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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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8

Verbürgte

Auflage 3000. 3 e


un d Alterthums kunde.




Abonuemient:
Deutſchland u. Oeſterreich A 2,50
vierteljährlich, Ausland M S. .

Nr. 27.

Stuttgart, 4, Juli 1894,
Erſcheint wöchentlich.

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfennig.

2. Jahrgang.

Zur Waffenkunde.

¶ Die verſchiedenen Werkweiſen des Niellirens, Inkru-
ſtirens, Eintreibens, Tauſchirens oder Damaszirens, und
des Damaſtens oder Anfertigung des Damaſtſtahls.)

— ——
Nachdruck verboten.

Ühter Niello (ital., vou mittellateiniſchen nigellum,
ſchwary verſteht man eine Verbindung

und Römern war dieſe Technik unbekannt. Um die An-
fertigungsart des Tauſchirens Eintreibens, Inkruſtirens
oder Damaszirens noch anſchaulicher zu maͤchen! muß
hier wiederhoͤlt werden, daß diefe, von der Erzeugunz
des Damaſtes, dem Damaſten, gänzlich verſchiedent
Werkweiſe folgender Art ſtatifindet! Nachdem man die
Llinge, den Gewehrlauf die Platte u. d. m. hat am
Feuer blau anlaufen laſſen (. w. unten), werden mittel8
Grabſtichel die Vorwürfe eingeſtochen und in die erz
langten Höhlungen Metallfäden, meiſtentheils ſilberne,

ihren Vertiefungen nach unten zu breiter ausgehöhlt ſind,
um dem Edelmetalle eine dauerhaftere Grundlage zu
geben. Auch andere Metalle als Eiſen, befoͤndels
die Bronce, werden derartig verziert. So taufchirte,
oder beſſer eingelegte (inkruftirte) Broncen, wurden ſchon
von den Struskern dargeftellt aber niemals dergleichen
Arbeiten auf Eiſen, wobon die europäifehen ältejten Bbe-
kannten, wie bereits angeführt, von den Franken ab-
ſtammen. Zu ſolchen nicht auf Eifen ausgeführten Ein-
lagen oder Tauſchirungen gehoͤren die unter dem Nanten

Kooftgariar:Arbeiten von Cobjerat und

von Metallen und Schwefel von grauer

Sealkote im Pendſchab (Indien). Hier

bis ſchwarzer Farbe, welche zur Ver-

zierung von Metallgegenſtaͤnden ange-
wendel wird. Die Zeichnung wird in
das Metall gravirt, das pulverför-
mige Niello mit Salmiakauftöſung zu
einem Teige angemacht; dieſer Teig
wird in die Graͤbirung eingeſtrichen
und eingeglüht. Das Verfahren wird
oft unrichtigerweiſe Tauſchirung ge-
nannt, auch mit Schmelzarbeit (Emath
verwechſelt iſt aber nur „Glühwerk.“

Inkruſtiren hedeutet im ANgemeinen :
mit einer Kruſte überziehen; im ſpe-
ziellen Sinne bezeichnet man mit Inz
kruſtation die Taͤuſchirung.

Tauſchiren (von ital. taussia, auch
tauna, lavorar di tanna) oder damas-
ziren (franz. damasquiner, eine Art
des Inkruſtirens) nennt man das Ein-
treiben von Gold⸗ und Silberberzie-
rungen in Eiſen und Stahl. Auch hier
wird die Zeichnung eingeſtochen und
das Edelmetall in die Fugen als Draht
eingetriehen oder bei größeren Flaͤchen
in Blaͤttchenform auf das rauhgemachte
Metall aufgehämmert. Häufig werden
die Vertiefungen unterſchnitten, ſo daß
der Durchſchnitt der Rinnen dieſe Ge-
ſtalt erhält: Z__Z. Sn ſolche Rinnen
werden die Gold-, bez. Silberdrähte
eingelegt. Die überſtehenden Ränder
haͤlten das Edelmetall feſt. Dieſe
Kunſt wurde ſchon früh in Damaskus
betrieben, weßhalb man ſie auch Damas-
zirung oder Damaszinixung (franz.
damasquinage) nennt. . Da man mit
dieſem Worte jedoch auch die Bereitung
des Damaszener Stahls bezeichnet, ſo
iſt der Klarheit halber hier das Wort
vermieden und das in Deutſchland
Tauſchirung dafür angewendet.

Die Tauſchirarbeit war in Italien, Spanien und
Deutſchland gegen Ende des Mitielalters in der Rück-
griffzeit hekannt und verbreitet. In Frankreich wurde
dieſelde erſt unter der Regiexung Heinrich’3 IV. einge-
führt. Die aͤlteſten europäifjdhen Taufchirarbeiten ſind
die der Franken (der meroͤwingiſchen Zeitl) — Griechen

!) Was vadurch feſtgeſtelt iſt, daß ja bekanntlich rarolingiſche

— — ——


Damaszirung
allgentein uͤblichẽ

Gräber teine Mitgaben an Waffen und Schmuck mehr aufweifen.

Edelmann auf der Jagd. (Text Seite 211.)

auch wohl goldene, mit Hülfe des Matpunzens (franz.
matoire), eines nicht {pigen Meißzels vollitändig ein-
getrieben. Sind Unebenheiten entftanden, {owird das
Ganze vermittelſt einer feinen Feile geebnet und darauf
geglättet (franz. poli). Bei größeren Flächen mit zahl-
reichen kleineren eingeftochenen VBorwiürfen wird auch
wohl das Edelmetall {tatt in Fäden in Blättern ein-
gehämmert Das Verfahren ijft übrigens nicht immer
genau gleichartig; die Einzelweſenheit des Künftters
bringt darin Veränderungen in der Ausführung. So
finder man oft, daß die eingeſtochenen Borwürfe in

iſt die Silbertanfchirungsarbeit meift
auf geſchwärztem Zinn ausgeführt;
tauſchirte Sijen:, Stahl= und Bronce-
arbeiten fommen da aber auch boͤr,
ebenſo wie in Perſien.

Das Damaften, d. h. die Erzeugung
des Damasftahls!) — (auch indijcher
oder Wootzſtahl genannt), dejjen Name
von der Stadt Damaskus ftammt, woͤ
ſchon im 3. Jahrhundert n. Chr. unter
Diokletian große Waffenfabrifen be-
ſtanden, deren Erzeuͤguiffe hochbe-
rühmt wurden, — iſt von Tauſchiten,
d. h. d. Eintreiben gänzlich verſchieden!

Der ächte Metalldamaft ift ein
Gußſtahl, worin die verſchiedenen moiz
rirten Zeichnungen allein dem Vor-
haͤndenſein der kryſtalliſirten und duͤrch
Anwendung von Säuren zu Tage ge-
förderten Eiſenſchwärze ihre Entſlehung
verdanken. Andere ſolcher Mufter
rühren von kleinen Theilen verſchie-
dener Metalle, als Platina, Silber,
Palladium her. Es gibt {Hwarze,
braune, graue Damafte. Die Werk-
weiſe dabon iſt folgende. G3 werden
mehrere Lagen Stahl verſchiedener
Härte, oder Eiſengußſtahl und Stahl
zuſammengeſchweißt eng verſchniedet
und gehärtet, Sine aus ſolchen Stahl
hergeſtellte Klinge u. d. m., befommt
bei Behandlung durch Säuren auf
der Oberfläde moireeartige Schat-
tirungen, da Eiſen und Stahl ver-
ſchiedener Härtung verſchiedentlich von
den Säuren angegriffen wird. ‘ Die
weichſten Sorten geben die hellſten
die härteſten die duntelſten Abtönungen.
Je nachdem die verſchiedenen Eiſenſtahlſorten zufantmen-
geſchmiedet ſind, erſcheinen die innen etwas flacherha-
benen Zeichnungen wellenförmig ſtreifig oder mofaik-
artig u d. m. Beſonders künſtlich verwickelt iſt die
Zuſammenſetzung der Gewehrlaufdamaſte, für deren An-
fertigung Lüttich ſo großen Rufes genietzt Unter den

!) Sine aus ſolchem Stahl hergeſtellte Klinge zeigt bei Behand-
lung mit Säuren auf der Oberfläde meift eine der bekannten Schatz
tirungen, da Eiſen und Stahl verſchledener Härte von Säuren
vyerfchieben angegriffen mird. Die weichfte Art erleidet die {tärkfte

Einwirtuns und erſcheint demnad am Helliten. de nach dem Zu-
ſammenſchmieden erſcheinen dieſe Moireen ftreifiger oder wellenförmiger.

— —
 
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