wecken überzogen, bildet. Auf dem Siegel lautet
die uniſchrift jetzt: Siegel Eberhards von Got-
les Gnaden Herzogs zu Württemberg und Teck
und Grafen zu Mömpelgard.

Eine ſolche reichere Nusgeftaltung des Wap-
pens war beſonders im Sinne Eberhard's, der
ſchon vorher gerne eine Reihe von Ahnenwappen in
Gruppen zufjammengeftellt hatte, ſo in den Kirchen zU
Ura (am Gewslb) und Tübingen (in den Glasfenſterm
und in ſeinem Gebetbuch. Gewiß hätte ihn darum die
hervorragend ſchöne und reiche Darſtellung ſeines Hex-
zogswappens auf feiner caus Kupfer gegoſſenen) Grab-
platte, die von Einſiedel nach Tübingen in die Stifts-
lirche verpflanzt worden iſt, ſelbſt gefreut, wenn er ſie
noch hätte ſehen können.

MAuch in der ſpäteren Zeit mochte hier und da das
Bedürfnitz heraustreten, den Herrſcher, dem ein Wappen
galt, beſtimmter zu bezeichnen. In dieſem Sinn, um
die Uracher Linie herauszuͤheben, iſt es wohl gemeint,
 
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