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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Nr. 46,


Seite 365.

Waffen und Geräthſchaften aus Senegam-
bien. (Sluftration neben.) Bei einer Ausſtellung
der Produkte franzöſiſcher Kolonien wurden die Beſucher
aud) duͤrch eine reiche Sammlung von Waffen, häuslichen
Geräthſchaften, mufikaliſchen Juͤſtrumenten und andexen
Dingen überraͤſcht, welche eine Expedition, die den Se-
negal hinaufgegangen war, den eingeborenen Negerſtänimen
abgenommen. hatte. S3 iſt in der That übexrraſchend,
mit welcher Gẽſchicklichkeit dieſe Naturkinder hei allem
Mangel an tüchtigen Werkzeugen, Metall und Elfenbein
zu bearbeiten verſtehen, und nicht minder ſtaunt man
über die waͤhrhaft finnreiche Konſtruktion einzelner Ge-
genſtande, die wirklich einem eurohäiſchen Tauſendkünſt-
ler Ehre machen würden! Eigenthümlich iſt dabei eine
nicht zu verkennende Formenverwaͤndtſchaft mit den
Kunſterzeugniſſen der amerikanifchen Ureinwohner, die
ſich jogar an alten zerfallenen Banwerken wiederfindet.
Beweiſt dies eine gleichmäßige Natürlichkeit unkulti-
virter Völker, die nicht über eine beſtimmte Norm hi-
naus kann? Oder iſt der Zuſammenhang in grauer
Vergangenheit zu ſuchen? Auf jeden Fall verrathen
die afrikaniſchen Kurtoſitäten, daß es auch unter den
Wilden ſtrebſame Köpfe gibt, denn an Gegenſtänden
gleicher Art bemerkt man oft Verbeſſerungen und an
einem Sattel ſogar Steigbügel in beinahe europäiſcher
Form, die vermittels eines Riegels für die perſchiedene
Höhe und Breite des Fußes eingerichtet werden können.
Meijterhaft ſind auch die dolchartigen Waffen gearbeitet,
und bei Anblick einiger, aus der Haut inländiſcher Thiere
gefertigter Taſchen möchte man jchwören, ſie ſeien euro-
zaͤiſches Fabrifat. Senegambien in Weſtafrika, den
kapberdiſchen Inſelu gegenüber, bewäſſert vom Senegal und
Gambia , mit drückend
heißem und an der
Küfte für Europäer ſehr
ungeſundem Klima, iſt
bewohnt von einer
Menge von Negerſtäm-
men; die zahlreichſten
ſind die Mändingo, im
Quellgebiet des Nigirs,
und die Joloffen, zwi-
ſchen Senegal und Gam-
bia; letztere, wie die
ſchönſten, ſo auch zu-
gleich die ſchwärzeſten
aller Neger. Die Fe-
lani oder Fulbe, d. £.
Halbraune, haben ſich
von N. her über Sene-
gambien bis an den
Benue zwiſchen die
Negerſtänime geſchoben,
mit denen ſie ſich zu
miſchen angefangen
haben. Dieſes ſtreit-
bare Hirtenvolk be-
kennt ſich zum mo-

hammedaniſchen
Glauben und iſt für
denſelben nach den
Vorſchriften des Koran
mit den Waffen und

durch Sendboten
außerſt thätig Der

jehr ausgedehnte
Handel Senegambiens
iſt vorzugsweiſe in den
Händen der Europäer,
der vom Senegal (St.
Louis und Gorée) aus
nach dem Nigir vor-

gedrungenen Fran-
zojen, der Portu-
ziefen und der Eng-

länder am Gambia;
aber auch die Deutſchen
ſind daran betheiligt.
Hauptausfuhrgegen?

ſtände ſind das ſoge-
nannte arabiſche Gum-
mi Gaͤrzaus ſchwigung

der im des Sene-
gals große Wälder
bildenden Gummi-

Akazie) und das feine
Speiſeöl der Erdnüſſe.
Schriftenaus-
tauſch an Univerſi-
täten. Die Univerſi-
täten Deutſchlands und
des Auslandes tauſchen
alljährlich im Seßp-
tember die während
des letzten Studien-
jahres unter ihrer Auto-
rität erſchienenen
Schriften untereinander
aus. Dieſer Schriften-
austauſch iſt für die
Wiſſenſchaft vongrößter
Bedeutung , weil da-
durch die ſchlecht do-
tirten Bibliotheken der
Hochſchulen in den Be-
ſitz einer Reihe werth-
voller Veröffentlich-
ungen gelangen, die
im Buchhandel ent-
weder gar nicht oder
doch nur unter großem
Koſtenaufwand zu er-
werben ſind. Angeregt
wurde dieſer Schriften-
austauſch im SJahre 1818 durch ein Einladungsſchreiben
der Univerfität Marburg, die auch viele Fahrzehnte
hinduxch der vorort für den Tauſchverkehr geblieben
ijit. Erſt als ſich die Verkehrgeintichtungen verheſſerten,
übernahın die Verſendung jede Univerfität ſelbſt und
läßt ſie jetzt meiſt durch ihre Bibliotheken beſorgen.

— —


Seite 364.)

die Smithsonian


m Gegenwärtig

S)leabemieen und gelehrte Geſellſchaften. Im letzten
Sahre wurden gegen 5000 Schriften den einzelnen
Bibliotheken einverleibt.


Waffen und Geräthſchaften aus Senegambien. Cext neben.)
Ein geübter Juwelendieb iſt kürzlich in Köln
verhaftet worden. Er iſt anſcheinend ein Mitglied einer
internationalen Gaunerbande, angeblich ein Pole; er
iſt hochelegant gekleidet und Hat das Ausſehen eines
vornehmen Herrn. Sein Auftreten iſt vornehm, und
läßt den Verbrecher nicht in ihm vermuthen. Der

Gauner arbeitete auf folgende Weiſe: Er betrat die
Läden und ließ ſich Juwelen, insbeſondere aber Vor-
ſtecknadeln mit Brillänten vorlegen. Unter den ihm
präſentirten Gegenſtänden fand er jedoch nicht das, was
er fuchte, und er bat ſich ein Papier aus, um dem Ge-
ſchäftsinhaber eine kleine Skizze der von ihm gewünſchten
Form der Brillantennadeln aufzuzeichnen. Dieſe Zeit
Hun benutzte der Gauner, um einige Gegenſtände ſich
anzueignen und in den Falten ſeines Regenſchirms ver-
ſchwinden zu laſſen. Juͤngſt verſuchte er nun in einem
Geſchäfte in der Breitenſtkaße eine ähnliche Gaunerei.
Nach ſeinem Fortgehen vermißte die Frau des Geſchäfts-
inhabers verſchiedene Goldſachen, die dem Herrn vorge-
legt worden waren. Sie traf dieſen kurze Zeit darauf
auf der Straße, verfolgte ihn und ließ ihn durch einen
Schutzmann feſinehmen! Dann wurde er in den Laden
zurückgeführt! Selbſtredend leugnete er den Diebſtahl.
Als aber der Schutzmann Miene machte, ihm die Hände
zu ſchließen, fiel ihm der Regenſchirm zuͤr Erde und
heraus rollten drei werthvolle Buſennadeln, ſowie einige
Goldſachen, die auf die bezeichnete Art einigen Juwe-
lieren im Laufe des Tages geſtohlen waren und von
dieſen als ihr Sigenthum wieder erkannt wurden. Der
wurde gefeſſelt und in ſicheren Gewahrſam ge-
ſchafft.

Holzſchuitzereien. In Kopenhagen erregte in
dem vor Kurzem eroͤffneten Kunſt⸗ und Induſtrie⸗Muſeum
eine ſeltene und lehrreiche Sammlung geſchnitzter Holz-
ſachen die Aufmerkſamkeit der Herzog3 und der Her-
zogin von Cumberland. Um dem Müſenm die Samm-
lung zu erhalten und auch um zu verhindexn, daß ſie
durch Einzelberkauf zerſplittert werde, hat der Herzog

dem Beſitzer die ganze

Sammlung abgekauft.

Dieſelbebleibt vorläufig

als Eigenthum des Her-

zogs im Muſeum. Der
Kaufpreis beträgt
40,000 Kronen. —

Auerkennungs-

zeichen. In der letzten
Direktionsſitzung des
Märkiſchen Provinzial-
muſeums iſt, wie wir
erfahren, u. A. auch
über die alljährlich zur
Vertheilung gelangen-
den ſilbernen Anerken-
nungszeichen für Ver-
dienſte um das Muſeum
befunden worden. Das
Zeichen ſollen erhalten
die Herren: Bürgex-
meiſter Mertens in
Prenzlau, Magiſtrats-
ſekretär Koye und Bu-
reauanwärter Zimmer-
manninBerlin Mühlen-
beſitzer Scherz in Lychen
und Muſeumsdirektor
Hazelius in Stockholm.
Nach den Grundfätzen
für die Vertheilung er-
halten dies Zeichen
nur die Perſonen, denen
fräher ſchon das An-
erkennungsdiplom zu-
erkannt worden iſt, die
aber noch fernerhin dem
Mujeum hervorragend
förderlich geweſen ſind.
Dieſes Vorgehen iſt
auch anderen Muſeen
zu empfehlen, denn
häufig erhaͤlt der Ge-
ſchenkgeber oder
Förderer der Mu-
feumszwecke kaum einen
ordenklichen Dank. Je-
des Muſeum ſollte gol-
dene, ſilberne und bron-
cene Medaillen vor-
räthig haben.

Das Schickſal
einer kaiſerlichen
Krone. Kurz vor der
Schlacht bei Sedan er-
hielt die Kaiſerin Euge-
nie eine von ihr be-
ſtellte Krone gerade
noch rechtzeitig geliefert,
um fie auf ihrer Flucht
mitzunehmen. Die
Kaiſerin behielt die
Krone bis zu dem Tode
ihres Sohnes im Zu-
luͤlande, durch den all'
ihre Hoffnungen einen
ſo argen Stoß erlitten.
Nun berkaufte ſie die-
ſelbe dem Anfertiger,
welcher ſie für eine
Million Franken 3U-
rücknahm und an einen
vertrauten Freund für
den nämlichen Preis
verkaufte. Anſtatt die
Krone jedoch, wie er
vorgegeben, zu behalten,
nahm der Freund ſie
mit nach New⸗ Dork, wo
ſie in dem Schaufenſter
eine8 Goldſchmiedes am
Broadway auslag. Die
Krone beſteht aus 2000 Steinen von 1/, bis S Karat,
die in Altſtlber gefaßt ſind, das mit dicken Goldſtreifen
verſtärkt iſt. Die Bligel ſtellen Veilchenblätter dar, auS -
deren Mitte ein Sträußchen Veilchen hervorſteht, in
deſſen Mitte wiederum ein Diamant von 15 Karat an-
gebracht iſt. Der Reif hat nur 20 Zentimeter Umfang,
 
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