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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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I

©

Verbürgte

Auflage 3000.

7

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2


und Alterthumskunde.

I
M

Verbürgte

Auflage 3000.


Abonnement:

Nr. 52.

viertelfährlich,


Stuttgart, 26. Dezember 1894,

Erſcheint wöchentlich)

Auzeigen:
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfg., Auktionen 30 Pfg.

2. Jahrgang.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruckt. — Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart

Anleitung zum Sammeln

von Münzen.
Von
Dr. M. Kirmis.
Gortſetzung)
Nachdruck verboten.)
— —

Die friſche Sudfarbe iſt kalkig weiß und
bekommt durch den Polir-

der Aechtheit neuerer Stücke ſind die durch den
Mlauf oder die einfache Aufbewahrung erzeugten
Ueberzüge von beſonderer Wichtigkeit. Die khie-
riſche Haut ſondert fortwährend geringe Mengen
Chlorverbindungen, beſonders Kochſalz, Schwefel-
verbindungen und organiſche Verbindungen in
flüſſigem und gasförmigem Zuſtande aus, welche
wohl geeignet ſind, unmittelbar, oder durch ihre
Zerſetzungsprodukte das Silber anzugreifen. Man
kann ſich hiervon leicht überzeugen, wenn man für
Silber ein unedles Metall fubftituirt. Man
nehme eine jener veralteten glatten Viſitenkarten,

ſogenannten Altſilberton; die Urſache desſelben iſt
aber nicht ein gleichmäßiger Ueberzug, ſondern
eine phyſikaliſche Veränderung der Oberfläche, be-
wirkt durch die Summirung ſehr vieler und kleiner
chemiſcher Einwirkungen. Es bildeten ſich geringe
Mengen von Schwefelſilber und Chlorſilber; durch
Reibung wurden ſie wieder entfernt, an der be-
treffenden Stelle aber hatte das Silber den Metall-
glanz vexloren; neue Einwirkung mit demſelben
Erfolg, bis ſchließlich die weiße ſpiegelnde Fläche
in eine graue, das Licht unregelmäßig zurück-
werfende verwandelt iſt. Die Oberfläche einer

die mit einem Ueberzuge von Bleiweiß verſehen

ſchön altgrau ausſehenden Münze erſcheint unter
der Lupe aus zahlloſen feinen

ſtahl oder durch das Prägen
Metallglanz, unterſcheidet
ſich aber auch dann noch
in etwas von der Farbe
des maſſiven feinen Metalls.
Alte Münzen, welche Sud-
weiße zeigen, ſind häßlich
und verdächtig, daher muß
man ſich hüten, gute Stücke
durch Abkochen in zu ſtarker
Schwefelſäure zu reinigen.

Neberzüge aur Sil-
bermünzen entſtehen
durch langes Umlaufen oder
durch Lagern im Boden;
man bezeichnet ſie im Allge-
meinen mit „Silberpa-
tina? Nur in ganz ſel-
tenen Fällen beſteht die
Patina aus reinem Silber-
oxyd (das im Handel vor-


8. Das Scharfenſchloß. (Tert Seite 412.)

Punkten und Vertiefungen
heſtehend, mit einem gänz
leiſen, in den Vertiefungen
ſitzenden, mit fettigem
Schmutze vermiſchten An-
fluge von Schwefelſilber und
Chlorſilber. Münzenmit
ſchwarz ſchattirten
Konturen (Ruß), die
ſich leichtreinigen laſ-
ſen, ſind verdächtig.
Dieim Bodenentſtäan-
dene Patina bildet metſt
gleichmäßige, oft ſehr tief-
gehende Ueberzüge. Schwe-
felſilberpatina aber fommt
ſeltener vor wie Chlorſilber-
patina. Dieſe letztere, das
Hornſilber der Mineralogen,
zeigt keinen beſtimmten Far-

kommende, ſogenannte oxy-

dirte Silher iſt nich orydixt, ſondern geſchwefelth,
gewöhnlich iſt ſie Schwefelſilber, oder Chlorfilber,
oder hei legirten Stücken ein Gemiſch von Silber?
und Kupferjalzen. Sie kann nur aus Anlauf-
farben beſtehen, die beſonders ſchön und charak-
keriſtiſch ſtempelglänzende Stücke zeigen, welche
(ängere Zeit aufbewahrt wurden; oder es hat eine
tiefergehende chemiſche Umwandlung des Metalles
ſtattgefunden. Die Art dieſer Umwandlung hängt.
ab von der Legirung, aus welcher die Münze
beſteht, und von der Beſchaffenheit des Bodens,
in welchem ſie patinirte. Für die Beurtheilung

ſind und trage ſie einige Zeit in der Taſche oder
im Geldbeutel; ſie wird braͤun und ſchwarz werden,
weil durch die Hautausdünſtung Schwefelblei ent-
ſteht. Aehnlich entſteht ſchon beim Aufbewahren
auf neuen Silbermünzen ein Anflug von Schwefel-
ſilber, welcher in den Vertiefungen der Prägung
braun erſcheint und ſich allmählich in die weiße
Fläche abtönt. Jede gleichmäßig blau-
ſchwarze Färbung iſt verdächtig. Die
Oberfläche von feinen oder nahezu feinen Silber-
münzen, welche lange in Umlauf waren, zeigt eine

ſchöne eiſengraue, ſehr bezeichnende Färbung, den

— ß — —

benton/ ihr Ausſehen ſchwankt
zwiſchen braun und bleigrau,
ſie iſt ſchwach fettglänzend, nimmt durch Buͤrſten
lebhafteren Glanz an, iſt geſchmeidig, wachsartig,
in dünnen Lagen durchſcheinend. Off iſt die Münze
bis in bedeutende Tiefe in Chlorſilber verwandelt,
ſo daß man erſt mittelſt eines kräftigen Kerb-
ſchnittes durch das Hornſilber hindurch auf den
härteren Metallkern gelangt. Ich ſah Tetradraͤch-
men, Syrakus, welche zu 3/4, in Chlorſilber über-
gegangen waren; ihr Volumen hatte ſich ver-
mehrt, wie auch das abſolute Gewicht, während
das ſpeziſiſche Gewicht von 10,5. auf 6 herunter-
gegangen war.
 
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