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Baumeister: das Architektur-Magazin — 7.1909

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Gurlitt, Cornelius: Antike Denkmalsäulen in Constantinopel, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52602#0094

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84

DER BAUMEISTER » 1909, APRIL.



*Arch. Ricli. Dollinger, Stuttgart.

Schwäbisches Sommer- u. Ferienhaus. Verandaseite.

(Bauausstellung Stuttgart.)

Schwäbisches Sommer- und Ferienhaus.

In den Regionsbeschreibungen heisst sie die Porphyrsäule. Sie war,
nach einem Gerücht, aus Rom herbeigebracht und auf dem plakoti-
schen Forum aufgestellt worden, das nach den ebenen und breiten, von
den Griechen placas (itÄazö’jg) genannten Pflastersteinen seinen
Namen hat. Zugleich habe der Kaiser sein ehernes Bild aufgestellt,
das sowohl durch Kunst als durch hervorragende Grösse sich aus-
zeichnete. Es war nämlich von alter Arbeit und von höchster
Kunstvollendung, so dass es zu atmen schien. Man erzählte,
dass die Statue einst der Apoll von Ilias gewesen sei, den der
Kaiser zu seinem Bilde geweiht habe, indem er in den Kopf einige
Nägel vom Kreuze Christi eingelegt habe.. .
„Die Porphyrsäule war nicht durch Stufen ersteigbar, sondern
massiv. Der Biograph des Alexander Comnenos er-
zählt, durch Blitzschlag sei nicht nur das Standbild vernichtet,
sondern auch 3 Ringe der Säule herabgeworfen worden. Welcher
Art diese Ringe waren, wird man aus dem weiteren erkennen. Die
Säule steht zwar noch auf dem Gipfel des 2. Stadthügels, doch
verkleinert durch Alter und Feuersbrünste, Erdbeben und Stürme.
Es fehlt ihr das

1 l3/i' Breite und hat IS' Höhe. Die Spira ist dorisch, besteht aus
Porphyr und ist durch eine Plinthe, einen unteren und oberen Torus
und dazwischen einer Scotia (Rinne) gegliedert, lieber der Spira
hat der Schaft der Säule einen Umfang von etwa 33 Fuss. Sie ist auf-
gemauert, nicht etwa aus einem Stein, sondern ist aus 8 Steinen ge-
bildet (Spondylen), deren jeder mit einem Kranz oder Kreis oder
Torus oder Lorbeergewinde an der Fuge umgürtet ist, so dass diese
nicht gesehen werden konnte. Wenn nun die Kränze nicht beschä-
digt wären, würde die Säule als aus einem Stein bestehend erscheinen.
Denn dieser Ansicht war nicht nur die Menge, sondern auch Geschichts-
schreiber, indem sie die gegenteilige Ansicht verspotteten: Die Dumm-
köpfe sähen nicht, dass die Säule aus einem Steine gebildet sei und
dass die Bronzereifen, mit denen sie damals umgeben war, und die
Spondylen nur einen Schmuck vorstellen. Jetzt hat die Säule nicht
mehr Reifen aus Bronze, sondern einige eiserne, deren Zweck ist, nach
den Beschädigungen durch Feuersbrünste sie zusammenzuhalten. An
Stelle der durch Stürme herabgeworfenen Trommeln ist ein Spondyle
aus vielen Steinen aufgebaut, der eine griechische Inschrift trägt. Diese
nennt den Na-

Standbild; ja
sogar dreier
Ringe Spondy-
len (Wirbel,
Knorpel, Trom-
meln) oder
Kreise, derent-
wegen die Ge-
schichtsschrei-
ber die Säule
diekreisförmige
(cycloterem),
durch Kreise
abgeteilte nen-
nen, wurde sie
durch Stürme in
der Zeit des
Alexander
Comnenos be-
raubt. An Stelle
der Spondylen
fügte man über
dem unkanne-
lierten Schaft
und in gleicher
Stärke mit die-
sem einen
rechtwinkligen
Aufbau hinzu.
„Der Säulen-
fuss unter dem
Schaft ist ein
Quadrat aus


men des Für-
sten, der nach
dem Sturz der
Konstantins-
statue den oben
aufgemauerten
Spondylen er-
richtete.
„Wenn der
Türke, dem ich
aufgetragen
hatte, die Stu
fen der Basis
zu messen, wäh-
rend ich selbst
sie beschrieb
und heimlich
beobachtete,die
Messstange
richtig gehalten
hat, mit der er
mass, so habe
ich an deren
Zeichen gefun-
den, dass der
unterste Spon-
dyle 9' 4" hoch
sei, die Breite
des Torus P/a'
und dass dieser
über den Spon-
dylen 6" her-
vorrage.

Marmor von

* Ziegelwerk Höler & Co., Stuttgaft-Berg. Bauausstellung Stuttgart. (Siehe Tafel 52.)

(Fortsetzung folgt.)

Verlag: Georg D. W. Callwey in München. Verantwortlich: Hermann Jansen in Berlin W. 35. Druck: Kastner & Callwey in München.
 
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