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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Verbürgte



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M
1

Verbürgte

Auflage 3000.


Abonnemient:
Deutſchland u. Oeſterreich A 2.50
vierteljaͤhrlich, Ausland M S.

Nr. 7.

Stuttgart, 14. Februar 1894,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfennig.

2. Jahrgang.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruckt. Erfüllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart!

Sollte durch Zufall eine

Probe⸗ Nummern.

— —

Der römiſche Soldat.
(lluſtration neben)
Nachdruck verboten.)

¶Schluß)

Man bediente ſich der Wagen regelmäßig zum
Transporte der Handmühlen, der Krlegsmaſchinen,
der Waffenvorräthe und dergleichen. Ooͤgleich näm-
lich der Soldat ſich auf ſeine Köſten, gleich nach ab-
gelegtem Eide, ausrüſten mußte, ſo konnte man doch
nicht umhin, ihm im Verlaufe des Feldzuges neue
Waffen zu geben, wenn er ſie zerbrach verlor; wenn
man ihm auch den Werth an feinem Solde abzog.
In allen Probinzen waren zu dem Zwecke große
Zeughäuſer, und jedem Heere folgten auf Wagen
Vorraͤthe zum Erſatz nach. Was bei uns an Muni-
tion verloren geht, fand damals in einem Treffen
in Hinſicht auf Wurfſpieße ſtatt, von denen hinter
den Linien der Legionen biele Wagen voll bereit-
ſtanden, um den Abgang zu erſetzen. Theils benutzte
der Soldat jeden Augenblick der Muße, ſich deren
zu holen, theils gab es leicht bewaffnete Truppen,
die während des Gefechtes ſich zwiſchen den Gliedern
hin und her bewegten, ihren Waffenbrüdern neues
Wurfgeſchütz zu reichen. Als Scipio nach Afrika
hinüber jchiffte, nahm er dreißigtauſend Schilde und
Helme, fünfzigtauſend Wurfſpieße, Lanzen 2c. als
Neſerve-Borrath mit. Uebrigens war der römiſche
Wagen theils zwei⸗ theils bierräderig, mit breiten
Felgen, äußerſt feſt gebaut. Die Trajaniſche und
Antoniniſche Säule hat deren auch mehrere, welche mit
Tonnen und Schläuchen heladen ſind, die Eſſig und
Wein enthalten; zwei Dinge, die dem römiſchen
Krieger ſo nothwendig waren wie dem unſrigen der
Branntwein. Aber Waffen, Eſſig und Wein ſcheinen
auch ſo ziemlich die einzigen Gegenſtände geweſen
zu ſein, die gewöhnlich einem römiſchen Heere auf
Wagen folgten: bis ſpäterhin unter den Kaiſern noch
die Kriegsmaſchinen dazu kamen; alles andere mußte,
nach der alten Sitte und Vorſchrift, von Soldaten
oder Laſtthieren getragen werden auf welche man
Zelte und dergleichen packte. Was jedoch an Wagen
und dergleichen abging, das ward freilich, beſonders als
der Lurus einriß, dürch die zahlloſe Menge Sklaven
und Troßbuben erſetzt, die oft ein Heer für ſich bildeten,
ja ſelbſt in einigen Schlachten, eine nicht unbedeutende
Kolle ſpielten. Der Diktator Sulpicius ſtellte dieſe
Maſſe in Reſerve auf, und machte dadurch den Feind
irre, der ein friſches Heer zu ſehen glaubte. Dies Ge-

ſindel war es, das unter Vrcktus den großen Kantpf
mit den Limbern und Teutonen ersffnete. Je mehr der
römiſche Soldat bepackt war, deſto mehr ſuchte er einen
Sklaven zu hHaben, der ihm auf dem Marſche Waffen,
Mundvorrath trug; und das ſtete Kriegführen gab ihm
denn dazu leicht Gelegenheit, da jeder Gefaͤngenẽ Sklave
des Siegers war. Bon Zeit zu Zeit traten freilich
Feldherren auf, die dieſes Heer im Heere verjagten.
Metellus, im Kriege gegen SIugurtha, ſrat gleich damit


Römiſcher Soldat. (Text oben.)

auf, daß jeder gemeine Soldat alles ſelbſt tragen müſſe;
keinen Sklaven, kein Laſtthier haben dürfe, Kaum den
Offizieren geſtattete er eine kleine Zahl. Marius, der
Ueherwinder der Cimbern und Teukonen, trieb dies ſo
weit, daß ſeine Soldaten nur Mauleſel genannt wurden.
Und wirklich muß man über die Geduld und Kraft eines
ſolchen Kriegers erſtaunen, der, unter der Laͤſt des
Panzers, Schildes und Helmes keuͤchend, noch eine Lanze,


Pfuͤnd Getreide, mehrere Palliſaden und Wurfſpießẽ
trägt. Noch unter den Kaiſern übte man den jungen
Rekruten, eine Laſt von ſechzig Pfund zu tragen; um
durch's eigene Beiſpiel zu wirken, ſtellte ſich der ältere
Kato ſelbſt zu Fuße an die Spitze der Legion, und hatte
nur einen einzigen Sklaven zum Begleiter, der die
LebenZmittel trug.
Wenn wir im Tacitus finden, daß das ſechzig-
tauſend Mann ſtarke Heer des Kaiſers Vitellius auch
ebenſoviel ſolcher Troßbuben enthalten Habe, - {o
müſſen mir freilich ſtaunen. Aber nicht zu gedenken,
daß hier bereits alle römiſche Kriegszucht ſchon zu
Ende war, ſo wurde auch ein groͤßer Theil des
Schadens dadurch wieder gutgemacht daß die Sklaven
nach und nach ſelbſt zu Kriegern umgebildet wurden,
und wenigſtens bisweilen Muth und Feuer zeigten,
Wir erinnern an ihr Benehmen unter MariusS , ſo-
wie Ddaran; daß Afranius in Spanien mit ſeinen
Sklahen die Truppen aus dem Lager jagte, welche
von Cäſar herübergekommen waren
Denkt man ſich lebhaft den römiſchen Soldaten,
keuchend in ſeiner doch wenigſtens dreißig bis vier-
zig Pfund ſchweren Rüſtung! unter dem Torniſter
mit wenigſtens zwanzig bis dreißig Pfund Korn,
beſchwert mit allen ihin nöthigen Angriffswaffen
und Werkzeugen zum Befeſtigen des Lagers! ſo kann
man ſich ſeine Unbehülflichkeit zum Kämpfen leicht
vorſtellen. Wo es nur immer moͤglich war, wurde
daher ſollte eine Schlacht geliefert werden —
vom Feldherrn ein Ort angewiefen, wo die ganze
Armee auf ein gegebenes Zelchen ſich ihres Gepaͤckes
entledigte, und leicht und beweglich ihre Linien wie-
der einnahm. Freilich war das ganze Gepäck wohl
auch rein verloren, wenn die Schlaͤcht verloren ging
und man nicht den Rückzug in ein befeſtigtes Lager
antreten konnte, das zur Aufbewahrung des Gepaͤckes
am heſten geeignet war. Wenn man im Angeſichte
des Feindes marſchiren mußte, ließ man entweder
alles Gepäck zurück, oder nahm e& doch wenigſtens
dem Vor⸗ oder Nachtrabe ab, je nachdeni diefer oder
jener die Spitze zu bieten bereit ſein mußte.
Beſonders war dies nöthig, wenn feindliche
Kavallerie auf dem Nacken war! Das Verhältuiß
dieſer zum Fußvolke war nämlich von dem, das jetzt
zwiſchen beiden ſtattfindet, ſehr verſchieden. Wir
haben in Aeghpten, bei Lützen, bei Bautzen, die
Franzoſen Schlaͤchten gewinnen ſehen, wo fie faſt
feinen Mann Reiterei, und viele Tauſend der beften
Reiter gegen ſich hatten. Unſer Feuergewehr, unfer
Geſchütz hält nämlich dieſe letztere Waffe, wenn ſouſt
Alles in Ordnung iſt, ſo in Reſpekt, daß ſie ſich
ſelten genug nähern kann, allein etwas zu entſcheiden.
Einen Kaballerie⸗Angriff wußten nun zwar die römi-
ſchen Legionen, ſechzehn Mann tief geſtellt, ebenfalls
vollkommen abzuweiſen, und in regelmäßigen Schlachten
hatten ſie von ihm nichts zu fürchten. Beſto verdrieß-
licher ſah es aber aus, wenn man ſich gegen die Au-
griffe der Reiter auf dem Marſche, auf dem Rückzuge
ſchützen ſollte. Hier war das Fußvolk in einer ſchlimmen
 
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