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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Verbürgte

Auflage 3000.


und Alterthumskunde.









Abonuement:
Deutſchland u. Deſterreich M 2.50
vierteljährlich, Ausland M 3.—,

Nr. 17.

Stuttgart, 25, April 1894,

Erſcheint wöchentlich.)

Auzeigen:
Die Nonpareilezeile oder deren
Raum 20 Pfennig.

2. Jahrgang.

Die Bezugsbedingungen ſind auf der letzten
Seite in jeder Nummer abgedruct, Erfuͤllungsort für
die Lieferung und für die Zahlung: Stuttgart.

Ein intereſſantes Werk für
Sauimler und Alterthums-

freunde.

AMit 7 Illuſtrationen auf der Titelſeite und Seite
— —
Nachdruck verboten.)

völlig heherrſcht, und in feiner anziehenden Darſtellung
zu den Meiſterwerken der Kunſtgeſchichte, an denen unſerẽ
Litteratur noch ſehr arm iſt! Der erſte Theil des
Werkes behandelt die Anfaͤnge der griechiſchen Kunſt
und legt die fremden, phöniziſchen und anderen Einftüffe
dar; der zweite die Baukunit; im dritten wird die Bild-
Hauerei in ſehr überſichtlicher Weiſe vorgeführt. Die
Terracotta:Figuren bilden den Stoff des vierten Theiles
die bemalten Baſen den des fünften, Der fechſte Theit
umfaßt die Numismatik und Steinſchneidekunſt; der
ſiehente die Broncen und Schmucklachen Neberall wird
guf die allgemeinen Zeitverhältniſſe und die geiſtigen
Einflüſſe Rückficht genommen, bei jedem Abſchuitt auf

den die plämiſche Kunſt von ihren erſten großen Thaten
bis hinein auf unſere Tage treu beibehalten hat. Ihu
zu verfolgen, wie er ſich unter der Sonne verſchiedener
Zeitalter modefizirte und ausbildete, gibt einer ſolchen
wkal abgeſchloſſenen Betrachtung ihren eigenen Reiz ;
Höhepunkte, welche Ausſichten geben, wechſeln mit Thaͤ⸗
lern, in denen dann rüſtig und bedachtſam die Arbeit
der Kleineren weitergeht. Das Geſetz der Geſchichte
hringt es mit ſich, daß die erſten Höheßunkte noch freter
liegen — unabhängiger aufragen, die weiteren rückſichts-
voller, ſanfter, abhaͤngiger werden. Nach der rüſtigen
aber bedrückten Thalarbeit der erſten Gilden und Hof-
nialer im vierzehnten Jahrhundert erhebt ſich im näch-

ſten der Doppelrieſengipfel der van Eycks. In

Die Verlagshandlung von P. Frieſenhahn
in Leipzig veröffentlicht unter dem Titel Sllu-
ſtrirte Bibliothet der Kunſt- und Kul-
turgeſchichteeine auf zirka 60 Bände be-
rechnete Sammlung, welche bis jetzt ſchon ſo viel
Aufſehen gemacht hat, daß wir nicht umhin
können, die Aufmerkſamkeit unſerer Leſer auf
dies hochbedeutende Unternehmen hinzulenken. Es
iſt ein Beweis großen UnternehmungsSgeiftes
und idealen Sinnes in der ganzen Anlage. Es
ſoll in einer Bücherei von zirka 60 Bänden das
ganze Gebiet der Kunſt⸗ und Kulturgeſchichte
in Wort und Bild zuſammengefaßt werden.
Die Ausarbeitung der einzelnen Bände, deren
jeder für ſich ein abgeſchlöſſenes Ganze bildet,
iſt den bewährteſten Fachkräften übertragen.
Zum erſten Male ſollen hier aus der Geſchichte
der Malerei, Archäologie, Baukunſt, Skulptur,
des Kunſtgewerbes, der Muſik und ſo weiter,
ferner aus der Geſchichte der Rechtspflege,
des Kriegsweſens, des Familienlebens, des
religiöſen Lehens und der Sitte, nicht minder
aus der Geſchichte des Schul= und Unterricht&=
weſens und anderer, dem Geiſtesleben zuge-
höriger Stoffe, ſowie aus der Geſchichtẽ des
wirthſchaftlichen Lebens, des Handels, Verkehrs,
Handwerks u. |. w. umfangreichere Einzeldar-
ſtellungen und ſomit eine Art groß angelegter
Kulturgeſchichte geboten werden. Ein reiches
Illuſtrationsmaterial ſoll der ſchriftſtelleriſchen

voller Selbſtſtändigkeit blüht eine nationale,
aber in ihrer Größe bald weltbedeutende Kunſt
hervor, der leuchtende Beginn der ganzen moder-
nen nordiſchen Malerei. Froheſter Realismus,
iutimſte Lichtwirkungen, phänomenale Technik,
Der Blick von dieſem Gipfel fällt weit hinüber
in die Thäler, die mun die emſige Arbeit wieder
aufnehmen ſollen In dieſer neuen Thalarbeit.
werden italieniſche Einflüſſe hergeholt, eine
nordiſch ſüdliche Miſchkunſt {prießt hervor,
natürlich Vieles ſchaffend, aber nichts Großes,
nichts Eigenes, nichtz Herzliches — eere
Form. Da ſteigt das Terrain wieder und
aus nordiſch⸗italieniſchen Elementen, aus rea-
liſtiſch wichelangelesken Studien wächſt der neue
Berg herbor Rubens. Wieder ſteht die
Sonne im Mittag, Antwerpen iſt eine Königin
geworden. Und wieder ſinkt die Blüthe zum
Thal hinab/ einem weiten, unfreundlichen kriegs-
kranken, wo man von den Ueberbleibſeln einftiger
Herrlichkeit ſich nährt. Da endlich in neuer
Zeit der letzte Aufſchwung, freilich diesmal ganz
von außen gegeben. Mit der politiſchen Un-
abhängiakeit beginnt die künſtleriſche Abhängig-
keit Belgiens von Frankreich! Zuerſt die Hifto-
rienſchule des Delaroche, dann der wilde Realis-
mus des Courbet, endlich der impreſſioniſtiſche
Geiſt Monet's ſchütten der Reihe nach ihre Fluth-
wellen auch über belgiſches Land! Aber ein
eigener, ein animalijd) kräftiger Zug bleibt

Darſtellung die gerade auf den meiſten der ge-
wählten Gebiete ſo nöthige bildliche Erläuter-
ung zu Theil werden laſſen.

Den Reigen eröffnete ein von einer ge:
rehrten Rariſer Geſelrſchaft preisge-
kröntes Werkunter dem Titel: Max Co llig-
non, „Handbuch der griechiſchen Arıchäov-
1ogie” (312 Seiten mit 140 Tertabbildungen). Es
fehlte uns bisher in Deutſchland an einent ähnlichen
kurzen Ueberblick über alle Gebiete der Archäologie, ſo-
weit ſie von künſtleriſchem Intereſſe ſind, und der Band
füllt daher eine weſentliche Lücke aus. Mit ſehr ge-
ſchickter Hand hat der Verfaſſer aus der großen Menge
der Quellen alles Nöthige ausgeſondert, ohne die Grenzen
eng zu ziehen. Das Buch gehört in ſeiner Inappen
Faſſung, wie ſie nur Dem gelingen kann, der den Stoff


die Hauptquellen hingewieſen. Die prachtvolle Aus-
ſtattung macht das Werk zu einem Feſtgeſchenk erſten
Ranges.

Den zweiten Band der Sammlung bildet: A. J.
Vauters, „Die vlämiſche Malerei“ (410
Seiten mit 112 Illuſtrationen)! Es iſt ein vortreffliches
Buch, in ſeiner Gedrängtheit das beſte, das dieſen
Gegenſtand behandelt; voll dramatiſcher Entwickelung
— ein ſpannender Roman der Geſchichte. Derb ſinnlich
und auf das Reale gerichtet, kühn in die Wirklichkeit
Hineingreifend und vor der Wahrheit der Natur keinen
Augenblick zurückſchreckend — das ift der Charakterzug,


dennoch der vlämiſchen Kunſt lals individuelle
Grundlage. Bis vor dieſen Höhepunkt zeich-
net uns Wauters in getreulich wahren und großen
Schritten das Werden der plaͤmiſchen Kunft-
entwidelung hier macht er Halt, die Schilderung der
zeitgenoͤſſiſchen Kunſtrichtung einem ſpäteren Geſchlecht
überlaſſend. &3 iſt ein fruchtbarer Acker für die Kunit
geweſen, dieſes kleine intelligente Ylamland mit ſeinem
merkwürdigen Gemiſch germaniſcher und fraͤnzöſtſcher
Slemente ; ihn zu ſchildern bedurfte e& der Meiſterhaͤnd
eines Wauters. Das Werk iſt kürzlich von der Kal.
belgiſchen Akademie in Brüſſel preisgekrönt worden.
Der dritte Band der Sammlung trägt ebenfalls
einen berühmten Namen auf dem Gebiete der Kultur-
geſchichte als Verfaſſer auf dem Titelblatte, denjenigen

des in weiten Kreiſen bekannten St. Galleuer Staats
 
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