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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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— —

Zentral

Verbürgte

Auflage 3000.


und Alterthums kunde.

LI




Slutttgaxt 1894.

Abonuemeut:
Deutſchland u. Oeſterreich A 2.50
vierteljährlich,

Nr. 39.


Stuttgart, 26. September 1894,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.

2. Jahrgang.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der lesten
Seite in jeder Nummer abgedruct, — Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.

Die Entwicklung des württem-
bergiſchen Wappens bis zunt
Herzogswappen.?)

Mit 11 Abbildungen.
MNachdruck verboten)

— —

Wie bei anderen Geſchlechtern erhalten wir auc
bei dem Haus Württemberg die erſte Kunde über ſein
Wappen und die ſicherſte Kenntniß
über deſſen Ausbildung aus den Sie-

läufer eines urſprünglichen württembergiſchen Wappens,
das eben um jene Zeit dann durch ein anderes, das
ſeither übliche, verdraͤngt wäre. Da aber bei dem zwei-
fellos ächten Inhalt der Urkunde doch ihre Form meh-
reren Bedenken unterliegt, können wir immerhin von
dieſem nur gezeichneten Wappen bis auf etwaige weitere
Funde abſehen. Allein alſo auch davon abgeſehen bleibt
die Frage: Woher ſtammt das Wappen mit den Hirſch-
ſtangen? Iſt es wirklich ſchon pon Alters angeſtammit
oder um 1228 von anderswoher übernommen? Es
wäre möglich, daß ſchon die alten Herren von Sigma-
ringen⸗Spitzenberg (nicht die ſpäteren Sigmaͤringen-
Spitzenberg⸗Helfenſteiner, welche den Slefanten von
Helfenſtein im Wappen führten, wovon das Siegel der
Gräfin Adelheid, Geborenen von Württemberg, Wittwe
des Grafen Gottfried von Sigmaringen, 1289, (und 9I1)
uns überzeugen möge) einen Hirſch oder Hirſchſtangen
geführt und von ihnen aus die Württemberger Grafen

geln an Urfunden.**) Es entſpricht
des Hauſes, daß wir zuerſt 1228 ein

E

Urkunde, welche Conradus von Gottes
Gnaden Graf von Gruningen „im
Jahre der Menſchwerdung des Herrn
1228, am 15.. September“, zu Akon
in Syrien ausgeſtellt hat. Als Um-
ſchrift trägt e& die Worte: „Siegel
des Grafen Conradus in Wirtenbere.“
Sofort tritt uns darin das Wappen
entgegen, das fortan das Hauptwap-
pen des Hauſes Württemberg bildet:
drei querlinkshin übereinandetliegende
(ſchwarze) Hirſchſtangen (in goldenem
Feld). Ueber die Zahl der Enden
dei den einzelnen Stangen ſei dabei
gleich bemerkt, daß ſie, als Nebenſache
behandelt, zwiſchen 4, 4, 4 (jo 1228),


1257) ſchwankte und erſt ſeit etwa

Mitte des 15. Jahrhunderts ausnahm8lo3 auf 5, 5, 4
fixirt worden iſt. Eigenthümlicherweiſe knüpfen ſich an
däs Wappen von Württemberg ganz ähnliche Fragen,
Einmal nämlich: auf
der Abſchrift einer Urkunde von 1238, welche nach dem
Wortlaut von „den Herren von Wirtemberg“ beſiegelt
ſein ſoll, treffen wir unten eine Siegelzeichnüng mit der
Ümſchrift: „Siegel des Grafen Uodalrieus in Wirten-


artig auf drei Berhſpitzen ſtehende Thuͤrme, je mit
Kuppel und Knopf endend und im zweiten und dritten
ihrer drei Stockwerke mit zwei gerundeten Fenſtern ner-
ſehen. Wäre dieſes Siegel ächt ſo könnte man kaum
anders als annehmen, dieſes Wappen ſei der letzte Aus-

*) Mit Hülfe von Mar Bach bearbeitet.
**) Das Bild des Abtes Bruno von Hirſchau 1105, das im gol-


<
»

(

von Wirtenberg, 1228,

dieſe überkommen hätten. Wahrſcheinlicher aber iſt uns
das Andere: Die Heirath von Graf Hartmann mit
der Veringer Erbtochter brachte nicht nur einen ſchönen
Theil des Veringer Erbes, ſondern auch das Vexinger
Wappen in das Haus Württemberg. Denn hier führen
die beiden Zweige, Wolfrat von Veringen (1216—67)
und Manegold von Nellenburg (1220), die drei Hirſch-
ſtangen im Siegel. Selbſt die Farben des Veringer
Wappens ſollen nach einem Bericht von etwa 1240 die-
ſelben wie bei Württemberg geweſen ſein, während frei-
lich die Züxicher Wappenrolle (um 1330) die Hirſch-
ſtangen bei Veringen roth, bei Nellenburg blan (im
goldnen Schild) zeichnet.

Verfolgen wir zunächſt das Wappen bei der Linie
von Grüningen:-Zandau, bei deren Gründer
wir das erſte Siegel fanden, ſo iſt bei dem Sohn Kon-
rad's, Hartmann I., bemerkenswerth, daß er neben

dem bäterlichen gleichen Siegel (1246 und ſo fort)


1257 auch als/Fahnenträger des heiligen Reiches zu
Markgröningen, ein ſolches führt, das die drei Hirſch-
ſtangen auf der Reichsſturmfahne enthält. Weiter aber
iſt ſein Grabſtein in Markgröningen (1280) dadurch
von Intereſſe, daß wir hier zum erſtenmal auch ein
Helmkleinod antreffen, beſtehend aus Pfauenfedern,
die in einem Korbe ſtecken. Daß der Behälter als ein
Korb, nicht als ein Beutel anzufehen ſein wird, ſcheint.
ſich daraus zu ergeben, daß der Grabſtein des Lutz
von Landau cf 1398) im Heiligkreuzthal deutlich einen
Korb bietet und ebenſo das Donaueſchinger Wappenbuch
von 1433 in der Zeichnung des Wappens von Landau.
Woher dann die Züricher Wappenrolle, nach welcher
die Wappenfarben von Landan den württembergiſchen
ganz gleich ſind, die Zeichnung des Landauer Helm-
kleinods als eines mit Lindenblättern beſteckten und
mit Hahnenfedern verzierten Schirmbretts genommen
hat, bleibt fraglich. Später, ſeit 1433, haben die Lan-
dauer zum Theil (auch 1503 kommt
der Korb noch vor) als Helmkleinod
eine zwiſchen einem Hirſchgeweih
ſitzende Rüde angenommen und ſind
damit auf das Hirſchgeweih der Gra-
fen von Veringen, das 1256—94 auch
Graf Manegold von Nellenburg führt
und ebenſo ſpätere Nellenburger, zu-
rückgekonnnen. Die Züricher Waͤp—
penrolle bietet auch hier das Beſondere,
daß ſie den Nellenburgern ein anderes
Kleinod, einen mit Pfauenfedern be-
ſteckten rothen Kardinalshut gibt.

In der Württemberger Haupt-
linie haben ſowohl die Grafen Ul-
rich und Eberhard gemeinſam (1241),
als dann der Graf Ulrich L. mit dem
Daumen für ſich allein (1253), einfach
die drei Hirſchſtangen im Siegel (bezüg-
lich der Zahl der Enden anders auf dem
Grabſtein in Stuttgart, als auf dem
Siegel, gerade wie bei Hartmann I. von
Grüningen). Das ſelbe ſetzt ſich, nur mit
Aenderungen im Titel und etwa in den
Beigaben im Siegelfeld bet Ulrich II. (1273), Eber-
harö dem Erlauchten (1280) und Ulrih IIL. fort. Die
beiden Letzteren aber bieten Anlaß zu weiterer Beſprechung
durch die von ihnen zuerſt neben dem kleineren Siegel
geführten großen Reiterſiegel. Hier nämlich treffen wir
jeßt auch in dieſer Linie zuerſt das Helmkleinod mit
abgebildet. Und zwar trägt Eberhard auf dem Reiter-
fiegel von 1316 (1319, 21) ein ſolches, das, ahweichend
von früheren Angaben, als ein mit Lindenblättern he-
ſteckter Korb oder ein ſolches Schirmbrett anzuſprechen
ſein möchte. Es iſt fraglich, ob das mit dem Landauer
Kleinod der Züricher Wappenrolle in Beziehung zu
bringen iſt oder etwa auch damit, daß Graf Eberhaͤrd's
Gattin eine Markgräfin von Baden war, die von Baden
7* in der alten Zeit Lindenzweige im Helmkleinod

atten.

Nahe gelegt wäre die letztere Deutung, bei wel-
cher der Korb immerhin an Landau erinnern möchte,
 
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