Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

Citation link: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/antiquitaeten_zeitung1894/0206
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Seite 202.


Nı 26.

Erfindung des fünfzehnten Zahrhunderts und ſteht in
enger Beziehung zum Buchdruck. Die fogeuannten
Blockbücher zeigen uns den Holzſchnitt mit den Buch:
jtaben des Tertes aus einem Stück geſchnitten. Ihre
Dienſte hat die Holzſchneidekunſt der BuchauZfhmiückhung
in allen Stadien ihrer Entwickelung geliehen, und diefe
innige Verbindung von Buchdruck und Holzſchuitt gibt
die Nöglichkeit, namentlich in älterer Zeit, die Ent-
wickelung des letzteren zu datiren und zu lokaliſiren.
Deßhalb ſind die Holzſchnitte der Jogenannten Inku-
Labeldrucke das werthvollfte Material zur Geſchichte der
Technil. Wir ſehen, wie Anfangs, als Erſatz der die
Handſchrift ſchutückenden Miniatur, die auf Bemaͤlung
berechnete einfache Umribzeichnung des FormidhHnitt3 die
allgemein übliche ijt. Befonders Ober= Italien be-
wahrt in der Buch⸗Illuſtration lange dieſe Tradition.
Deutſchland, wo bereits die Entwickelung der Miniatur-
malerei am Ausgang des Mittelalters zur ſchraffirlen
Federzeichnung führte, zeigt auch in ſeinen fruͤheſten
Holzſchnitten ſchon die Vorliebe für Schraffirungen
innerhalb der Umrißlinien. Den eigentlich klaffiſchen
Stil der Technik bildete unſer Altmeiſter Dürer aus,
dem in dem Formenſchneider Hieronymusz Andreae eine
vortrefflich geſchulte ausführende Kraft zur Seite ſtand.
Um die Bedeutung des Formenfhneider3 der die vom
Zeichner auf dem Holzſtoͤck mit der Feder vorgeriſſene
Zeichnungsvorlage mit dem Schueideineſſer hHeraushebt,
(f. den Holzſchniit Ammanns Nr. 50) zu würdigen
genügt ein Vergleich der erſten Holzidhnitte Dürer's zu
den Werken des Hofpoeten Celtes (Nr. 28 und 29),
wo offenbar dem Meiſter nur ungeſchulte Huͤlfskraͤfle
zur Verfügung ſtanden, mit den Blättern der Apoka-
Iypfe und des Marienlebens, die mit Recht den Ruhm
der Klaſſizität für ihren Stil in Anſpruch nehHmen. Auch
der zweite Hauptmeiſter der deutfchen Renatfjance, Haus
Holbein, fand in Hans Lützelburger (Yır. 148) einen
techniſch ungemein gewandten Interpreten feiner Ent-
würfe. Die von ihm ausgeführlen Schnitte des Todten-
tenzes (Yr. 47, 150, 152) ſtellen eine neue Phaſe der
Technil/ den ſogenannten Feinſchnitt dar, der auchH durch
einige der Kleinmeiſter, wie Hans Sebald Beham (48
und 131) reiche Ausbildung erfuhr. — In Ober-SItalien,
namentlih in Venedig, daͤs damals feine Blüthezeit der
foloriftijhen Malerei erlebte, ſehen wir ſchon früh den
Verſuch, die Technik auch nach der Seite der farbigen
Wirkung zu exweitern. Hier iſt die Heimath des
Clairobzeurs; hier ſehen wir die Schliler Tizian's, wie
Boldrini (72 und 107) und Campagnola, nach breiter
maleriſcher Behandlung des Holz]Hnittz ſtieben. Ein
intereſſantes Beweisſtuͤck für die Srperimentirluft in
dieſer Richtung iſt auch das männliche Porträt (101)
von einem Mailänder Holzſchneider, das völlig den
Eindruck einer lavirten Tüſchzeichnung macht, und
deſſen techniſche Herſtellung noch inimer zu den un g e
röſten NäthHfeln gehört. Vieleicht hat der Künft-
ler, ähulich wie der moderne japaniſche Holzſchneider,
durch Schaben und Aufrauhen der Platte dieje über-
raſchende Wirkung hervorgebracht. — Effektvolle Licht-
führung und Brilanz des Eindrucks iſt das Ziel, dent
die Technik in Deutſchland und den Niederlanden in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts naͤchſtrebt
Albrecht Altdorfer iſt vielleicht der erſte auf diefer Bahn,
die bis an die Grenzen der Maͤnierirtheit Tobias Stimmer
(166 und 159) verfolgt Die niederländiſchen Holz-
ſchneider richten ſchon fruͤh den Blick auf breite maleriſche
Formenſprache: Jacob von Amſterdam und Lucas van
Leyden vertreten das 16. Jahrhundert; der Ruͤbens-
ſchüler I. de Jegher, der faſt nır Bilder ſeines Meiſters
alz Vorlagen benutzte, Ian Lievens, ein Nachfolger
Rembrandl's, und Dirk de Bray, der geiſtreiche Er-
perimentator und Virtuoſe des Schneidemejer3 , ſeien
als ** der Entwickelung im 17. Jahrhundert ge-
nannt.

Berichte aus Vereinen.

Dreoden. (Geſellſchaft Iſis) Kürzlich folgte
eine Anzahl Mitglieder der naturforſchenden Gefellſchaͤft
Iſis zu Dresden der freundlichen Einladung der von
Borberg'ſchen Familie auf Zſchorna bei Radeburg.
Die Mitglieder wurden zu Wagen nach dem alterthüni-
lichen, auch mehrfach von Sr. Majeſtät beſuchten Schloſſe,
das von alten Bäumen und fiſchreichen Gewäſſern uin-
geben iſt, geleitet. Man ſtaunte, was hier energiſcher
Sammel- und Kunſtfleiß zu Stande gebracht hat; denn
da ſind Sammlungen an prähiſtoriſchen Ausgrabungs-
gegenſtänden, an Verſteinexungen, an kirchlichen Alter-
Hümern, und auch Gemälde, welche von Mitgliedern
der angeſehenen Familie gemalt wurden. Nicht mur
die jetzige Beſitzerin, ſondern namentlich auch das am
1. November 1893 geſtorbene Fräulein Ida Wilh. von
Borberg, Ehrenmitglied der Iſis, die 1806 in Züter-
hog geboren wurde, waren die Sammlerinnen. Der
Bater war dort Oberlieutnant und Adjutaut des Kur-
ſächſiſchen Löweſſchen Infanterieregiments, ſiedelte ſpaͤter
nach Dresden über und ſtarb 1825. Laͤnge Zeit war
die Verſtorbene in Frankreich im Hauſe der Marquiſe
de Ia Rochelambert, woher fie über franzöſtſche Graͤber-
funde, Brunnengräber der Vendee 2Cc. ſchrieb. Beide
Damen, auch die Beſitzerin von Schloß Zſchorna, haben
ſich durch Bereicherung unſerer öffentlichen Muſeen fehr
verdient gemacht.

Bibliotheken, Muſeen, Sanini-

lungen.

Meißen, Sachſen. Eudwig⸗Sal-
vator⸗Nuſeum) Direktor Schaufüß hat
die prähiſtoriſche Abtheilung des Ludwig-
⏑⏑ aufgelöft. und Ddie
\ barin enthaltenen theilweiſe ſehr werth-
vollen Objekte, darunter auch die früher
in unſerer Zeitung beſprochenen Gauer-
nitzer Funde, dem Königl. Mineralog. Muſeum zu Dres-
den übergeben.

Paxis. (Muſeum d Ennery) Die franzöſiſche
Metropole wird demnächſt, obwohl ſie an Sehenswürdig-
keiten nicht gerade Mangel leidet, um ein neues Mufjeum,


das „Muſee d’CEnnery“, bereichert werden. So heißen
die umfangreichen und vrächtigen Sammlungen oxienta-
liſcher Kunſtgegenſtände, weil ſie die Gemahlin des
Dramaturgen Adolphe v. Ennerh vor ungefähr einem
Jahre dem Staate zum Geſchenk gemacht hat. So be-
deutend dieſes Geſchenk war, hielt Frau v. Ennerh es
doch noch nicht für groß genug. Sie hat noch zur
Unterbringung des Muͤſeums ihre Villa in der Abenue
du Bois de Boulogne beigefügt. Dieſe Villa, wo Herr
und Frau von Ennery jetzt noch wohnen, repräſentirt
allein einen Werth von anderthalb Millionen Franken.
Außerdem hat Frau von Ennery, damit die Republik
mit dem neuen Muſeum auch nicht die kleinſten Unkoſten
habe, eine jaͤhrliche Rente zur Unterhaltung desſelben
ausgeſetzt. Es werden jetzt in der Villa die nöthigen
Umbauten vorgenommen und das Muſeum Ennery
dürfte in kurzer Zeit dem Publikum zugäuglich werden.
&3 wird ein getreues Ahbild der gefammten Kunſtge-
ſchichte von Japan, China und dem ganzen Orient
hieten und von den primitivſten Götzenbildern und Fe-
tiſchen der älteſten Zeit bis zu den hervorragendſten mo-
dernen Kunſtarbeiten ſozuſagen Alles enthalten.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaltion geſtattet. Sämmt-
liche Fund⸗Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueſten Zeit.)

Straßburg i. E. (Münzfund.) Vor einiger Zeit
wurde in der Naͤhe von Wörth ein inkereſſanter Münzen-
ſchatz dem Boden enthoben, der, nach ſeiner Zuſammen-
ſetzung zu ſchließen, urſprünglich im Beſitz eines deutſchen
Kriegsmannes geweſen ſein mag, der den Feldzug des
Großen Kürfürſten im Elſaß 1674/75 mitmachte,. Sr
beſteht aus 2/, und 1/ Thalern des Großen Kurfürſten
und einer Reihe anderer deutſcher weltlicher und geiſt-
licher Fürſten, ſowie aus über 100 Fünfzehnern des
Kaiſers Leopold für Schleſien, Tyrol, Steyermark, Un-
garn u. ſ. w., da auch die Kaiſerlichen unter dem
Beneral Bournonville an jenem Zuge betheiligt waren.
Dieſe durchgängig ſehr gut erhaltenen Stücke ſind ge-
genwärtig bei der Landesmünzſammlung hinterlegt und
werden dort im Einzelnen zu den mäßigſten Preiſen
abgegeben.

Metz. (Alterthumsfund) In der Nähe des un-
weit des Bahnhofs von Metz gelegenen Pachthofes
La Horgne, der bei der Belagerung von Metz im Jahre
1552 als Hauptquartier Kaifer Karl's V. und ſfpäter.
zeitweilig Hugenotten zur Ausübung ihres Kultus diente,
wurde kürzlich ein maſſib gearbeiteter Bleiſarg von
Feldarbeitern ausgegraben. Er iſt 1,80 m lang und
0,40 m breit und enthielt außer einigen Knocheuͤreſten
zwei guterhaltene Glasvaſen. Der Fund, der aus dem
4., ſpaͤteſtens 5. Jahrhundert ſtammen dürfte, wurde
dem ſtädtiſchen Muſeum überwieſen. Metz und Um-
gebung iſt bekannt als unerſchöpfliche Fundgrube für
Alterthumsfunde aus den verfchiedenſten Zeitaͤltern.

Maursmüuſter, Elſaß⸗Lothringen. ¶ Diberſe
Funde) An zwei verſchiedenen Orten unjeres Kantons
ſind in der letzten Zeit Funde von Alterthümern ge-
macht worden, welche darauf ſchließen laſſen, daß fich
dort einſtmals römiſche Niedexlaſſungen befunden haben.
Dieſe Annahme wird noch dadurch beſtärkt, daß man
ſchon früher dort ähnliche Funde ſentdeckte. Der erſte
Fund betrifft einen Römerſarg, den man auf dem Fried-
hofe zu Lochweiler, einem etwa eine halbe Wegftunde
von hier gelegenen Orte, ausgegraben hat. Schon früher
ſollen auf demſelben Friedhofe, worauf auch die ziemlich
alte Kirche ſteht, ähnliche Särge gehoben worden ſein.
Noch ergiebiger dürfte pielleicht die zweite Fundftelle
bei dem etwa zwei Stunden oͤſtlich dabon gelegenen Orte
Rangen ſein, wo man ein Römergrab entdeckt hat, nach-
dem man ſchon vor Jahren dort Steinſärge, geformte
Ziegelſteine und Schmuckſachen ausgegraben hatte. Auch
der kaiſerliche Statihalter hat die Funde beſichtigt. Gr
kam in Begleitung des Kreisdirektors Dr. Bickell von
Zabern und des Majors v. Diringshofen hier durch,
wo er unter Führung unſexes Pfakrers Harter die im
gothiſchen Stil im 13. Jahrhundert errichtete Abteikirche
—7* — um dann nach Lochweiler und Raugen zu

ahren.

Aus Bayern. (Limesforſchung) Einer der
weſentlichſten Erfolge, den die Reichs? Limesforſchung
auf bayeriſchem Gebiet in jüngſter Zett aufzuweifen hHat,
liegt in der Auffindung der Limes-Trüummer in dem
nachweishar erſt vor einigen hundert Jahren angelegten,
etwa 40 bayeriſche Tagwerke großen Weiher der Hammer-
ſchmiede (Kreutmiihle) nächſt Dambach bei Waſſertrü-
dingen. Während e& nämlich bis jetzt durch Feſt-
ſtellung der Limes-Spuren und Reſte nux gelungen
war, den Lauf des Limes bis hart an die Üfer des
genannten Weihers zu verfolgen, iſt es vor Kurzem
dem um die Limesforſchung verdienten Apothekenbe-
ſitzer Kohl von Weiſfenbürg am Sand gelegentlich einer
Ablaſſung des Weihers geglückt, auf dẽſſen Grunde den
Lauf des Limes und ſeine Trümmer in Form eines
Pfahlroſtes, der der Limesniauer beim Ueberſchreiten
des früher ſumpfigen Thales als Untergrund diente,
und einer — wenn auch nur noch ſchwachen — ſteinigen
Auflagerung darauf zu entdecken. Damit iſt eine der
letzten Lücken, welche auf bayeriſchem Gebiete bezüglich
des Limes⸗Zuſammenhanges noch beſtanden, geſchloͤffen
und es iſt ein anzuerkennendes Verdienſt des auch durch
audere Limes⸗Aufdeckungen auf der mittelfränkiſchen
Strecke Mönchsroth⸗Weiltingen⸗Gelsmühle⸗Dühren⸗Daui-
bach⸗Hammerſchmiede Lellenfeld bereits rühmlich hervor-
getretenen Apothekenbeſitzers Kohl, zu dieſem fuͤr die
Erfoxſchung unſerer vaͤterländiſchen Geſchichte zur Zeit
der Römerherrſchaft erfreulichen Reſultatẽ weientlich
beigetragen zu haben.

Staßfurt, Provinz Sachſen. (Einen intereſſanten
Fund) machten die Arbeiter in einer hieſigen Sandarubel;
fie fanden einen mit vielen Abdrücken von Pflanzen
(anſcheinend Moos) verſehenen Feuerſtein. Die Abdruͤcke
ſind derart deutlich, daß ſie in Kleinem ganze Land-
ſchaften darſtellen. Da das Vorkommen ſolcher Abdrücke in
Feuerſteinen von verſchiedenen Seiten bezweifelt wird,
ſo iſt der Fund wohl werth, von ſachverſtändiger Seite

nähex hetrachtet zu werden. Der Stein befindet ſich
zur Zeit in Händen des Polizeiſergeanten Wagner hier!

Aſchereleben, Prob. Sachſen. Alterthumsfundey
Die am Gelände der Aſcherslebener See,“ welche ſeit
Jahren vollſtändig trocken liegt, befindliche Kiesgrube
iſt ſchon wiederholt der Fundoͤrt alterthümiicher Gegen-
ſtände geweſen. Durch die neuerdings von Herrn Baͤhn-
meiſter Funke vorgenommenen Ausgrabungen wurden
über 12 in unregelmäßigen Entfernungen von einander
angelegte Grabſtellen freigelegt und Ueberreſte bon
menſchlichen Knochengerüſten, Bruchſtuͤcke von Urnen,
eine knöcherne Wurfſpitze und dergleichen zu Tage ge-
fördert. Dieſelben ſollen der im hieſigen Rathhauͤſe
ſeit einigen Jahren eingerichteten Sammelſtelle zuge-
führt werden.

Wurzen, Sachſen. Maſſengrab.) Auf ein Maſſen-
grab iſt man in Würzen bet Ausſchachtung des Waſſer-
leitungsgrabens hinter der Wenzelskirche geſtoßen. Näch-
dem man erſt einzelne Knochenüberreſte gefunden hatte,
traf man weiter auf ganze Lager von Knochen.! Ob
man es mit einem Maſſengrab von Kriegsopfern oder
von Peſtopfern zu thun Hat, wird ſich kanm feſtſtellen
laſſen, da die Ueberliefexungen der Stadt-Chronik nach
dieſer Richtung ſehr lückenhaft ſind.

Wolfenbüttel, Braunſchweig. (Münzfund.) Kürz-
lich machte der Gärtner Mar Bremer hier vor dem
Harzthore einen höchſt intereſſanten und werthvollen
Fund. Bei der ZInſtandſetzung eines Miſtbeetes, in
welches dieſes Frühjahr friſche Erde gebracht war, fand
er eine Münze in der Größe eines Zweimarkſtückes,
die ſich nach Linfacher Abwaſchung mit Waſſer als aus
Gold beſtehend erwies. Sachverſtaͤndige beſtätigten dieſe
Annahme und ſchätzten den Goldwerth der Münze auf
etwa 30 Mark. Für Sammler hat dieſe natürlich einen
weit höheren Werth, da dieſelbe ſehr gut erhalten iſt,
das Gepräge und die Inſchriften auch ſehr leicht zı
entziffern ſind. Die Münze dürfte während des 30
jährigen Krieges, wahrſcheinlich 1626 bei der Belage-
rung unſerer Stadt, in Verluſt gerathen ſein. Da ſich
Mancher für dieſelbe intereſſiren — dieſelbe iſt verkäuf-
lich wird laſſen wir eine Beſchreibung der Münze
hierunten folgen. Auf der Vorderſeite der Münze be-
findet ſich das Bruſtbild eines Mannez mit der Königs-
krone auf dem Haupte und dem Herrſcherſtabe in der erhobe-
nen linken Hand. Das Gepräge trägt die Inſchrift
„Christianus IIII DGDANINVG REX“, auf der
Rückſeite befindet ſich das Bild eines Elephanten mit
einem thurmartigen Geſtell auf dem Rücken; daſelbſt
ausſtehende Bogenſchützen ſcheinen die werthvolle Ladung
vertheidigen zu wollen. Die Breitſeite des Thieres ziert
ein Wappen mit dem Buchjtaben „C“. Die Umſchrift
des Gevräges lautet: „Aurea 1613 Moneta Nova.“

Neuſtadt, Holſtein. (Ein Schiff) Bei Bagger-
arbeiten im Neuſtaͤdter Hafen wurde witten aus dem
Hafen auf 4 Meter Tiefe, an einer Stelle, wo noch nie-
mils tief gebaggert wurde, eine Kanoe aus dem kiefen
Schlamm an’3 Tageslicht gezogen, das jedenfalls viele
Jahre dort gelegen haben muß. Die Bauaͤrt des Schiffes
weiſt auf ein Alter von etwa 2000 Jahren Hin. Das
Schiff iſt ein ausgehöhlter eichener Baumftanimm , die
Aushöhlung iſt dem Anſcheine nach nicht durch eiferne
Geräthſchaften. ſondern durch Steinkeile ſehr ſorgfältig
ausgeführt Es hat bei 5 Meter Länge eine Breite
von ungefähr 80 Centimeter, der innere Raum beſteht
aus zwei Abtheilungen, die durch eine dicke Eichenwand
getrennt ſind. Alles iſt indeß aus einem Stuͤck Holz
zearbeitet. Die Ouerwand hat wahrſcheinlich zuni
Sitzen gedient; die Klampen zum Auslegen der Ruder-
ſtangen ſind noch deutlich kenubar. Es iſt anzunehmen,
daß das Fahrzeug ein uralter Fiſcherkahn iſt, dafür
ſprechen die Abtheilungen im Schiff; die eine wurde
mit Waſſer gefüllt, um die gefangenen Fiſche lebendig
zu erhalten.

Rendeburg, Schleswig-Holſtein. (Eine Anzahl.
Menſchenſchädel) wie wir hören etwa 30, Jamımt andern
Menſchengebeinen ſind in den jüngſten Tagen zwei bis
drei Fuß unter der Erde bei der Ausgrabung eines
Walles am ſogenannten „Amtmannzbaum“ an der
Obereider an'z Tageslicht gefördert worden. Man
ſcheint hier auf ein Maſſengrab, vielleicht aus der Zeit
des Krieges mit Schweden, geſtoßen zu ſein.

Schiwiebus, Brandenbuͤrg. (Zwei Feuerſteinbeile),
überaus ſchön und regelmäßzig geſchliffen, find in den
Feldmarken von Züllichau und von Rackau bei Schwie-
bus kürzlich bei der Beackerung des Landes aufgefünden
worden. Beide haben noch eine ſo ſcharfe Schneide, daß
man bequem damit Holz behauen känn. Da ſolche Ge-
räthe, die wohl über 3000 Jahre alt ſind, zwar ſehr
häufig in den nördlicheren Küſtenprovinzen, jeltener aber
hier tiefer im Binnenlande gefunden werden und deß-
halb kulturgeſchichtlich merkwürdig ſind, ſo wurden fie
dem Märkiſchen Probinzial⸗Muſeum überſandt.

Heinrikau, Oſtpreußen. (Ein ſehr intereſſanter
Fund; wurde kürzlich in Heinritau gemacht. Beim
Mergelgraben in einer dem Beſitzer Fox gehörigen Wiefe
nahe an der Beek (Bach) ſtieß man in einer Tiefe von
zirka Fuß auf einen größtentheils gut erhaltenen
Fichenſtamm, neben welchem eine mächtige Elchſchaufel
lag. Beim Herausnehmen wurden zwei Zacken oder
Sproſſen abgehrochen, die ſich aber ganz gut wieder an-
kitten laſſen. Es muß ein koͤlloſales Thier geweſen ſein,
welches dieſen Stirnſchmuck getragen hat. G3 iſt die
rechte Schaufel; ſie hat 15 Sproſſen, iſt 1,23 m laug,
73 cm breit und ſehr gut erhalten. Das Gewicht be-
trug zirka 19 Pfund. Im nächſten Jahre wird an der-
ſelben Stelle weitergegraͤben werden, vielleicht findet ſich
dann noch die andeke Hälfte.

Oſterode, Oftpreußen. Giſtoriſcher Fund.) Auf
dem Grundſtücke der Frau Maroska in Oſterode fanz
den Bahnarbeiter beim Aushehen der Erde ein ſehr
gut erhaltenes altes franzöſiſches Feuerſteinſchloßae-
7* Frau M. überwies dasſelbe dem dortigen Gym-
naſium.

Münſterberg, Schleſten. (Intereſſante Urkunde.)
In dem Thurminopfe des SanctusthürmhenZ auf der
hieſigen katholiſchen Pfarrkirche, weldhe gegenwärtig
renobirt wird, iſt eine intereſſaute Urkıunmde au3 en
Jahre 1824 gefunden worden. Dieſelbe iſt von Ddem
damaligen Erzprieſter Joſeph Strauch verfaßt und von
dem Cantor Hanke auf Pergament aͤus gefertigt. Das
 
Annotationen