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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Seite 258.




Beitrag zu den Quellenſammlungen ägyptiſcher Archäo-
logie. In dieſem Frühling iſt es einem jungen franzöſi-
ſchen Archaͤologen, Herrn v. Morgan, geglückt, in der
einen der nördlichen beiden Ziegelpyramiden von Dah-
ſchur das bisher noch unberuͤhrte Verſteck eines könig-
lichen Schatzes aufzufinden. Herr v. Morgan iſt der
Direktor des Muſeums von Gizeh und Mitglied des
franzöſtſchen archäologiſchen Inſtituts in Kairo und
gilt bei ſeinen Landslenten als der würdige Nachfolger
von Mariette Bey. Er gelangte keineswegs durch einen
Zufall zu ſeinen Entdeckungen in Dahſchur! Verwittexte
Inſchriftzeichen, die er an der Umkleidung der Phramide
entdeckte, leiteten ihn zu der Stelle, von wo aus es
möglich war, den mit geradezu bewundernswerthem
Witz verdeckten und verborgenen brunnenartigen Schlupf
aufzufinden, aus dem man in das Innere des großen
Graͤbdenkmals dringen kann. Mit unſäglicher Mühe
und nicht ohne Lebeusgefahr gelangte er am 7. und
S. März zu den Verſtecken, wo die Särge dreier Prinzeſ-
ſinnen lagen, die bereits einmal von Graͤbräubern beſuͤcht
und gepluͤndert worden ſind. Aus den ſteinernen Truhen,
in denen die drei Damen zur letzten Ruheſtätte gebettet
worden, waren die Mumien herausgezerrt und threr Koſtbar-
keit entkleidet worden. Dem Raube war aber der reiche
Königsſchmuck ſelber merkwürdigerweiſe entgangen. Dieſer
umfaßt mehr als hundert zum größten Theile ſehr werthvol-
le, künſtleriſch ſorgſam ausgefuͤhrte Schmuckgegenſtände, in
Gold gefaßte Edelſteine, die ſich faſt durchwegs durch ihre
Reinheit und Klarheit auszeichnen und deren Zuſammen-
ſtellung als ein wahres Wunder der Goldſchmiedekunſt
geſchildert wird. Dieſer Königsſchatz von Dahſchur
übertrifft, wie kundige Berichterſtatter melden, Alles,
was bisher an ähnlichen Gegenſtänden in Aeghßten ent-
deckt worden iſt. Das Zeitalter, dem der Fund von
Dahſchur angehört, datirt in das graueſte Alterthum
zuruͤck Die Künſtler, welche dieſe goldenen Bruſtſchil-
der getrieben, dieſe Armſpangen, Ohrringe, Halsketten
geſchmiedet, dieſe aus Edelgeſtein zufammengeſetzten
Skarabäen angefertigt, und Ddie hohen Herrſchaften,
welche ſie getragen haben, waren Zeitgenoſſen des
Erzvaters Abraham. Damals hauſten in den nördlichen
Mittelmeerländern die Vorfahren der heute führenden
Kulturvoͤlker noch in Pfahlbauten und dämmerte ihnen
erſt die Broncezeit heran.

Von der eigenärtigen Schönheit altägyptiſcher Ge-
ſchmeide ſehen wir gegenwärtig im Oeſterreichiſchen Mu-
ſeum am Stubenring (Wien) einige ſprechende Proben in
der Sammlung des Herrn Theodor Graf, der dafelbſt auch
ſeine reiche Lollektion pon Porträts aus der helleniſtiſch-
agyptiſchen Zeit ausgeſtellt hat. Einige der werthvollſten
dieſer Bilder ſind für die Sammlung Papyrus Rainer,
für unſeren äghptiſchen Königsſchatz, von dem erlauchten
Eigenthümer derſelben erworben worden. Dadurch er-
hält dieſe ſo außergewöhnlich werthvolle, auch für das
gebildete Latenpublikum, nicht bloß für den gelehrten
Fachmann hochintereſſante Sammlung eine ſchätzens-
werthe Zugabe. Herrn Theodor Graf's Name iſt mit der
Geſchichte dieſer Sammlung unzertrennlich verwachſen.
Wurde doch eine Theil des Gruͤndſtockes derſelben, die
Funde von Fayum, von Herrn Graf nach Wien gebracht,
wo ſie durch einen Akt großherziger Munifizenz von
Seite des Herrn Erzherzog Rainer dem Vaterlande er-
halten blieben. Außer den Manuſkripten und Drucken
des Fahnmer Fundes, welche der Sammlung Rainer
einverleibt ſind, hatte Herrn Graf's glücklicher und un-
ermüdlicher Spürfinn auch einen anderen ſehr wichtigen
und ſeinerzeit außerordentliches Aufſehen erregenden
Cräberſchaß aus einer alten Nekropole in der Nähe von
Fahum erſtanden und glücklich durch alle Fährlichkeiten,
welche man beim Erporte von alten Denkmälern in
in Aegypten zu beſtehen hat, nach Europa gebracht:
eine foͤrmliche Galexie antiker Porträts. Dieſelben er-
regten mit vollem Recht bei Künſtlern, Kunſtgelehrten
und Altexthumsforſchern das außerordentlichſte Kufſehen.
Man hatte bisher von der Malerei der Alten nicht viel
gekannt, nur das, was in Herkulanum und Pompeji
aufgedeckt, was anderswo an antiken Baureſten als
bildneriſche Zier der Mauern zu ſehen war Von Staf-
feleibildern war nichts erhalten woͤrden. Man kaͤnn fich
denken, welche Senſation deßhalb das Erſcheinen einer
ganzen Sammlung unzweifelhaft ächter Porträts in
feuchtender Farbenfriſchẽ hervorrufen mußte, die aus
dem erſten und zweiten Jahrhundert unferer Zeitrech-
nung und aus einem Lande herrühren, wo die helleniſche
Kunſt unter den Ptolomäern in ihrem prächtigen Ale-
randria eine zweite Heimſtätte gefunden. Waren e& auch
keine Tafeln aus der Familiengalerie eines reich be-
gitterten Alexandriner Geſchlechtes, keine Inwelen der
Malexrei aus dem Beſitze eines der feinſinnigen alexand-
riniſchen Kunſtſammler, ſo waren es doch authentiſche
Belege von dem techniſchen und künſtleriſchen Könuͤcn
einer handwerksmäßig geſchulten Malergilde, die fich
den Einfluſſe der groͤßen Meiſter ihrer Zeit nicht ent-
zogen hatte, Anfangs war man geneigt, den künſt-
Eriſchen Werth dieſer Porträts, welche urſprünglich als
Mumiendecke über dem Kopfe des einbalſamirien und
mit Heinen umwickelten Leichnams dienten, enthuftaſtiſch
züterſchätzen Als Herr Graf zum erſtenmaͤle einen
Theil ſeines Bildfundes in unſerem Künſtlerhauſe aus-
geſtellt hatte, konnte man da gar überſchwängliche Lob-
jprüche hören und leſen; der Kunſtreferent der „Preſſe“
hat diele Uebexwerthung ſeinerzeit zutreffend gekennzeich-
net, Diesmal hat Herr Graf mehr Conterfeis al3 daͤ—
mals im Künſtlerhauſe ausgeſtellt. Sie befiuͤden fich im
Muſeum zum Theil in einer weit günſtigeren Beleuch-
tung und manchen von ihnen iſt auch ein wirklicher
Kunſtwerth, von unſerem heutigen Standpunkt aus be-
trachtet, nicht abzuſprechen.

Sehenswerth iſt die ganze Sammlung ſchon wegen
ihrer ethnographiijdhen Bedeutung, Nur wenige der
Porträts haben einen ausgeſprochen ägyptijchen oder
jemitifjchen Charafterzug. Die meiſten der dargeftellten
Perſonen zeigen helle Haut und SGefichtSzige , die weit
eher an norditalieniſche Typen als an die der Heutigen
Bewohner Negypten3 erinnern. Der Hellenijche und
ttal}em]cbe Auteinſchlag war in den wohlhabenderen
Ständen des damaligen Aeghptens offenbar vorherrſchend,
nicht bloß der helleniſche Einfluß in der Verwalkung.
Die Dokumente im Papyrus Rainer aus der Zeit der
Hhriſtlichen Zeitrechnung bis zum Arabereinfall laffen

Aeghpten als ein gräciſirtes Land erſcheinen; daß es
nicht bloß adminiſtratip, ſondern auch ethniſch während
dieſer Zeit von einer helleniſchritalieniſchen Bevölkerungs-
ſchichte überwachſen war, erſehen wir aus den Porträts
der Sammlung Graf. Die Aktenſtücke, welche die Pa-
pyrus Rainer aus der arabiſchen Periode enthalten,
machen das allmähliche Eindringen anderer Volkselemente
erſichtlich. Die Bleichgeſichter bronciren ſich im Laufe
der Jahrhunderte; mit der neuen ethniſchen Ueber-
ſchichtung entwickelt ſich eine andere Art der Geſtttung
und vollzieht ſich allmählich ein Rückgang in eine
Halbbarbarei, über welche die Künſtler des Königs-
ſchatzes von Dahſchur entſetzt die Hände gerungen hätten.

Berichte aus Vereinen.

Stockholm, Schweden. (Vom 10 internationalen
Amerikaniſten Kongreß) Einen wichtigen Vortrag hielt
unlängſt C. . Hartmann, Direktor des Bergianiſchen
Botaniſchen Gartens in Albano (Schweden), über die
Erforſchung der Sierra Madre durch die von Lumholtz
geführte, von dem Amerikaniſchen naturhiſtoriſchen Mu-
ſeum und der Geographiſchen Geſellſchaft von New-York
geförderte Expedition. Dee Vortragende hat dieſer Er-
pedition angehört. Mit der merikaniſchen Bevölkerung
fanden die Forſcher Reſte der Opata-Indianer lebend.
Auf den Tafelländern und Hügeln wurden große Ruinen
angetroffen, daneben eyklopiſches Gemäuer von kleinen
Wohnungen und Spuren pon Bewäſſerungsanlagen.
Es ließ ſich dadurch auch feſtſtellen, daß vor den Apa-
ches in Arizona eine jetzt erloſchene landbautreibende
Bevölkerung lebte. Eine Reihe von kleinen Terraſſen-
bauten, die übereinander errichtet ſind, erregte das Er-
ſtaunen der Reiſenden. Am Rio Piedras Verdes fanden
ſich Felſenwohnungen vor, cliff dwellings, mit bisher
unbekannten Formen, ſo zum Beiſpiel ein Kuppelbau,
der als Getreideſchuppen gedient haben muß, denn es
ſind Maiskolben darin gefunden worden. Das Innere
der Häuſer war mit indianiſchen Wandmalereien ge-
ſchmückt, untex Anderem mit der ſonſt häufig vorkommen-
den rothen Hand. Sehr intereſſant waren die im
Thale des Rio Grande vorgefundenen Ruinen, hohe
feſte Mauern aus maſſiven Lehmblöcken. Unter dein
Flur der Häuſer wurden neben den Todtengeribpen an
fünfhundert Töpfe gefunden; es fehlten dagegen gäuz-
lich in den Gräbern die Steinwerkzeuge, die vielmehr
in der Umgebung zerſtreut waren. Die Todten ſollten
auf der Reiſe nach der andern Welt nicht mit ſolch'
ſchweren Stücken belaſtet werden.

Bibliotheken, Muſeen, Santmi-

lungen.

Berlin. ¶ Nationalgalerie) Kommer-
zienrath Krupp-⸗Eſſen hat vor einigen
&1 Monatenm von dent jüngſt verſtorbenen
II Bruno Piglhein deffen großes
N SGemälde „Moritur in Deo“ erworben
und dies Kunſtwerk dem Kaiſer als Ge-
ſchenk für die Nationalgalerie angeboten
Wie man hört, hat der Kaiſer dieſe Schenkung genehmigt
und das Kunſtwerk der Nationalgalerie üherwieſen.
Breslau. (Muſeum Schleſiſcher Alterthümer.)
Von neuen Erwerbungen, die in jüngſter Zeit vom
Muſeum in Breslau gemacht worden ſind, ſeien folgende
als beſonders erwähnenzwerth hervorgehoben. Da ſind
zunächſt aufgenommen in die Abtheilung für kirchliche
Alterthümer (Schrank 8) zwei Flügel eines kleinen elfen-
beinernen Reiſealtärchens in Triptychonform, beſonders
werthpoll durch die Reſte von Bemalung, die man an
Elfenbeinſchnigereien nicht gerade häufig antrifft. Dar-
geſtellt ſind Maria und Johannes; das Mittelſtück fehlt
ſeider. Aus derſelben Zeit, dem 16. Jahrhundert,
ſtammen ferner 6 ganz vorzügliche Holzſchnitzereien aus
der hieſigen Chriſtophorikirche welche dem Muſeum ge-
legeutlich der Renobatign diefer Kirche unter Vorbehaͤlt
des Eigenthums übergeben worden ſind! Es ſind obale
Schilder von 29: 38 cm Durchnteſſer, Scenen aus der
Paſſion Chriſti in Hochrelief darſtellend; die urſprüng-
liche Bemalung iſt verhältnißmäßig gut erhalten. Ein
anderes Holzſchnitzwerk, eine Grablegung Chriſti, mit
aufgefriſchter Bemalung, ſtammt aus einer oberſchleſi-
ſchen Kirche. Als ſchöne Ergänzung zu dem ſchon vor-
handenen gothiſchen Taufſtein aus Groß-Mohhau und
dem aus Troitſchendorf bei Görlitz von 1607 mit durch-
aus barocken Formen iſt jetzt ein dritter aus dem Jahre
1576 gekommen, den man der in Schleſien bekanntlich
ziemlich ſpät anftretenden Renaiſſance zurechnen muß.
Derſelbe, ein Geſchenk des Kirchenvorſtandes in Weiden-
hof bei Breslau, iſt aus Sandſtein gearbeitet und zeigt
pokalförmigen Aufban; Fuß und Becken ſind achteckig
und mit bemaltem Flachoxnament überzogen. Auf zwei
einander gegenüber liegenden Feldern der Kuppe finden
mir die Wäppen des Nikolaus von Frankenſtein ünd
ſeiner Frau Magdalena, geb. Lausnit. Auch für die
reiche Sammlung kirchlicher Gewänder und Stoffe
wurden mehrere neue Stücke erworben! Nicht uner-
wähnt ſoll auch die Neuaufſtellung zweier jüngſt reſtau-
rirter großer quadratiſcher Oelgemaͤlde bleiben, welche
die Darſtellung einer Faſtenlegende der Karthäuſermönche
aus der Zeit von 1480- zeigen, und die ſowohl voin
kunſt⸗ wie vom kulturgeſchichtlichen Standpunkte aus
Intereſſe verdienen. Von neuen Stücken der kunſtge-


Beoncemörſer, dreitheilig in Stückform gegoffen, mit
der Geſtalt einer betenden Frau in Relief (Schrank 10),
zwei ſehr hübſche kupferne verzinnte Wandleuchter in
Barockfoxmen, ein Thürſchloß aus Meſſing vom Jahre
1720 mit dem Wappen und Monogramm des Bres-
lauer Patrieiers Burkhard von Löſbenberg, ein Ge-
ſchenk des Fahrikbeſitzers I. Epſtein hier, ein äutzerſt
zierlich aus Pflaumbaumholz und Elfenbein gedrechfeltes
Handſpinnrad von zirka 15 Zentimeter Höhe, und 2
Stühle aus Birkenholz mit prächtig geſchnitzter Lehne
und ebenfals geſchnitztem Sitz, von denen der eine auf
der Rückjeite die Zahreszahl 1626 tIrägt. Lebtere haͤt
der Magiſtrat der Stadt Namslau zujammen mit einer
großen Wallbüchſe und einer Jogenannten Satsfußarm-
bruſt dem Mufeum gefchentt. Speziell die Waffenfamni-

lung hat, abgeſehen von einem Schwert, wahrſcheinlich
polniſchen Urſprungs aus der Zeit um 1600, außerdem
noch eine äußerſt werthvolle Bereicherung durch den
Ankauf eines Paares Piſtolen erfahren (Schrank 22),
die wohl das Entzücken jedes Kenners erregen dürften.
Der Lauf iſt mit Gold tauſchirt, das Schloß in Eiſen
geſchnitten, die Holztheile mit Schnitzerei und gegoſſenen,
reich ornamentirten, ſilbernen Beſchlägen geſchmückt; fie
ſind beide je an zwei Stellen mit dem Namen und
Wohnort des VerfertigersBaloche à Paris“ bezeichnet.
Von Pretioſen und dergleichen ſeien ein Paar goldene
Ohrringe mit roſettenartigen Kaöpfen und muſchel-
förmigen, bunt emaillirten Anhängen und Ruhinen er-
wähnt, ferner eine goldene Damenlihr, deren Werk laut-
Inſchrift von George Kelling aus Gnadenfrei ſtammt,
während die Cuveite Pariſer Arbeit iſt; endlich ein
Schmuckkäſtchen aus Bernſtein mit eingravirten Laͤnd-
ſchaften, Vögeln und Arabesken (Schrank 8). In der
Porzellanſanimlung ſind neu unter Anderem eine kleine
vollſtändig weiße Meißener Figur, eine Dame mit
Radleier, ein Milchkännchen aus Fürſtenberger Porzellan,
mit Blumen und Landſchaft bemalt, ein Wiener Porzel-
lan⸗Service, eine Berliner Taſſe mit den Porträts
Friedrich Wilhelms IIL und Alexander's Lauf der Ober-
taſſe, und einem Plane von Paris auf der Untertaſſe
aus der Zeit von 1814 (Schrank 9). Schlietzlich ſei
noch auf einen ſehr intereſſanten ſilbernen Siegelſtempel
der Barbarabrüderſchaft hingewieſen. Dieſelbe beſtand
in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und diente
den religiöſen Bedürfniſſen ihrer Mitglieder. Dieſer
Stempel bildet jetzt ein werthvolles Stück der bekannt-
lich ſehr großen Siegelſtempel⸗-Sammlung.

Madrid. ¶ Nationalmuſeum.) Der ſpaniſche Staats-
anzeiger hat dieſer Tage einen königlichen Erlaß ver-
öffentlicht, wonach im archäologiſchen Nationalmuſeum
ein beſonderer Saal für arabiſche Epigraphik einge-
richtet werden ſoll. Alle arabiſchen und Mudejar-In-
ſchriften, die in Spanien vorhanden ſind, ſollen dort,
wenn möglich im Original, ſonſt in ſorgfältigen Ab-
drücken, vereinigt werden. Die Sammlung wird dann
nach geographiſchen und chronologiſchen Grundſätzen ge-
ordnet und ſo aufgeſtellt, daß man ſie leicht zu Rathe
ziehen kann. Jede Inſchrift wird am Fuße die ſpaniſche
Ueberſetzung, das Jahr der Hedſchra und das entſprechende
Datum des Fundes tragen. Die Arbeit ſoll von einer
Lommiſſion ausgeführt werden, an deren Spitze der
Direktor des Archäologiſchen Muſeums ſteht und Die:
außerdem folgende Mitglieder zählt: Eduardo Saave-
dra pon der ſpaniſchen Akademie, Juan Facundo Riaſto
von der Alademie ſchönen Künſte, Franeisco Codera von
der Akademie der Geſchichte und Profeſſor des Arabiſchen
an der Madrider Univerſität Rodrigo Amador de los
Rios, Verfaſſer verſchiedener hervorragender Werke über
arabiſche Epigraphit, und Antonio Vives, Verfaſſer des
kürzlich erſchienenen Katalogs arabiſch⸗ſpaniſcher Münzen.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion geſtattet. Sämmt-
liche Fund⸗Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueſten Zeit.)

Ulm, Württ. (Wandgemälde) Jüngſt wurde in
dem Hailbronner'ſchen Haus in der Herrenkellergaſſe,
das nunmehr von Schloſſermeiſter Uſenbenz erwoͤrben
worden iſt, in der Höhe des erſten Stocks zwiſchen zwei
Fenſtern eine vermauerte Niſche entdeckt! welche ein
ziemlich gut erhaltenes Muttergottesbild Wandgemälde)
mit der Jahreszahl 1461 enthielt. Das Haus gehört
laut . S, zum früheren Roggenburger Hof, der Zehn-
tenverkaufsſtelle der Prämonſtratenſermönche in Roggen-
burg bei Weißenhorn.

Biberach bei Ulm. (Wandgemälde) Im Hauſe
des Kaufmanns Wallerſteiner, das gegenwärtig einent
Umbau unterzogen wird, iſt auf der inneren Seite eine
große, an die Wand gemalte Ritterfigur zum Vorſchein
gekommen. Derſelbe, in Harniſch, mit Helm und wal-
lendem Federbuſch, ſtützt ſich mit der linken Hand auf
einen Schild, deſſen Wappen das v. Pflummerh''ſche iſt.
Auch ein zweites gleiches Wappen befindet ſich neben
dem Ritter. Ueber der Figur iſt ein ſchwebendes Band
mit der Inſchrift 1657. Die v. Pfiummrrn waren
lange Zeit im Beſitze dieſes Hauſes, das 1593 erbaut
wurde Auf dem Platze ſtand vorher das „alte Schuh-
haus.“ Die Herren v. Pflaumern (Pflummern) wurden
1375 im Städtekrieg von ihrem Sitz und adeligen
Stammhaus Pflaumern bei Riedlingen vertrieben, zogen
nach Biberach und wurden in's Patriziat aufgenommen.

Leoweiler, Württ. (Funde.) Ueber den in voriger
Nummer erwähnten Fund bei Michelfeld erfahren wir
ferner: Von dem im Wald beſchäftigten Holzhauer
Müller von Bubenorbis wurde im Beifein des Forſt-
warts Göltenboth vom Landthurm in der Spitalwal-
dung ein Fund gemacht. Derſelbe beſteht in Kirchen-
geräthen Monſtranz, Kelchen, Kreuz, Weihrauchkeſſel,
auf dieſem iſt der Name des Eiſeleuts X. Frölich ein-
gravirt. Auch eine Krone, vielleicht von einer Marien-
ſtatue ſtammend, iſt dabei. Die gefundenen Geräthe,
die mit Edelſteinen beſetzt ſind, 10 an dex Zahl, haben
ein Gewicht von zirka 9 Pfund. Da der Fund nur
oberflächlich mit Erde bedeckt war, iſt wohl anzunehmen,
daß derſelbe erſt vor nicht langer Zeit dort verborgen
wurde und daß er von einem Kirchenraub ſtammt.

Freiburg i. B. (Sine Gruft) Nachdem die
alte Jeſuitentirche, die ſogenannte Univerſttätskirche,
welche eine Zeit lang im Beſitz der Altkatholiken war,
wieder in den Beſitz der Katholiken übergegangen iſt,
ſchritt man zur Renovation der Kirche. Bei dem Auf-
reißen des Fußbodens ſtieß man auf den Eingang zur
Gruft der Jeſuitenpatres, welche ſich unter dem Schiff
der Kirche hefindet! Es iſt ein ſchmuckloſer, gewölbter
Naum, in deſſen Seitenwänden die Särge eingelaſſen
ſind. Vor jedem Sarg befindet ſich eine noch deutlich
lesbare Tafel mit dem Namen, Todes- und Geburts?
daten des betreffenden Todten. Die Gruft war voll-
ſtändig in Vergeſſenheit gerathen,

Großenhain, Sachſen. (Urnen 20.) Auf der
Flur des Nachbardorfes Niegerode ſtieß man dieſer
Tage auf einem Ackergrundſtücke auf berſchiedene Grab-
 
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