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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Seite 266.




eines Unterkiefers, dabei die längsgeſpaltene Hälfte
eines außergewöhnlich großen Hauers. In groͤßerer
Höhe über den Deckplatten wurde ein broncener Arm-
ring von der gewöhnlichen Za Toͤne-Form gefunden,
bedeckt mit ſchöner Patina.

Es iſt ſehr benierkenswerth, daß bei Beremijany in
Galizien ein dem eben beſchriebenen ganz gleich ausge-
ſtattetes, aus devoniſchem Sandſtein ſorgfaͤltig zuſaim-
mengeſetztes Kiſtengrab aufgedeckt wurde! Auch hier
fand man ein Hockerſkelett, begleitet von zwei rauten-
förmig verzierten Gefäßen, drei Steinbeilen, einer Bern-
ſteinſcheibe und Wildſchweinshauern.

Berichte aus Vereinen.

Breslau. (Geſellſchaft für Anthropologie e)
Einen hochintereſſanten Fund, der in der Oberlauſitz
gemacht worden iſt, hat die Geſellſchaft für Anthropo-
logie und Urgeſchichte der Oberlauſitz käuflich zu erwerben
vermocht. Es iſt dies ein ſogenannter arabiſcher Haͤck-
ſilberfund aus dem 10, Jahrhundert, alſo aus der Zeit
vor Einführung des Chriſtenthums in unſerer Gegend.
Arabiſche Kaufleute und Silberſchmiede durchzogen im
S bis 10. Jahrhundert das damals noch bis faͤſt zur
Elbe und Saale ſlapiſche Land, einen ſchwunghaften
Tauſchhandel unterhaltend. Der in Rede jtehende Fund
hat ein Silbergewicht von 500 Gramm. Die Gegen-
ſtände befanden ſich ſämmtlich unter großen
Steinen in zwei thönernen Gefäßen, deren

Ausgrabungen, Eutdeckungen,
Funde.

(Nacdhdruk nur mit Genehmigung der Rebaktion geſiattet. Sämmt-
liche Fund⸗Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueſten Zeit.)

Schwäbiſch⸗Gwmiünd. (Kirchenfund.) Gegenwärtig
finden in der ſtädtiſchen Turnhalle, der Kirche des ehe-
maligen Frauenkloſters St. Ludwig (jegt Neallheeum,
Klöſterle genannt), Grabungen behufs Tieferlegung des
Bodens ſtatt. Dabei ſtieß man dieſer Tage auf eine
Gruft in der Mitte des ehemaligen Schiffs, die im vori-
gen Jahrhundert (1740—1790) als Begräbnißſtätte für
die Kloſterfrauen diente. Die einzelnen Grabſtätten,
über 40 an der Zahl, ſind backofenförmig gewölbt und
liegen zu je dreien übereinander. Die Denkſteine, mit
denen fie geſchloſſen find, enthalten faſt durchweg noch
guterhaltene deutſche Inſchriften in lateiniſchen Schrift-
zeichen mit Namen, Alter 20c. der Kloſterfrauen. Die
Leichname ſind bis auf wenige Ueberreſte vermodert.
Für Erhaltung der Gruft und der Denkſteine wird Vor-
forge getroffen.

Kaufbeuren, Bayern. (Wandgemälde) Gelegent-
lich von Reſtaurationsarbeiten in unjerm altberühmten
Blaſiuskirchlein wurde die intereſſante Entdeckung ge-
macht, daß einſt das ganze Kirchlein mit uralten Fresko-
gemälden geſchmückt war, die nun zum Theil wieder
nach Entfernung einer dicken Mörtelſchicht zum Vorſchein

des obern Euphratthales (nördlich von Erzinjian) und
der zömiſchen Grenze aufwärts von Trapezunt. Nahe
der Vereinigung des Palu Su und des Murad Sü,
alſo der heiden Flüſſe, die zum Euphrat werden, und
ebenſo bei Pingan und bei Sadagh im Bezirke Kelkid
wurden Ueberreſte je eines römiſchen Kaſtells gefunden.
Die Ueberreſte bei Sadagh ſind die bedeutendſten, und
Ziegel mit dem Stempel der 15. Legion, ſowie lateinifche
und griechiſche Inſchriften bezeugen, daß dieſer Ort daͤs
Standlager der 15. Legion Apollinaris; und das.
ſpätere bhzanthiniſche Bisthum Satala war. Die Stadt-
mauern und Thütme ſind nördlich und öſtlich noch er-
halten und weſtlich wenigſtens nachweisbar, dagegen
nimmt ſüdlich das aus den alten Steinen erbaute Dorf
von heute ihre Stelle ein. Dort wurde ſeiner Zeit der
broncene Aphroditekopf gefunden, der eine der Zierden
des Britiſchen Muſeums iſt. Die Dorfbewohner er-
innern ſich jenes Fundes noch ſehr gut, und ſo konnten
von Hogarth dort und in der Nachbarſchaft angeſtellten
Nachforſchungen es ſicher machen daß die Geſchichte
von der ſpaͤtern Auffindung und Vernichtung der zu
jenem Kopfe gehörigen Statue erfunden iſt Auffallender-
weiſe ſind nur einige Spuren von römiſchen Heerſtraßen
zu ſehen. Pflaſterreſte auf den Hügeln nördlich und
ſüdlich von Keban⸗Maden und unweit von Egin datiren
aus ſpäterer Zeit als der römiſchen! Eln einziger
Meilenſtein wurde zwei (engl.) Meilen von Melitem
an der Straße nach Sebalfteia gefunden. Ueberbleibſel
römiſcher Brücken über den Angu Chai
und den Kara Budock, zwei Nebenflüſſe

eines nur Schmuckſachen, das andere nur
Münzen und Bruchſtücke von ſolchen ent-
hielt. Die Schmuͤckgegenſtände beſtehen
in einem großen ſübernen geflochtenen
Halsring und einer Reihe allerdings nicht
unbeſchädigter Broſchen, Halskettchen, Ohr-
gehänge ı, ſ. w. von feinſter arabijcher
Silberarbeit. ;

Bibliotheken, Muſeen,

Samimilungen.

Berlin. (Gemälde-
galerie.) Durch Vermächt-
. niß ſind der königlichen Ge-
j maͤldegalerie 12 welthvolle

Gemäſde zugegangen: Zwei
Bildniſſe von © Netſcher,

S Feine Waldlandſchaft von
Dirk van Bergen, ein Bildniß von einem
Meiſter des 18. und ein männliches Bild-
niß von einem vlämiſchen Meiſter des
17. Jahrhunderts, ein Fruchtſtuͤck von
3, D. de Heem (*), ein Violinſpieler
von einem hoͤlländiſchen Meiſter, ein See-
ſtück nach A. Cuyp, ein Bild der Königin
Henriette von England von Peter Lely,
ein Alchymiſt von Thomas Wyb, eine
Wachtſtube von M Stoop und ein männ-
liches Bildniß von einem niederdeutſchen
Meiſter aus der erſten Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Einzelne dieſer Künſtler
waren in der Galerie bisher noch gar
nicht vertreten. — Das italieniſche Unfer-
richtsminiſteriun hat der äghptiſchen Ab-
theilung des Miſeums den Gipsabguß
einer aͤgyptiſchen ſitzenden Statue zum
Geſchenkgemacht, die in Benevent gefunden
worden iſt. Das königliche Nünzka-
binet hat unter ſeinen mannigfachen Neu-
erwerbungen eine Seltenheit erſten Ranges
zu verzeichnen. Es iſt eine Tetradrachme
des Antigonus, Königs von Aſien, mit
den Typen Alexander's des Großen, einem
jugendlichen Herakleskopf und Zeus mit
dem Adlerx.

Berlin. (Muſeum für Völkerkundey
Eine intereſſante Sammlung urgeſchicht-
licher Funde aus der neolithiſchen und
Broncezeit hat das 2 von Herrn
Premierlieutenant Oskar Koch, Ritter-
gutsbeſitzer auf Bergfarnſtedt bei Querfurt,
erhalten. Es ſind die Ergebniſſe wieder-
holter auf Bergfarnſtedter Flur vorge-
nommener Ausgrabungen. Darunter be-
findet ſich auch eine bollſtändige Steinkiſte
aus einem Hügelgrabe, die aus gewaltigen
Steinplatten zuſammengeſetzt iſt. Sanz



8

ſſi

Das Steinkiſtengrab bei Beckendorf.



des Euphrat, zwiſchen Satala und Tau-
rus, deuten allerdings auf ſtattliche Bauten,
und eine Inſchrift, welche der Kaiſer
Decius bei der letztgenannten Brücke in
den Felſen hat graͤben laſſen, lehrt uns,
daß der Kara Budock von den Römern
Sabrina, alſo ebenſo wie der britiſche
Sepern genannt wurde! Die römiſchen
Kaiſer begnügten ſich aber mit der Ueber-
brückung, zu einem Straßenbau kam es
nicht; der einſt über dieſe Brücken füh-
rende Weg war ungepflaſtert und kauin
mehr als ein breitgetretener Pfad mit.
Geleiſen. Der Karakter des ſich immer
wieder zu ſchmalen Spalten zwiſchen Fels-
wänden verengenden und bon ſchneebe-
deckten Gipfeln überragten Euphratthales
macht es ganz unglauhlich, daß jemals
eine Straße es in ſeiner ganzen Länge
durchzogen habe, und der nirgends und
nie durchwatbare Strom, der eine ſehr
bedeutende Geſchwindigkeit und in langer
Aufeinanderfolge viele gefährliche Strom-
ſchnellen hat, nirgend weniger als 200
Ellen und oft eine (engl.) Meile breit.
iſt und aus einem ſchauerlichen Felſen-
ſchlund in den andern ftürzt, war eine
an und für ſich ſchon ſo ſtarke und ſichere
Grenze, daß deren Befeſtigung kaum
noch erforderlich geweſen ſein kann, was
alſo auch eine Milttärſtraße unnöthig
machte. Die die Standlager der Legionen
verbindende Straße hat einen andern Weg
eingeſchlagen. Hogarth beſuchte auch Teph-
rike, heule Divrik, wo eine prächtige
Seldſchuken⸗Moſchee vielleicht Material
aus alter Zeit enthält, wo aber nicht
die Spur von Alterthümern wahrnehm-
bar iſt. Kemakh, einſt die große Grenz-
feſte Camacha, iſt alS neuzeitliche Stadt
zum Fluſſe hinabgeſtiegen, waͤhrend die
alte bhzauthiniſche oben in Ruinen liegt.
Man fann deren Mauern und Straßen
noch verfolgen. Camacha muß eine der
feſteſten Staͤdte in der alten Welt geweſen
ſein, denn es lag auf dem breiten Gipfel
eines vereinzelten Felſens, der bei 200
Fuß Höhe auf allen Seiten jäh abſtürzt.
Nur auf Serpentinen und Stufen, die
in den Fels gegraben ſind, kann man
hinaufſteigen. Ob Camacha und Theo-
doſtopolis ein und derſelbe Ort ſind,
bleibt fraglich.

Lübeck. (Ausgrabungen) Auf dem
zwiſchen Lübeck und Eutin belegenen prä-
hiſtoriſchen Friedhofe Pötterberg wurden
intereſſante Ausgrabungen vorgenommen.
Man fand am KRande einer Sandgrube
eine ganze Anzahl dicht nebeneinander
ſtehender Urnen. Nach dem Felde zu,
wo der Boden ſchwerer iſt, ſtehen die

beſonders benierkenswerth ſind auch ſehr
ſchöne Broncegegenſtände, ſo namentlich
ein prächtiges Broncemeſſer.

Berlin. (Ein Muſeum für Bibliotheksweſen) plant
die Generalberwaltung der Königlichen Bibliothek! Den
Grundſtock ſollen die Gegenſtände bilden, die auf der
Weltausſtellung in Chicago in der deutſchen Unterrichts-
abtheilung als beſondere bibliothekariſche Abtheilung das
Intereſſe aller Fachleute auf ſich gezogen haben.

Paris. (Das Loubremuſeum in Paris) hat un-
längſt zwei werthvolle Acquiſitionen gemacht: ein Mar-
mormedaillon, Basrelief, mit dem Bildniß von Johann
II Bentivoglio, Herrn von Bologna, geſtorben im
Jahre 1508. Die Arbeit wird dem berühmten Bildhauer
Sperandio zugeſchrieben. Sie weiſt alle Merkmaͤlẽ der
norditalieniſchen Schule jener Zeit auf, und zwiſchen
dem Rücken des Herrn v. Bologna und der Randein-
faſſung die Worte: OPVS SEPERANDEHI. Das andere
Kunftwerk, das in Chaumont aufgefunden wurde, be-
ſteht in einem Wappenſchild der Herzoge von Lothringen
und Grabgenien, welche zu der Grüft des Herzögs
Claude de Lorraine gehörten, die van der franzöſtſchen
Revolution zerſtört worden war. Die ſchönerhaͤltenen
Bruchſtücke ſind das Werk des italieniſchen Bildhauers
Domenico del Barbiere (in Frankreich Dominique Floren-
tin) und des Jean le Roux, genannt Pieart, und
wurden im Jahre 1551 vollendet

kommen. Einige dieſer Bilder ſind verhältnißmäßig
noch ziemlich gut erhalten, friſch im Kolotit und aus?
gezeichnet in der Kompoſition. Sie ſtellen Szenen aus
dem Leben und Martyrium der Heiligen Antonius,
Erasmus re. vor und gehören wahrſcheinlich der erſten
Hälfte des 15. Jahrhunderts an. Unter dem Wurf, auf
den dieſe frühgothiſchen Fresken gemalt ſind, kommen
aber an defekten Stellen noch weit ältere Wandgemälde
zum Vorſchein, ſodaß alſo die Kirche bereits im 14.
Jahrhundert oder noch früher bildlichen Wandſchmuck
aufwies. Nach Beendigung der Reſtauration — die
bekannten Tafelgemälde der Blaſiuskirche werden, wie
wir hören, auf Staatskoſten von Kuͤnſtlerhand reſtau-
rirt, auch verſchiedene zweckdienliche Verbeſſerungen im
Innern des Kirchleins vorgenomuien, — wird letzteres
als ein wirkliches Schatzkäftlein, völlig ſtylrein nach
Innen und Außen erſcheinen und noch mehr die Freude
aller Kunſt⸗ und Alterthumsfreunde bilden, als dies
bisher ſchon der Fall war.

Löbau, Sachſen. (Münzfund) Bei den Aus-
ſchachtungsarbeiten der Loͤbau-⸗Weißenberger Bahnſtrecke
in der alten Kittlitzer Chauſſee iſt eine größere Anzahl
ruſſiſcher Münzen, die ſich in einem leinenen Säckchen
hefunden haben, aufgefunden worden. Die Münzen
ſtammen aus dem vorigen Jahrhundert und ſind wahr-
ſcheinlich im Kriegsfahre 1813 dort vergraben worden.

Aus dem obern Euphratthal. (Forſchungen.)
D. G. Hogarth gibt Nachricht über ſeine Erforſchung

Urnen mehr einzeln. Untex den auf-
gefundenen Urnen ſind mehrere von beſonderer Größe
und Schönheit; eine Hatte einen Bauchumfang von 1
m und einen Bodendurchmeſſer von 9 cm. Die Form
iſt ziemlich die gleiche, bauchig mit engem Hals, um
den mehrfach eine Verzierung oder Wulſt liegt. Als
Verzierung dient das Strichmuſter. Der Inhalt der
Urnen beſteht aus verbrannten Knochen, eiſernen Spangen,
Bronceſchnallen und eiſernen Fragmenten,

Papenburg, Hannover. (Funde.) Bei der Ab-
deichung des Rhaͤudermeeres wurde ein äußerſt ſeltener
alterthümlicher Stein gefunden. Derfelbe hat eine
Größe von etwa einem halben Fuß im Quadrat, iſt
achteckig geſchliffen und glänzt in verſchiedenen pracht-
vollen Farben. An einigen Seiten des Steines ſind
Inſchriften und Buchſtaben ſichtbax, deren Sinn jedoch
noch nicht feſtzuſtellen war! Jedenfalls rührt dieſer
Stein aus der Römerzeit her, wie denn nicht weit von
der Fundſtätte auch ein altes Römergrab mit mehreren
ſehr intereſſanten Steinen und Geraͤthſchaften entdeckt
worden iſt! Daß es ſich um Gegenſtände handelt, die
aus der Römerzeit ſtammen, beweiſt ferner der Umſtand,
daß in der Umgebung des Rhaudermeeres gut erhaltene
Pfahlbauten ſich volfinden. Die Fundſtuͤcke werden
dem Landesmufenm in Hannover einverleibt werden

Brüun, Mähren. (Prähijtorijdher Fund) Aus
Brünn kommen nachſtehende Mittheilungen über einen
bemerkenswerthen prähiſtoriſchen Fund: In Predmoſt
bei Prerau, welch' erſterer Ort als eine Fundgrube
 
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