Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0045
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Heft 1
DOI article:Salmony, Alfred: Die Neueröffnung der römischen Abteilung im Museum Wallraf-Richartz in Köln
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0045
stücken zwischen Stegen, genau beschriftet, leicht entwicklungsgeschichtlich
ablesbar und gar nicht starr. In Köln wird sogar Numismatik ein Vergnügen,
von dem sich die einstigen Besitzer beim eiligen Vergraben des durch Bar-
bar enüb erfülle bedrohten Geldes nichts träumen ließen.
Bronzegefäße und Bronzegerät führen zu den Gemmen. Den Abschluß
bilden Silberschmiedearbeiten in Aussägetechnik, die im Gegensatz zu dem
ähnlich aussehenden Filigran auf indischen Ursprung verweist. Die Völker-
wanderungskunst bringt den germanischen Kerbschnitt.
Abermals biegt man im rechten Winkel um, um über die frühchristliche
Kunst bis zur Zeit um 800 vorzustoßen. Dieser Teil der Sammlung (früher in
den Abteilungen verstreut) ist klein, enthält aber die unvergleichliche früh-
christliche blaue Schale (4. Jahrhundert). Das Gerät zeigt erneute Verschlech-
terung. An den Zierstücken aus fränkischen Frauengräbern kommen ganz neue
Kunstfaktoren zur Geltung, die Rom nichts mehr verdanken. Provisorisch
schließen einige Hauptwerke der Großplastik ab.
Ein gewaltiges Material wurde von Fremersdorf gemeistert. Wie leicht
hätte die Anordnung langweilig werden können! Besonders ungewohnt ist
das Verständnis für die Qualitäten und Ansprüche des Kunstwerks, das nicht
totgeschlagen, sondern herausgehoben werden muß. Die Aufstellung weist
museumstechnisch einen ungeahnten Reichtum an neuen, höchst fruchtbaren
Gedanken auf. In dem Sondergebiet dürfte ihr nichts Ähnliches zur Seite zu
stellen sein. Ihr Gelingen zeigt, daß die Stadt wohlberaten war, als sie dem
jungen Fachmann vollständigste Freiheit gab. Die Eröffnung brachte ihm be-
geisterte Anerkennung für seine geradezu unbegreifliche Arbeitsleistung und
für sein glückliches Weiterführen der größten lokalen Tradition.
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ablesbar und gar nicht starr. In Köln wird sogar Numismatik ein Vergnügen,
von dem sich die einstigen Besitzer beim eiligen Vergraben des durch Bar-
bar enüb erfülle bedrohten Geldes nichts träumen ließen.
Bronzegefäße und Bronzegerät führen zu den Gemmen. Den Abschluß
bilden Silberschmiedearbeiten in Aussägetechnik, die im Gegensatz zu dem
ähnlich aussehenden Filigran auf indischen Ursprung verweist. Die Völker-
wanderungskunst bringt den germanischen Kerbschnitt.
Abermals biegt man im rechten Winkel um, um über die frühchristliche
Kunst bis zur Zeit um 800 vorzustoßen. Dieser Teil der Sammlung (früher in
den Abteilungen verstreut) ist klein, enthält aber die unvergleichliche früh-
christliche blaue Schale (4. Jahrhundert). Das Gerät zeigt erneute Verschlech-
terung. An den Zierstücken aus fränkischen Frauengräbern kommen ganz neue
Kunstfaktoren zur Geltung, die Rom nichts mehr verdanken. Provisorisch
schließen einige Hauptwerke der Großplastik ab.
Ein gewaltiges Material wurde von Fremersdorf gemeistert. Wie leicht
hätte die Anordnung langweilig werden können! Besonders ungewohnt ist
das Verständnis für die Qualitäten und Ansprüche des Kunstwerks, das nicht
totgeschlagen, sondern herausgehoben werden muß. Die Aufstellung weist
museumstechnisch einen ungeahnten Reichtum an neuen, höchst fruchtbaren
Gedanken auf. In dem Sondergebiet dürfte ihr nichts Ähnliches zur Seite zu
stellen sein. Ihr Gelingen zeigt, daß die Stadt wohlberaten war, als sie dem
jungen Fachmann vollständigste Freiheit gab. Die Eröffnung brachte ihm be-
geisterte Anerkennung für seine geradezu unbegreifliche Arbeitsleistung und
für sein glückliches Weiterführen der größten lokalen Tradition.
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