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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Verbürgte

Auflage 3000.



TTT


und Alterthumskunde.





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Verbürgte

Auflage 3000.


Abonnement:

Nr. 26.

vierteljährlich,


Stuttgart, 27. Juni 1894,
Erſcheint wöchentlich.)


2. Jahrgang.


die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.

kerwanderung und dem Eindringen der Hunnen in’3
Apeidland (375), die meiſten mit dem Untergange des
Weſtrömiſchen Reichs (476) — die Ginen {qHliepen es


Begriff und Grenze
des Mittelalters.

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(Nachdruck verboten.)

Kteinpaul ſagt darüber: „Das
Wort Mittelalter iſt eine Ueber-
ſetzung von Medium Aevum und be-
zeichnet eigentlich das mittlere Lebens-
alter eines Menſchen. Von Männern
in geſetzten Jahren, von Frauen in
den Vierzigen fagt man, daß ſie in
ihrem Mittelaltex ſtehen: ſie ſind nicht
mehr jung und doch auch noch nicht
alt. Dieſen Ausdruck hat man dann
im vorigen Jahrhundert auf die Zeit
angewandt, die zwiſchen den zwei
Altern der Menſchheit, der alten und
der neuen Geſchichte mitten inne liegt,
wobei ſich wie bei allen derartigen
Uebertragungen die Begriffe von Fu-
gend und Alter verfchieben, denn was
beim Individuum Jugend, heißt bei
der Menſchheit Alter, und umgekehrt.
Dieſelbe Eintheilung hat man tus-
beſondere auch bei der Sprache ge-
macht, indem man zum Beiſpiel bei
der deutſchen eine alte, mittlere und
neuere Periode unterſcheidet und hier
etwa die Jahre 1100 und 1500 als
Markſteine gelten läßt; das Medium
Aevum ging zunächſt nur auf das

ſogenannte Mittelhochdeutſche oder
das ſogenannte Mittellateiniſche.! Auf
deſem Gebiete darf man die zeitliche
Mitte nicht mit der räumlichen ver-
wechſeln, denn man ſpricht bekannttich
auch von oberdeutſchen, witteldeutſchen
und niederdeutſchen Mundarten ja
beide Beſtimmungen kreuzen ſich oft
in ſinnverwirrender Weije, Der Be-
griff Mittelalter beruht alſo auf der
naivben und kurzſichtigen Annahme,
daß die Menſchheit gleichjam drei
Zeiten oder drei Alter habe das
klaſſiſche Alterthum, das Mittelalter

2

und die Neuzeit; mit ebenſo großer
Naibetät werden für dieſe drei Zeitz
räume die Grenzen angegeben. Einige beginnen das
Mittelalter mit Konftantin dem Großen und der Gin-
führung des Chriſtenthumes (324), andere mit der Möl-

Küchen⸗ und Tafelgeräthe. (Terxrt Seite 204,)

mit dem Untergange des Oſtrömiſchen Reichs und der
Froberung Lonſtantinopels durch die Türten (1453),
Andere mit der Renaiſfance (Anfang des 15. Jaͤhrhun!


wendung ſolcher H

mation (1517), noch Andere erſt mit
dem , Weftfälijhen Frieden (1648).
Es iſt unnütz für weltgeſchichtliche
Bewegungen, die ſich langjam und
{tetig vollziehen, Daten anzugeben;
will man einen ungefähren Anhalt
haben, ſo kann man fagen, daß das
Mittelalter vom 5. bis zum 16. Zahr-
hundert reicht. Aber man möge ſich
gegenwärtig halten, daß die ganze
Rechnung aͤllenfalls für uns, für die
vereinigten Staaten Europas, und
guch hier nur in einem beſchräukten,
lokalen Sinne zutrifft, indem bereits
die Volker des Alterthums ihr eignes
Nittelalter haben; und daß IHon im
Jahre 2000 aller Vorausſicht naͤch
unſere Zeit noch für tief mittelalter-
lich gehalten werden wird. Was heißt
Neuzeit? Selbſt wenn wir nicht
über unſern engen Horizont hinaus-
ſehen, iſt es ein Begriff, der fort-
während veraltet, ſtündlich einen
andern Inhalt bekommt — das Mis
nimum des Alters der bewohubaͤren
Erde beträgt nach den neueſten geo-
waiſchen Foͤrſchungen eiwa 20,000,000
Jahre, das des Menſchengẽſchlechts
ungefähr 100,000 Sahre — vielleicht
ſind es noch weitere 100,000 Jahre,
die das Menſchengeſchlecht zu lebei
verurtheilt iſt — und wer am Ablauf
dieſer 200,000 Jahre eine Weltge
ſchichte ſchreiht, wird Der wohl noch
einen Abſchnitt machen: Vom Unter-
gange des Weſtrömiſchen Reichs bis
2— der deutſchen Reforma-
tion?“

Ueber Holzſtöcke.

Einen lehrreichen Einblick in die
Technit des Holzſchnitts gewähren die
in einer befonderen Vitrine ausge-
ſtellten alten Holzſtöcke deren das
Kupferſtichkabinet in Berlin eine große
Anzahl aus Dder Sammlung des
Hauptmanns v.on Derfchau beſitzt:
erhaben geſchnittene Holzformen, von
denen Apdruͤcke auf Papier in älteſter
Zeit mit dem fogenannten Reiber, in
ſpäterer Zeit unter der Buchdruckpreſſe
genommen wurden. Die älteſte Yn-
olzformen als Patrizen oder Modell
 
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