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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Seite 274,


Nr. 35.

werden, wenn die Fundlokalität vollſtändig durchforſcht
ſein wird und er beantragt, die Verſammluͤng woͤlle der
Landesregierung den Vorſchlag machen, daß die Aus-
grabung fortzufetzen ſei.

Dr. Oskar Montelius geht zur näheren Beſtimmung
der Funde Über. Unter den ornamentirten Thonge-
fäßen führt er einige an, die im Norden und Süden
feſtgeſtellte Motive dufweiſen. Wenn auch die Zuſam-
menſetzung des Thons und ſeine Farbe dafür ſprechen,
daß dieſe Gefäße einheimiſch ſind glaubt er, daß dieje
charakteriſtiſch ausgeſprochenen Motive auf Einftüſſe
zurückzuführen feien, die aus öſtlichen Mittelmeerlanden
hervorgingen. Was die Chronologie anlangt, glaubt
Montelius, daß der Beginn der Broncezeit auf der
Balkanhalbinſel eher früher als ſpäter denn im Norden
anzuſetzen wäre, wo ſte von 1700 bis 1800 v. Chr. anz
fängt. SIn Italien fängt die Broncezeit 2000 Jahre
v. Chr. an und In Bosnien können wir gleichfalls dieſen
Zeitpunkt annehmen. Sonach wäre die neolithiſche
Fundſtätte von Butmir aͤlter alz 2000 Jahre v. Chr.

Herr Salomon Reinach (Paris) behandelt die
Frage, oh einzelne in Butmir vorgefundene Idole aus
Thon, die auffallende Aehnlichkeit mit orientaliſchen
Funden haben, wie man annahm, phöniziſchen Urfprungs
find oder nicht! Wenn dieſe Thon⸗Idole wirklich orien-
taliſchen Urſprungs wären, ſo wäre es nicht zu erwaͤr—
ten, daß ſie vereinzelt vorkommen, wie es der Fall iſt,
man würde vielmehr außer ihnen irgend ein anderes
charakteriſtiſches Iniportſtuck aus dem Oriente finden.
ein phöniziſches Glasſtück, einen äghpliſchen Scarabaus
oder einen aſſyriſch⸗babyloniſchen Zylinder. Aehnliche
Köpfe fommen übrigens auch anderorts in Curopa vor,
insbeſondere in Gemeinlebarn und Oedenburg, beides
illyriſche, allerdings ſpaͤtere Stationen als die von But-
mir. Die Kultur, der dieſe Funde angehören, iſt euxo-
päiſch, und wir dürfen bei ihrer Betrachtung Aſten oder
Aegypten gar nicht berückſichtigen. Uebrigens ſei die
Aehnlichkeil der Butmir⸗Idole mit phönikiſchen Funden
gar nicht ſo groß, und eines darunter würde man eher
für mexikaniſch halten! Herr Reinach glaubt, daß Dr.
Montelius das Alter der Funde von Butmir etwas zu
hoch augegeben habe.

Auch Geheimrath Virchow führt aus, daß die
Funde einzeln betraͤchtet uns in eine verhältnißmaͤfzig
jpäte Metallzeit führen würden, und es wäre leicht
möglidh, daß in Buͤtmir eine Steinwerkſtätte beſtand,
die zur Broneezeit im Betriebe war. Das Fehlen von
Bronce ſei hier nicht maßgebend; Bronce dürfen wir
in Gräbern, in Anſiedlungen vder gar an Fabrikations-
ſtätten nur in geringem Maße, oder gar nicht erwarten.
Es ſei leicht moͤglich daß man an der Fundſtelle ſelbſt,
wenn auch nur auf kleine Partikel, und in der Um-
gebung derſelben Fundſtelle auf die Gräber der hier
einſt anſäßigen Menſchen ſtößt. In dieſen Gräbern
dürften fich dann die am Arbeitsorte fehlenden Broneen
finden. Dann wäre es ein Leichtes, die aufgeworfenen
Fragen zu beantworten. Virchow wünſcht! daß die
Ausgrabungen, von den vorgebrachten Geſichtspunkten
geleitet, forkgeſetzt werden.

Hierauf entſpinnt ſich eine von Hofrath Benndorf
(Wien) angeregte längere Debatte über die Methode,
die bei den weiteren Foͤrſchungen in Butmir zu befolgen
jet und es betheiligen ſich daran Dr. Hörnes und Kuſlos
Szombathy (Wien).

Prof Hampel (Beit) ſtellt aus der bisherigen De-
baͤtte feit, daß ſich verſchiedene Meinungen geltend
machten. Wenn eine endguͤltige Löſung der Butmirfrage
nicht zu Stande kam, ſo liege dies in der Natur der
Sache. Man wird ein endgültiges Urtheil erſt dann
fällen können, wenn die Fundftaͤtte von Butmir in
ihrem ganzen Umfange ausgehraben ſein wird und auch
das bekannt wird, was die Erde noch hivat. Immer-
hin kann die gegenwärtige Erörterung einen Erfolg auf-
weiſen: die fremden Gäſte hatten Selegenheit, maͤnches
Neue zu ſehen, manches Neue zu lernen und er hofft,
daß auch die Fachgenoſſen in Sarajewo im Umgange
mit den auswärtigen Kollegen und aus ihren Andeutungen
mancherlei Anregungen gewinnen werden, die bei der
Verfolgung ihrer weiteren Aufgaben nur förderlich ſein
fönnen. Hofrath Benndorf erhebt einige Bedenken gegen
die Veröffentlichung des vorliegenden Maͤtertals don
Butmir, Pröf. Hampel haͤlt die Veröffentlichung der
Funde jedoch für erforderlich und billigt die Art, wie
dies vom Landesmufeum auszuführen beabſichtigt werde.
Ein ſolches Werfk, ob es nun auf einmal oder in Zwi-
ſchenräumen erſcheine, wäre uur geeignet, Anlaß zu
richtigen Schlußfolgerungen zu geben.

Berichte aus Vereinen.

Spalato , Dalmatien. (Congreß für chriſtliche
Alterthumskunde) Zur Theilnahme am Archaͤologen-
Congreß in Spalato jind am 21. Iuli dort eingetroffen:
Erabiſchof Rajcevie aus Zara, die Univerſttätsprofeſſoren
Neumann und Swoboda (Wien), Boſſe, Schulze (Greifs-
wald), Nüller (Berlin), Sizkoff und Sminoff Geters-
burg), Profeſſor Marucht, Direktor des äghptiſchen Mu-
ſeunis im Vatikan, und Monſignore de Waal, Direktor
des Collegium teutonicum (Rom), Direktor Ljubie,
Vertreter der ſüdſlaviſchen Akademie zu Agram, Stedt-
pfarrer Dr. Gradmann (Neuenftein in Württemberg),
Cavaliere Frandi , Baron Daugler (Rom), Profeſſor
Hoffer (Travnik), Erzbiſchof Czarew, Biſchof von Lefina,
Prinz Windiſch Grätz (Steyermark), die Doktoren Wil-
pert, Lofari, Mantovani (Rom), Dr. Bojnicie und die
Profeſſoren Szobor, Szentghöray (Agram). Die Sitz-
ungen des Kongreſſes finden in dem reichgeſchmückten
Feſtſaale des SGymnalium8 ſtatt. In den Kebenlokali-
täten hat die Direktion des Muſenms von Spalaͤto
altchriſtliche Lampen, Lichtbilder und Zeichnungen alt-
chriſtlicher Gegenſtände, die bosniſche Landesregierung
zwei Gypsabgüſſe, Inſchriften aus dem Mittelalter und
Abbildungen von Alterthumsgegenſtänden aus derſelben
Zeitepochẽ und Profeſſor Bofje, der Sohn des preußi-
ſchen Kultusminiſters, photometriſche Aufnahmen deut-
ſcher Alterthumsgegenſtände aus Deutſchland ausgeſtellt.
Am 20, d8. begaben ſich die Mitglieder des Congreſfes nach
der Baſtilica von Salona, wo die Eröffnungsfeierlichkeit
ſtattfand. Sodann begaben ſie ſich nach Spalato zurück,

wo das Bureau gewählt wurde. Anweſend waren 77
Mitglieder; zum Präſfidenten wurde Dewaal gewählt.
Abends begannen die archäologiſchen Verhaudlungen.

Bibliotheken, Muſeen, Sammi-

lungen.

Nürnberg. (Dem Germaniſchen Na-
tionalmuſeum in Nürnberg hat der Stadt-
magiſtrat Nünden (Hannover) einen Ab-
guß des Grabmals des duech das be-
kannte Lied zur Berühmtheit gelangten
„Doktor Eiſenbart“, das ſich an Dder

S Fnördlichen Außenwand der St. Aegidien-
kirche zu Münden befindet, geſchenkt.

Paris. ¶ Das Loudre-Mujeum) hat für die Summe
von 10,000 Franken eine ägyptiſche Holzſtatuette aus
ber Zeit der 18. Dynaftie erworben. Sie ſtellt eine
Fran in durchſcheinendem Gewande vor und joll von
entzücender Anmuth und Feinheit der Ausfuͤhrung, ja
vielleicht das bedeutenſte plaſtiſche Kunſtwerk jein, das
man ſeit Beginn des Jahrhunderts in Aeghpten ge-
hat. Das Figürchen ſtellt die Prieftẽrin Toͤct
ar.

London. (Nationalgalerie.) Zwei Kunſtverſtän-
dige, Sir Zames Linton und Mr. Orrock, geben eine
beunruhigende Schilderung vom Zuftande der Bilder
engliſchex Schule in der MNationalgalerie, Die zwei
Herren haben ſchon früher ihre warnende Stimme er-
hoben und ſie haben ſich durch einen neuen Befuͤch der
Galerie am 31. Juli überzeugt, daß feitdem mur noch
weitere Verſchlechterungen eingetreten find. Sie fanden
eine Schattentemperatur von 75 Grad Fahrenheit ; das
Erdharz war an jenem Tage fMitffig und zahlreihe Niffe
zeigten ſich an gewiſſen wichtigen Bildern von Wilkie,
Stothard und Stanfield. Im Turner - Raum find die
Bilder Orvieto, Apollo und Daphne, Childe Harold’z
Vilgerſchaft in raſchem Verjohwinden begriffen, {fein
Apollo „gleicht einem Würfelpflaiter mit einer NReihe
Lerer Stellen, von denen die Farbe abgefallen ift.“
An alledem ift nach dieſen Herren nur die trockene Hitze
in der Nationalgaͤlerie ſchuld, die Turners in den
Pripatgalerien ſind überall fein erhalten. Bewerkens!
werth ijft, daß alle geſchädiaten Bilder der englijchen
Schule angehören. Gerade englijge Künftler haben
jeit Sir Jofhua Reynolds’ Vorgang am Leichtfinnigiten
mit ſchlechten Farben eyperimentirt und brillaute Wirk-
ungen für den Augenblick der Haltbarkeit und Dauer-
haftigkeit vorgezugen. Das Ergebniß iſt denn auch,
daß holländiſche Bilder aus dem Jahte 1650 beinahe
ſicher in gutem Zuſtande ſind, während englijche von
* ja 1850 ſchon heute oft nicht viel mehr als Wraͤcke
ind.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

achdruc nur mit Genehmigung der Rebattion geſtattet. Saͤmnet-

licdhe Fund-Nadhrihten ftammen ausnahm8los aus der neueften Zeit,

Einſendungen ſtets erwunſcht! Bei Zeitungsausſchnitten i{ft zu bez
merfen, aus weldjem Blatte fie {tammen.)

Der Hexausgeber eines Blattes in Amerita wendet
jih mit den Worten an das Publikum: „Wenn
Sie irgend etwas wiſſen! was zu wiſſen interefjant
iſt, und was wir eigentlich wiſfen follten, und von
bem Sie wijjen, daß wir es niht wiſſen — Bbitte,
laſen Sie es uns wijjen!“ — Das gilt auch für
unſere geneigten Lejer,

Hanau, Kurhefjen. Geſte der römiſchen Anfied-
lung in Hanau.) Bährend der Bauten zur Anlage
einer Werft am Mainkanal in Hanau wurde das Noͤrd-
ende der ſchon ſeit lange entdeckten Römiſchen Main-
krücke feſtgelegt und bet weiteren NMachgrabungen die
Criſtenz römiſcher Niederlaſſungen auf dem Gebiet der
Stadt Hanau unleugbar nachgewieſen. Ueber die an
dem Brückenende gefundenen Gegenſtände berichtet Profeſ-
ſor Dr. Wolff in „Heffenland“: Es war geradezu über-
raſchend, aus dent von dem ehemaligen Uferſchlamm
ſchwarzgefärbten Ries , welchen die Arbeiter in den
Baggerkähnen ſorgfältig durchſuchten Nadeln Schnallen,
kleine Kettenringe, die bekannten Löffelchen mit nadel-
förmigem Griffe und andere Gegenſtände Hervorfchimmern
zu ſehen/ goldglänzend, ohne den geringſten Auſatz von
Latina. Man konnte Feinheiten der Technik und der
Ornamentirung erfennen, die ſonſt durch die Patina
verdeckt zu ſein pflegen. Die Griffe der Löffelchen ſind
durch Riefen rauh gemacht, offenbar um eine ſichere
Handhabung trotz der geringen Dicke des Griffes zu er-
möglichen. Beſonderes Juterreſſe erregt auch eine noch
federnde Pincette und zwei größere Steck⸗ oder Haar-
nadeln, die mit den Spitzen in einer aus Bronckblech
hergeſtellten dütenförmigen Schutzhülle ſteckten aus Der
man fie, wie zur Zeit der Verwendung, heraus nehnien konnte.
Das Intereſſanteſte unter den Fundſtücken bilden die
Miünzen. Sie ſtellen eine, abgefehen von den Gegen-
kaiſern des Jahres 69—70, ununterbrochene Serie aller
Kaiſer von Claudius bis Antonius Pius und ſennh
SGemahlin Fauſtina I. dar, gehören ‚aljo der Zeit vBı
41—161 n. Chr. an. Die groͤßte Anzahl der gefundenei
Münzen ſtammt aus den Jahren 81—117, Das ließe
den Schluß zıt, daß die meiften Münzen zu jener Zeit
in den Fluß gekommen ſind. Es iſt aber aͤus allgemein
hiſtoriſchen Gründen mit Beſtimmtheit anzunehmen, datz
die Münzen zum großen Theil zu Hadrian's Zeit (117
—1838) in’3 Waſſer kamen und dafür bietet die durch
die vortreffliche Erhaltung der Münzen ermöglichte Ver-
gleichung ihrer Abnutzung vor der Zeit des Verluſtes
einen neuen Beweis. Der Hanauer Münzfund iſt
zweifellos einer der intereſſanteften von denen der letzten
ZJahre. Die übrigen Funde geſtatten einen tiefen Ein-
hlick in das Leben der römiſchen Grenzer. Man fühlt
ſich eigenthümlich berührt, wenn man Gegenſtände faſt
unmittelbar, wie ſie vor faſt 2000 Jahten aus der
Hand gelegt wurden, aus dem Strom zieht. Unwill-
kürlich fühlen wir uns der IV. vindelikiſchen Cohorte
angenähert, die als Hauptwache den Mainübergang
ſicherte und von jedem Ziviliſten, der die Beücke paſfirte
den Obolus für den Slromgott erhob.

Kaſſel. (Alterthumsfunde in Kurheſſen) . Hm

laufenden Jahre ſind an verſchiedenen Orten Kurheſſens
durch bäuerliche Beſitzer beim Abtragen von Hügelgtäbern
prähiſtoriſche Gegenſtände gefunden morden. Die Staats-
regierung gibt nun bekannt, daß es wünſchenswerth ſei,
daß ſolche Gräber in Zukunft nur unter fachberſtändiger
Leitung abgetragen werden. Die Herren Ortsvorftäude
werden angewieſen, vor jeder Oeffnung eines ſolchen
Grahes dem Landrathe des Kreiſes Anzeige zu machen,
bamit ein Beauftragter des Muſeums zu Kaffel ſich an
Ort und Stelle begeben und der Deffnung des Huͤgel-
grabes beiwohnen fönne. Irgendwelche Nachtheile follen
den Beſitzern aus der Theilnahme der Beamten nicht
erwachſen, im Gegentheil, die etwaigen Mehrkoſten eines
langſameren Grabens wird das königliche Muſeum
tragen und die aus dem Grabe gewonnenen Fundftücke
ſollen nach Marktpreiſen bezahlt werden.

Hofheim in Naſſau.! (Ausgrabungen.) Gegen-
wärtig finden unter der Leitung des Profeſſors Wolf
au Frankfurt umfaſſende Auzgrabungen auf dem ſog!
Hochfelde, der früheren römiſchen Soldatenniederlaſſung
„Haneck,“ ftatt, Schon im Zahre 1844 veranftaltete
Archibar Habel auf eigene Koſten derartige Naͤchfor-
ſchungen, leider find aber ſeine Aufzeichnungen verloren
gegangen. Prof Wolf war nun in den wenigen Tagen
feiner Thätigkeit ſo glüclidh, daß er die Ukmriffe des
ganzen Kaſtelles feſtſtellen fonnte, Münzen und Spangen
wurden gefunden; die ſehr gut erhaltenen Verputzarbeiten
in rother, grüner und gelber Farbe zeugen von der
ſoliden Bauart der Gebäude, die das Kaftell umgaben.

Dortmund, Weſtfalen. (Wandmalereien 20.) Der
alte Rathhausbau wird gegenwärtig in Bezug auf feinen
hiſtoriſchen Werth einer aründlidHen Unterſuchung unter-
zogen Seitens des Kultuswiniſtertuns ſind zu dieſem
Zweck die Herren Architekt Schütz und Regierungsbanu-
meiſter Otto abgeordnet worden, deren Arbeit zuͤnächſt
darin beſteht, an der Faſſade ſowohl wie im Innern
des Gebäudes die Wände von dem im Laufe der Zeit
erhaltenen Verputz zu ſäuhern und dadurch etwaige
intereſſante Arbeiten aus früheren Jaͤhrhunderten bloß-
zulegen. ©3 iſt dies bereits in reichlichem Maaße ge-
ſchehen, denn es ſind Bogen und Kapitäle angetroffen
worden welche die Baukuͤnſt des 11. und 12. Zaͤhr-
hunderts herborgebracht hat! Es beweiſt dies auch ein
romaniſcher Bogen, welcher im Vorderpoͤrtal bloßgelegt
iſt und der durch Lehm und Kalk und anderes Bay-
material bisher den Blicken entzogen war! Derſelbe
findet die allgemeinſte Beachtung und wegen der Fornt
der Ausführuug die größte Bewunderung. Weiterhin
ſind bis jetzt noch eine Keihe anderer Kapitäle freige-
legt worden, die durch ſeltene Natürlichkeit auffallen
und deren Blattwerk an den romaniſchen Bauſtil ver-
gangener Jahrhunderte erinnert. Außerdem ſind Wand-
gemälde u. ſ. w. in dem großen Saale aufgedeckt, welche
von tüchtigen Künſtlern im Auftrage einer kunſtfinnigen
Verwaltung etwa in 16, Jahrhundert ausgeführt und
ein Jahrhundert ſpäter von einem weniger kunſtber-
ſtändigen Geſchlecht durchleberkleiſterung? wieder ver-
wiſcht worden ſind. Man iſt mit den Entdeckungs-
arbeiten“ noch fortgeſetzt beſchäftigt, deten Ergebuiß
nach den bisherigen Erfahrungen ſich dahin geftalten
dürfte, daß in letzter Inſtanz die Regierung fich in's
Mittel legen wird und den Abbruch eines Gebäudes
unterjagt , welches nach der Renovierung oder Uwän-
derung noch Jahrhunderte lang Sturm und Wetter
überdauern dürfte, um künftigen Geſchlechtern zu er
zählen, daß am Ende des 19. Jahrhunderts eine kunſt-
ſinnige Verwaltung und ein patriotiſches Geſchlecht nicht
zugab, ein Monumient aus den ruhmreichſten Zeiten der
alten „Tremonia” zu zerſtören.

Trier, Rheinprobinz. (Die römiſche Stadtmauer
von Trier) Der Thätigkeit des ſtellvertretenden Mu-
ſeumsdirektors Dr. Lehner iſt wieder ein erfreulicher
Erfolg zu verdanken. Durch die unter ſeiner Leitung
vorgenommenen Ausſchachtungen iſt in letzter Zeit die
römiſche Stadtmauer weſtlich von der Porta Nigra, das
letzte noch nicht bekannte Stück, freigelegt worden und
jo endlih die bisher offene Frage über die Ausdehnung
der alten Treviris gelöſt. Die aufgefundenen Stadt-
mauerreſte aus der römiſchen Zeit, die von ziemlichem
Umfange ſind, haben heim Aufbau der Stadtinauer des
Mittelalters als Grundlage gedient und ſind noch ſehr
gut erhalten. Die röntiſche Stadtmauer liegt jetzt ſo
ztemlich frei; die weiteren Ausſchachtungen dienen weſent-
lich zur Auf und Unterſuchung der bis jetzt noch unbe-
kannten Gräben, Thore und Thürme! Dieſe Unter-
ſuchungen werden zweifelsohne auch zur Loͤſung der
Frage über die Bedeutung der Porta Nigra nicht wenig
beitragen.

Finſterwalde Brandenburg (Münzfund.) Beim
Abbruch eines Haufes am Markt hierſelbft fand man
neulich in einer Wand verſteckt einen ungefähr 50 em
hohen Topf, der, in der Ferm einem umgeſtuͤrzten Kegel
aleichend, bis oben mit Münzen angefüllt war. Unter
den Geldſtücken befanden ſich 110 Jächfijche Speztes-
thaler und 9 halbe SpeziesthHaler. Der größte Theil
der Münzen ſtammt aus der Mitte des 16. Jahrhün-
derts. Der Apers derſelben trägt das Bild des da-
uals regierenden Kurfürſten Auguſt von Sachſen mit
vumſchrift AUGUSTUS. D. G. DUX. SAX, ONJE.
#ROMA. JM, während der Revers das kurfürſt-
7 AWaypen und die Vorte CHAL. KET, KELEX.
JHJMARS tfrägt. Jedenfalls ſind die Münzen zur
t‚beßlbrei?igiährigen Krieges aus Furcht vor den

Schweben, Welche die Stadt arg mitnahmen, eingemauert
worden. . F {

Si * rünzfund ) Bei einem Reparaturbaue
im rarı be3 oberländiſchen Ortes Seubtendorf
WUrDEN. - DIE ge in der Kuͤchenſtuhe zuerſt einige

Hände vol 4 Geldſtücke und dann Ttwas tiefer ein
Topf — en und kleineren Silbermünzen gefun-
den Sie |tammen aus dem 16. und 17, Jahrhundert
(die Jahreszahlen reichen von 1585 bis 1662). Die
Mehrzahl hat die Größe von Thaler⸗ und Fünfmark-
ſtücken; doch finden ſich auch zahlreiche von kleinerem
und nitttlerem Umfange vor. Alle Münzen zeigten ſich,
als ſie gereinigt waren, gut erhalten. Manche ſtanmen
aus Braͤnnſchweig; auf vielen ſtehen die Worte ; Zwei
Mark in reinem Silber Deo et Patriae.” Dieſe hHaben
iedoch nur die Größe von Zehn⸗ und Zwanzig⸗Pfennig-
ſtücken. Merkwürdig iſt, daß der nunmehr gehobene
 
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