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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Verbürgte

Auflage 3000.




und Alterthumskunde.


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Verbürgte

Auflage 3000.


Abonnement:
Deutſchland u. Deſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland A 3.—.

Nr. 33.

Stuttgart, 15. Auguſt 1894.

Erſcheint wöchentlich.)

Anzeigen :
Die Nonpareillezeile oder deren
Raum 20 Pfennig.

2. Jahrgang.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruct. Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.

Etwas über Luftſchifffahrt.

Nachdruck verboten.)

Einem kurzlich im wiſſenſchaft-
lichen Theater der „Uranta”. zu
Berlin über dieſen intereſſanten
Gegenſtand von Profeſſor Dr. Karl
Muͤllenhof gehaltenen Vortrag ent-
nehmen wir folgende Ausführungen:

Das Vexlangen, dem Geſetze der
Schwerkraft zum Trotz ſich frei in
die Lüfte emporzuheben, iſt ſehr alt.
Sn den Mythen und Saͤgen aller
Völker gibt es ſich kund. Zu ernſt-
haften Verſuchen aber konnke es erſt
führen, nachdem Otto von Guerickes
Unterſuchungen über die Eigen-
ſchaften der Luft am Ausgang des

Jahrhunderts bekannt geworden
waren. Der ZJeſuitenpater de Lanas
kam im Jahre 1670 zuerſt auf den
Gedanken, das Gewicht der Luft
als treibende Kraft zu benutzen.
Er konſtruirte das erſte Luftſchiff,
bei dem die Gondel durch vier luft-
leer gemachte Kugeln emporgehoben
werden ſollte. Aber dieſer Verſuch
mußte daran ſcheitern, daß der Luft⸗—
druck die dünnen Kupferwände zu-
ſammendrückte, ſobald die Luft in
ihrem Innern verdünnt worden war.
Mehr als hundert Jahre vergingen
nun, bis bei der Belagerung von
Gibraltar die Aufmerkſamkeit wieder
auf das Problem gelenkt wurde.
Montgolfier erfand im Jahre 1782
den Heißluftballon/ und noch in dem-
ſelben Jahre machte Charles das
kurz vorher entdeckte Waſſerſtoffgas
der Luftſchifffahrt dienſtbax. Am
17. Oktober 1783 ſtieg mit einem
Feſſelballon von Paris aus der erſte
Menſch in die Luft empor. Auch
die Berliner hatten bald darauf,
am 27. September 1788, das Schaufpiel einer Ballon-
fahrt. Von dem Ererzierplatze vor dem Brandenburger
Thore aus, der Stelle, wo heute das neue Reichstags-
gebäude aufragt, ſtieg vor den Augen der ſtaunenden
Menge der berühmte Blanchard in einer Charlisre,
einem Gasballon, auf. Bei dieſer Gelegenheit wurde
auch ſchon der Fallſchirm angewendet. Zwei kleine
Hunde, die in einer Höhe von mehreren hundert Metern

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aͤus der Gondel gewoͤrfen worden waren, langten mit

ſeiner Hülfe unverſehrt auf der Erde an. Ueberſchweng-
liche Hoffuungen knüpften ſich an die neue Erfindung.
Man glaubte, binnen Kurzem die Luft in ähnlicher
Weiſe durchfahren zu können, wie den Ozean, und
dieſer Glaube wurde durch die zahlreich auftauchenden
Charlatans noch genährt. Aber Alles ſcheiterte an der
Unmöglichkeit, die Luftſchiffe lenkbar zu machen. Umſonſt

unternahm, ſind für die Kenntniß von der Beſchaffen-
heit der Atmoſphäre von grundlegender Bedeutung ge-
worden. In Beutſchland iſt namentlich der Vexein
zur Förderung der Luftſchifffahrt mit ſeinen Ballons
„Meteor“, „Humboldt? und „Phönix“ eifrig hemüht
geweſen, in Verbindung mit der 1884 eingerxichteten
Luftſchiffer⸗Abtheilung und dem königl. meteorologiſchen

verſuchte man, durch Huder und Segel den Ballons
eigene Bewegung zu verleihen; das Einzige, was man


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erreichte, war, daß man ſich wie Blanchard, der im Jahre

lich die Luftſtrömungen zu Nutze machte. Aber trotz
aller fehlgeſchlagenen Verſuche zu ſeiner Lenkbarmachung
iſt der Balon ſeither doch von großer Bedeutung geworden,
erſtens für die wiſſenſchaftliche Unterſuchung der Atmoſ-
phHäre, und zweitens für Kriegszwecke Die Fahrten, die in
den Jahren 1861—66 der engliſche Forſcher Glaiſher
bis in Regionen von 9 bis 11 Tauſend Meter Höhe



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Inſtitut, die Luftſchifffahrt der Wifſenſchaft dienſtbar
zu machen. Der Verein iſt hierbei nicht nur durch den
Kaiſer, ſondern auch durch Pripate
in ausgiebigſter Weiſe unterſtützt
worden. Zu Kriegszweden haͤt
der Ballon zuerſt in der Schlacht
bei Fleurus 1794 Verwendung ge-
funden. Die großen Dienſte! die
er den Franzofen während der Be-
lagerung von Paris 1870/71 ge-
leiſtet, haben neuerdings wieder zu
großartigen Verſuchen Anlaß ge-
zeben. Aber auch der lenkhaͤre
Luftiballon Renard's der vor einigen
Jahren ſo gewaltiges Aufſehen er-
regte, hat nach der Meinung Pro-
feſſor Müllenhoff's keine Zukunft.
Trotz Anwendung von Elektrizität
vermag der zigarrenförmige Ballon
es nur auf eine Geſchwindigkeit von 5
m in der Sekunde zu bringen, wird
alſo bei einigermatzen kräftiger Luft-
ſtrömung ebenſo ein Spiel des Win-
des, wie die Luftruderer und Luft-
ſegler des vorigen Jahrhunderts.
Profeſſor Müllenhoff ſchloß mit der
Bemerkung, daß nach feiner Ueber-
zeugung die Beſtrebungen, die Luft-
ſchiffe lenkbar zu machen, durch den
Verſuch Renard's keineswegs bei
einem neuen Stadium, ſondern
vielmehr bei dem Endpunkte der
Entwickelung angelangt ſeien, daß
man dagegen von den Flugverſuchen
einzelner Menſchen noch gewiſſe Re-
ſullate zu erwarten habe

Der Königsſchatz
von Dahſchur.

Das Intereſſe an altägyptiſchen
Kunſtwerken und geſchichtlichen Denk-
malen wird von Zeit zu Zeit durch die Nachricht ſen-
jationeller Funde auch in weiteſten Kreiſen neu auf-
gefriſcht. Sind dieſe auch nicht immer von ſo nach-
hHaltiger Bedeutung auf das Quellenſtudium der Geſchichte
des aͤlteſten Kulturlandes der Menſchheit und ſeiner
ſpaͤteren Entwicklung, wie dies die Funde von Fayum
gewefen, deren wichtigſten Theil in der Sammlung des
Faͤpyrus Rainer Oeſterreich zu beſitzen das Glück hat,
ſo bilden ſie doch jedesmal einen neuen meiſt werthvollen

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