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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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— —

2

Verbürgte

Auflage 3000.



und Alterthumskunde.


2
——

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M



Verbürgte

Auflage 3000.


( ° Abounement:
Nr. 13. Deutſchland u. Oeſterxeich M 2.50
vierteljährlich, Ausland M4 3,—.

Stuttgart, 28. März 1894,

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren

2. Jahrgang.

Erſcheint wöchentlich)

Raum 20 Pfennig.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruct. Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.,

— Anftion Baugel
in Fraukfurt a. M.

Mit 4 Illuſtrationen.

— AL

Am9. April findet in Frankfurt a. M.

wieder eine hervorragende Auktion ſtatt. Es
handelt ſich um die Antiquitäten: und Gemälde-
Sammlung, welche im Auftrage von Frau Oberſt
Lilli Ament Wwe. in Bamberg, Montag, den
9, April 1894, Vormittags 10 und Nachmittagz
3 Uhr, durch den Auktlonator Rudolf Bangel
im Auttionsſaal für Kunſtgegenſtände, Neue
Mainzerſtraße 66 in Frankfurt a. M. öffentlich
verſteigert mwird. Dieſelbe beſteht aus den her-
vorragendſten Stücken von Elfenbein⸗ und Holz-
ſchnitzereien. Doſen, Möheln, Porzellan, Glas,
Emaillen, Miniaturen und Gemälden 20. der be-
kannten Sammlung Buchner-Bamberg. — Herr
Bangel ſagt im Vorworte zum Katalog: „Der
Inhaͤlt des Katalogs ſetzt ſich in ſeinen weſent-
lichen Stuͤcken aus den hervorragendſten der von
den Kunſtgelehrten E O. von Berlepſch und Ft.
Weißer beſchriebenen „Sammlung Buchner-
Bamberg“ zuſammen Ich habe im Tert des
Katalogs dieſe Beſchreibungen nahezu wörtlich
beibehaͤlten und führe hier auZ dem iutereſſanten
Vorwort, welches die Herausgeber dieſem Muſter-
werke voranftellten, die auf die vorliegenden
Gegenſtände hezüglichen Notizen kurz an. Da-
durch glaube ich den hoheu Kuͤnſtwerth derſelben
am beſten zu charakteriſiren.

„Der verſtorbene Gründer der Sammlung,
um welche es ſich in vorſtehendem Werke handelt,
begann zu ſeiner Zeit zuſammenzutragen, da
noch alle Haushaltungen voll waren mit den
Dingen, die aus urgrotzmütterlicher Zeit her-
jtammten. Die in der Sammlung. durhweg am
beſten und reichſten vertretene Zeit iſt das 18 Jahr-
hundert. Ihin gehören außerordentlich groͤtze
Schätze an Möbeln und Porzellan an, welche den
werthvollen Kern des Ganzen bilden. Daneben
finden ſich allexdings noch andere Perlen, ſo
das prächtige Madonnenbild von Schäuffelein,
die Porträts von Lucas Cranach, die Wieder-
holung des Tizianſchen Bildes der Eleonore


Münchener National⸗Muſeums, Dr. Hefner von Alteneck,
bezüglich der Prachtrüſtungen franzöſiſcher und ſpaniſcher
Monarchen Aufklärungen ſchuf, daß nämlich gar Vieles,
was unter die Arbeiten hochberuͤhmter ausländiſcher
Lünſtler gezählt wurde deutſche, brave und hochgentaͤle
Arbeit iſt. Meines Wiſſens exiſtirt ein umfaſſendes


Auktion Bangel) Text oben.


am beſten illuſtrirt.

Untex den Möbeln ragt ganz beſonders ein Exemplar
hervor, das in Pracht der Ausſtaͤttung ſeinesaleichen
ſucht; es zeigt, wie ſehr geſchickt deutſche Arbelter die
maßgebenden franzöſiſchen Einflüſſe aufzufaſſen im
Stande waren. Es dürfte vielleicht auch hier gelegent-
lich eintreten, worüber der hochverdiente Direktor des

Schreinermeiſter, deſſen eigenhändig geſchriebene Urkunde
über ſeine Praͤchtarbeit (MNr. 52) in Facſtmile dem
Katalog⸗Texte beigefügt iſt, mit unter die beſten gezählt
und neben jedem berühmten franzöſiſchen Namen auf
dem Gebiete der Marqueterie⸗Arbeit genannt werden.
Daneben figuriren Möbel, deren Geſchichte mit dem
Namen der Markgrafen von Ansbach und Bahreuth


* dadurch auch mit jenem der Hohenzollern zuſammen-
ängt. :

BejonderZ . genannt zu werden verdienen einige

Renaiſſance⸗Möbel Nürnberger Urſprungs, die in ihrer
Art an das Beſte erinnern, was unſere Muſeen haben.
Sodann finden ſich eine ganze Reihe von Möbelſtücken
vor, die den von Robert de Cotte begründeten Umſchwung
in der Schreiner⸗ und Ebeniſtenarbeit illuſtriren, d. H.
die Anwendung von allerlei Holzarten, jedoch nicht in
Form von Intarſia, ſondern durch Furnirung,
wobei das Beſchläge von Meſſing noch immer
eine gewiſſe Rolle ſpielt.
Vorzüglich ſind weiter verſchiedene große
Schreinerarbeiten Kaſten), ſog. Treſors, die offen-
bar in Bamberg ſelbſt hergeſtellt worden ſind;
daſelbſt eriſtirten unter mehreren kirchlichen Für-
ſten der alten Biſchofsſtadt vorzügliche Werk-
jtätten, die ſich ſpeziell mit der Tiſchlerei oder,
wie der terminus technicus für jene Zeit lautete
mit Kiſtlerei! befaßten. Man braucht nur die
Kanzel und das Chorgeſtühle in der Kloſterkirche
des Michaelsberges zu Bamberg anzuſehen, um
einen ſehr hohen Begriff von der künſtleriſchen
Art zu befommen, mit der das Handwerk unter,
klöſterlicher Aufſicht da betrieben wurde. Hand-
werkliche Künſtler wie Franz Böhm, Eberhard
Kömpel u. a., deren Namen im Züſammenhaͤnge
mit Rechnungen für gelieferte Arbeiten ſtehen
verdienen hohe Achtung denn was ſie nachweis-
bar ſchufen, iſt durchaus vortrefflich; ſo mag denn
vielleicht auch die eine oder andere der herklichen
Ebeniſten⸗Arbeiten, an denen die Buchner ſche
Sammlung äußerſt reich iſt, mit dieſen tüchtigen
Arbeiten in Zuſammenhaͤng gebracht werden.
Es geht durch ſie alle ein gewiſſer lokaler Zug,
daher leicht anzunehmen iſt, daß ſie nicht aus
ſehr verſchiedenen Werkſtätten hervorgegangen
ſind.

Neben einer gaͤnzen Reihe reizender, zum
Theile bemalter und vergoldeter Möbel im gra-
ziöſeſten Rokoko, die offenbar nur für waͤhrhaft
fürſtlich eingerichtete Gemächer beftimmt ſein
konnten, gleichzeitig aber auch als Leiſtungen
eine abſolute Beherrſchung der Form im Ge-
ſchmacke der Zeit zeigen, iſt dann als ein Stück
eigener Art der auf hohem Volutengeſtell ruhende
zweiflügelige Schrank No. 59 zu nennen. Der
mit einem, dem ſogen.,Laque oder Vernis Mar-
tin“ (dem ſogar Voltaire in hochpoetiſcher Weiſe


milchig weiße Anſtrich des Möbels mit den kleinen

figürlichen Seenen in chineſiſchem Geſchmacke, die
Jacquemart mit Recht, ‚un Orient de Fantaisie‘ nennt,
hat jene Eigenſchaft, welche die ſalcherweiſe behandelten
ſeltenen Moͤbel geſchätzt macht: Bei aller Durchſichtig-
keit und Klarheit des Lackes iſt derſelbe doch gegen alle
Feuchtigkeit durchaus unempfindlich. VMartin’3 vorzüg-
Iichſte Lackarbeiten waren ſchwarz indeſſen entſtanden
neben ihm andere Manufakturen, ſo jene von Samouſ-
ſeau, welche als „Manufacture royale de vernis facon
 
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