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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Verbürgte

Auflage 3000.


1

— *

und Alterthumskunde.



Verbürgte

Auflage 3000.


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Deutſchland u. Oeſterreich A 2,50
vierteljährlich, Ausland M 3..

Nr. 36.

Stuttgart, 3. September 1894,

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Aus der inueren Geſchichte

Schwabens
zur Zeit der ſächſiſchen und fränkiſchen Kaiſer.

Zur Wahrung der königlichen Rechte in den ein-
zelnen Herzogthimern waren dom KXönig, feitdem das
Zuſtitut der Miſſt der Karolingijhen Zeit abgeſchafft.
war, die in der früheren Zeit

welchem Fall die Anſtellung durch den Herzog geſchah,
ſo daß dleſer von „jeinem“ Graf reden fonnte, inwies
weit überhaupt der Graf der Untergebene des Herzogs
war, iſt unſicher; in der Folge erſcheint aber die VBer-
leihung des Anits als eine Belehnung, welche auch
—44 einer Lanze mit einem Fähnlein vor
ſich ging.

Allmählich lockerte ſich der alte Grafſchaftsverband
immer mehr, beſonders duͤrch die Uebertragung von
cräflichen Rechten an die Herren von Immunitäten, an die
Vorſteher von geiſtlichen Stiften, jowie an einzelne an-
geſehene weltliche Herren, fo daß die Identität von
Srafjchaft und San zu ſchwinden/ die Gaubezeichnung
allmählich aufzuhören begann. Da nun in diefer Beriode,
beſonders mwährend der Regierung König Konrad’8 II.
die Erblichkeit der Lehen immer allgemeiner, ja Grund-

auch ſchon genannten und befann-
ten Pfalzgrafen aufgeſtellt, die
aber nun gegenüber der herzog-
lichen Gewalt mit ausgedehnteren
Nechten ausgeſtattet wurden. Die
Bedeutung dieſes Amtes, als
deſſen Träger wir ſchon Erchanger
anſehen zu dürfen glauben, käm
beſonders unter Otto I, auf. Die
Pfalagrafen ſind die eigentlichen
Statthalter des Königs und Ver-
kreter der Krone in den einzelnen
Provinzen (ie einer in einem

Zollern. Dillingen.

zehnten Jahrhunderts das alte alemanniſche Herzogsge-
ſchlecht; ebenſo erloſch mit Herzog Burkhard II 973
das Geſchlecht der Hunfridinger oder Burchardinger in
ſeiner männlichen Linie. Daͤs Geſchlecht der Welfen,
aus dem wir Judith und Emma, Töchter Welf's I., die
Semahlinnen Ludwig's des Frommen und Ludwig's des
Deutſchen kennen, ſtärb mit dem Grafen Welf IIL., Her-
zog von Kärnten, der die Fürſtenverſchwörung verrieth,
1055 in ſeiner mannlichen Linie aus; e3 ſetzle ſich fort
in Welfs Schweſterſohn, dex als ein Sohn des Mark-
grafen Azo, von Eſte und Kunigunde Welf als Welf
IV. (+ 1101) der Neubegründer des in der nachſten
Periode zu großer Bedeutung kommenden welfiſchen
Hauſes wurde Ihr Hausbeſitz lag in den Oberämtern

Rapbensburg, Wangen, Tettnang, — Waldſee, Bibe-
rach. Ravensburg und Altdorf (das heutige Weingarten)
ſcheinen die Stammſitze dieſes
Zeſchlechts, deſſen Angehörige aͤls
Grafen den von ihren Stamm:
gütern abgelegenen Gau Glehun-
tare verwalteten, geweſen zu ſein.
Ebenfalls zur herzoglichen Würde
gelangte das Geſchlecht der Zäh-
ringer, nach ihrer Burg Zäh-
ringen (Ceringen) bei Freiburg
im Breisgau benannt. Der be-
liehteſte Name in ihrem Geſchlecht
iſt Berchtolt; man hat ſie deßhalb
auch ſchon mit dem aͤlten ale-
manniſchen Herzogsgeſchlecht in

Herzogthum) angeſtellt zur Wah-
rung des Intereſſes der Zentral-
gewalt gegenüber den Sonder-
beſtrebungen des Stammesher-
zogthums. Sie haben zunächſt
und hauptſächlich eine finanzielle
Befugniß, Beaufſichtigung und
Ueberwachung der Reichsgüter
und Reichseinkünfte, dann aber
in Bertretung des Koͤnigs die
Ausübung richterlicher Befugniſſe-
ja vielleicht ſogar eine gewiſſe
Kontrollirung und Ueberwaͤchung
der herzoglichen Gewalt und der
Örafenverwaltung. Mit Namen werden als Pfalzgrafen
in Schwahen nur wenige, Ernſt 1005, Friedrich (vielleicht
von Oettingen) 1053 und Mangold von Dillingen
1070 erwähnt.

Borſteher der kleinexen Bezirke ſind immer noch
die Grafen, welche nicht bloß die Auführer des Aufge-
bots (fiehe unten) ſind, ſondern deren Hauptaufgaͤbe
die richterliche iſt. Alles Gericht wurde immer noch
Öffentlich gehalten. Recht und Geſetz waren noch nicht
in die Schreiberſtuben gebannt, ſondern mit Sitte und
Herkommen innig verbunden. Inwiefern die Grafen
in der Vexwaltung des königlichen Einkommens gegen:
über den Pfalzgrafen eingeſchräukt wurden, oder ob fie
in dieſer Beziehung dem Pfalzgrafen ſubordinirt
waren, läßt ſich ſchwer ſagen. Zunächft wird die Graf-


ſchaft vom König als Amt übertragen; ob und in

Calw. Veringen⸗Nellenburg.

jaß wurde, ſo erbaute ſich das Geſchlecht, indem es die
Grafenwürde hehielt, an einem beftimmten Platz, an
dem €e3 ſich möglichit großen Allodbeſitz erworben hatte
eine eigengehörige Burg, nach der man feit der Mitte
des elften Zaͤhrhunderts die Grafen zu benennen pflegte,
zum Beiſpiel Zollern, Achalnt Lauffen, ohne Rückficht
auf den Namen der Gauz, den fie verwalteten, So
entſtanden die beſonderen Seſchlechtsnamen
ſolcher Grafen⸗ und anderer durch Anfehen und Reichthum
herborragender Herrenfamilien. Von diefen Geſchlechtern,
die nach ihren Burgen oder Beſitzungen benannt, damals
auf glemanniſchem Boden entſtauͤden und „auftauchten!,
die in der Folge theils wieder berfchwuͤnden ſind,
theils ſich bis auf unſere Zeit erhalten haben und
noch, fortblühen, nennen wir folgende. Erlofjchen iſt
wohl ſchon zu Ende des neunten oder zu Anfang des

Verbindung gebracht. Der erfte
nach Zähringen benaunte Graf
iſt Berchtolt der Bärtige, Graf
im Breisgau, der im Jahr 1057,
wie wir wiſſen, das Herzog-
thum Schwaben beanſpruchte,
wofür er 1061 das Herzogthum
Kärnten nebſt der Markgrafſchaft
Verona hielt. Im Jahr 1078
wurde er von Heinrich IV. an-
gehlich wegen verſuchten Hochber-
raths abgeſetzt, worauf er ſich
dem Schwabenherzog Rudolf in
die Axnie warf; er kämpft im
Sahr 1077 mit Welf guf Rudolfs Seite gegen Heinz
rich und ſtirbt 1078 auf feiner Feſte Lintburg, Oberamt
Kirchheim, nachdem er aus Kummer über die Verwüfjtung
jeiner Güter den Verſtand verloren hatte.

Hon dem Herzoglihen Geſchlecht der Staufer
oder Hohenftaufen werden wir ſpäter zu reden Haben.

Bon eigentlich gräfligen Ge{hHledhtern
(im Unterfchied von den Herzoglichen) werden folgende
genannt; Die Grafen von Achalım, Graf Sgino und
Rudolf, wohl aus dem Uracher Geſchlecht, find unter
Konrad II. die Erbauer der Burg Achalm*), Trotz den


*) Verfuchte Ableitung des Namens:
1) Von einem dort pefindlichen Fluͤßchen Ach. verbunden mit Alm.
Alm = Gelm = Gügel? 2) fagenhaft von dem Ausruf eines im

Kampf falenden BefigerS der brennenden Burg: — — ——
(für Aumächtigen! Vergl. Uhland: „Die Schlacht bei Reutlingen.“
 
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