Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

Zitierlink: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/antiquitaeten_zeitung1894/0397
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2 * 8 <

Anli


4
4

—— ——

— S

Berbürgte

Auflage 3000. Zentral⸗Organ fir Sammelweſen 2 5

— Aedaille Herausgegeben unter Mitwirkung bewährler Fachleute von Udo Beckert in Stuttgart, Boͤblingerſtr. 2. Stuffgarf 1894.
Nr. 50. Abonnement: Stuttgart, 12. Dezember 1894,

Deutſchland u. Oeſterreich A 2.50 Ö u
vierteſjährlich, Ausland mM 3.—. Erſcheint wöchentlich)

Anzeigen :
Die monpareiuegegile oder deren 2 Jahrgang.

Raum 20 Pfg., Auttionen 30 Pfg.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letten uhren, von welchen angenommen wird daß Jakob Dondi | Wyck, die große berühmte Thurmuhr bauen, welche ſich
Seite in ieder Nummer abgedruct, — Erfüllungsort für | in Padıa die erfte gefertigt habe, da ſeine Familie nach [ noch im vorigen SJahrhundert auf einem Thurme der

die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart. Notre-Dame-Kirche befand. Von diejem Zeitraume

ĩ — — 2 - G an verbreiteten ſich die Schlaguhren immer mehr, ſo

— * 2 Anfang @be‚? 15 24 — es fanın eine
‘ } x A T Gtabdt oder ein oß gab, deren Thurm nicht mit
Zur Geſchichte der Uhren. K 44

Illuſtration neben.
Gaͤchdruck verboten)

Schon in der früheſten Kulturperiode empfanden
die Menſchen das Bedürfniß, die Zeit in gewifſe mehr
oder weniger lange Zeitabſchnitte einzutheilen, und
dazu mag ihnen zuerſt wohl der Lauf der Sonne
mit ihrem wandernden Schatten gedient hHaben, der
edoch wegen ſeiner periodiſchen Dauer nur ein ſehr
mangelhafter Chronometer ſein konnte. Der menſch-
liche Geiſt erſann daher einen Mechanismus, der, ganz
unabhängig von der Sonne, nur nach ihrem Sange
regulirt, die Stunde ziemlich genau bezeichnete und
durch Waſſer oder Sand hervorgebracht wurde. Dieſe
Sand⸗ und Waſſeruhren finden wir bereits im drit-
ten Jahrhundert vor Chriſtus, wo ein gewiſfer Kte-
ſibios dieſelben, wenn nicht erfunden, doch bedeutend
verbeſſert haben ſoll.

Gleich vielen anderen nützlichen Erfindungen ver-
danken wir den Kloſtergeiſtlichen auch die Enlſtehung
der Uhren, welche durch Räder, Pendel und Federn
in Bewegung geſetzt werden. Ob wirklich der berühmte
Gerbert von Antwerpen, ſpäter Papſt Sylveſter, wel-
cher 1003 ſtarb, die erſten Räderwerke baute, iſt ſchwer
zu beweiſen, denn Biſchof Ditmars von Merſeburg
Angabe, daß Gebert für Kaiſer Otto in Magdeburg
ein Horologium aufgeſtellt habe und deſſen genauen
Gang durch die Beobaͤchtung des Schifferſternes be-
ſtimuit habe, ſpricht mehr dafür. daß dieſes Kunſtwerk
eine Sonnenuhr geweſen ſei. Im zwoͤlften Jahrhun-
dert finden ſich dagegen Uhren mit Rädexwerken und
Glocken in den meiften Klöſtern, und berühmt iſt das
Horologium des Abtes Wilhelm von Hirſau, der zur
Abwartung dieſes Kunſtwerkes einen beſonderen Diener
angeſtellt hatte. Kaiſer Friedrich empfing vom Sul-
tan Saladin ein Uhrwerk, das den Lauf der Sonne,
des Mondes und der Planeten anzeigte und ohne
Zweifel durch Räder und Gewichte getrieben wurde.
Daß die Saracenen von europäiſchen Aloſtergeiſtlichen
in der Herſtellung derartiger Kunſtwerke Unterricht erhiel-
ten läßt ſich nicht annehmen ; dagegen dürfen die Kreuz-
züge wie ſo manches Andere, dieſen Theil der Me-
chantk nach Curopa verpflanzt haben, wo forſchende
Kloſtergeiſtliche ihn pflegten und bald die überraſchend⸗—
ſten Neſultate erzielten

Im 14, Jahrhundert erwähnt bereits Dante die
Schlaguhren und der engliſche Mot Richard verfertigte
1326 eine für die damalige Zeit höchſt wunderbaͤre

einer ſolchen Uhr geziert war.

Die Taſchenuhren ſind eine ſpätere Erfindung,
denn es iſt nicht nachzuweiſen, daß ſolche vor der Mitte
des 16. Jahrhunderts eriftirten, wo Peter Hele ſie
unter der Benennung „Nürnberger Eier“ fertigte und
verkaufte. Um die Verbeſſerung der Uhren erwarben
ſich die Engländer Hook und Barlow und der Hol-
länder Huygens bedeutende Verdienſte.

Unſere Abbildung verauſchaulicht eine Uhr vom
Jahre 1552, welche Eigenthum des Königs Heinz
rich von Frankreich war. Das ſechseckigẽ Gehäufe
heſteht aus zwei Etagen, deren untere ſechs kannctitte
korinthiſche Säulen zeigt. Dieſe Säulen begrenzen
hogenförmige Felder von damaszirtem Golde auf
Eifengrund eine herrliche Arbeit voͤn der feinften und
zarteſten Ausführung. Namentlich die Verzierungen
des Zifferblattes und die kleinen nienſchlichen Figuren
zeigen eine wahrhaft bewundernswürdige Kunftfertig:
keit. Die obere Etage iſt ebenſo reich verziert,. wie
jene! An den fechZ Ecken befinden ſich Karyatiden
und zwiſchen ihnen Quadrate, Arabesken von vergol-
deter Bronze, und Medaillons römiſcher Kaifer dar-
ſtellend. Auf den ſechs obern Ecken des Kunftwerkes
ſind ſechs Glöckchen von vergoldetem Kupfer ange-
bracht, welche den Stundenſchlag angeben. Diefes
Denkmal der alten Uhrmacherkunſt iſt um ſo bewun-
dernswürdiger, als es nicht nur die Stunden und
Viertelſtunden durch Zeiger und Glockenklang angibt,
ſondern anch die Monate, Wochen Tage, den Mond-
wechſel, die Zeichen des Thierkreifes und die Beweg:
ungen des Planetenſyſtems ausdrückt.

An der Spindel, um welche die ganze Bewegung
der Maſchinentheile thaͤtig iſt, befindet fich ein hoͤri
zontalex Zeiger, von einem ſiebenten Glöckchen über-
ragt. Durch eine angebrachte Oeffnung fällt der Blick
hier in eines der daniaszirten unteren Felder wo. die
ſilbexnen Figuren des Juͤpiter Saturn, Merkur, Apol-
lo, Mars, der Diana und Venus als Repräjentanten
der ſieben Wochentage angebracht find. — Die in Künft-
Eeriſchex wie antiquarifher Hinſicht gleich merkwürdige
Uhr befand ſich im Beſitze des Prinzen Soltikow.

Als es noch keine Uhren gab, konnte man nicht
fragen: Wieviel Uhr 4’82“ ſondern nur: „Welche
Stunde i{t’32” Deswegen fragen auch alle anderen
Völker, außer den Deulſchen, nur nach der Stunde,
nicht nach dem Wieviel der Uhr. Die erfte Uhr re-
präjentirte der Gang der Sonne am Tage und die
Sterne zur Nachtzeit, oder der Schaͤtten der Bäume.
Dieſe „Uhr” veranlaßte die Erfiudung der Sonnen-
uhren für Gärten und Plätze, und jolche ſind auch
jest vielfach vorhanden, auch noch an Thuͤrmen Für

aſtronomiſche Uhr, die nicht nur den Lauf der Sonne Gine Uhr aus dem 16, Yahrhundert. (Text oben,) die BZeitbeftimmung im Haͤuſe oder bei bemwölttem

und des Nondes ſondern ſogar den Stand der Ehhe | ihım „del orlogio“ genannt wurde. Lönig Karl V. von | Gimmel genügten dieje Uhren nicht,
und Fluth anzeigte, Damals entſtanden auch die Thıurm | Frankreich ließ 1350 von einem Deutſchen, Heinrich — —
 
Annotationen